"Der tote Fasan ist mir ein Gräuel"

| Silvia Gronau 
| 20.04.2023

Wie Unternehmer, Gemmologe und Investor Thomas Schröck seine Liebe zur Kunst entwickelte, was er sammelt und wie er seine Leidenschaft für Edelsteine und Kunstwerke gerne verbinden möchte, verriet er im Gespräch mit Silvia Gronau, Chefredakteurin von LEADERSNET-ART.

LEADERSNET: Edelsteine begleiten Sie seit frühester Jugend, und beruflich als Edelsteinhändler seit mehr als 30 Jahren. Was macht ihre Faszination aus?

Schröck: Das ist mehrschichtig. Zuallererst die Frage: "Wie schafft es die Natur, genau so auszukristallisieren, dass so ein wunderbares Ergebnis dabei herauskommt?" Dann natürlich die Seltenheit, die Härte und das Funkeln der Steine. Ich gebe ganz offen zu, die Schönheit fasziniert mich einfach.

LEADERSNET: Sie sind bekennender Kunstliebhaber. Wie kamen Sie selbst zur Kunst?

Schröck: Mein Elternhaus war schon voll mit Bildern, da wurde im Rahmen der Möglichkeiten bereits gesammelt. So hatten wir zuhause Tuschezeichnungen und alte Drucke hängen, auch von einer Maler-Freundin meiner Mutter. Aber nur gegenständlich und bitte ja nicht modern. Einen weiteren Einfluss hatte sicher auch meine Tante, die war Chefin der Stadtbibliothek in St. Pölten. Sie hat mir immer wieder ausgemusterte Bücher der Bibliothek vorbeigebracht, da waren auch Kunstkataloge dabei. Und dann habe ich bereits als 15-jähriger die Dorotheum-Kataloge abonniert.

LEADERSNET: Sie sammeln Werke aus unterschiedlichsten Kunstrichtungen. Warum?

Schröck: Ja! Entweder sind sie modern, abstrakt oder es geht in Richtung Altmeister – bei ihnen bewundere ich die Technik, die Farben, das Licht. Mir gefällt die Kombination aus alter und neuer Kunst. Bei den Altmeistern bevorzuge ich Porträts unterschiedlichster Art. Nur bitte keine Stillleben – mit sowas kannst mich jagen!

LEADERSNET: Wie kaufen Sie Kunst? Muss es einfach "nur" gefallen?

Schröck: Es muss in erster Linie gefallen, und dann soll sie auch noch einen Bezug zu mir bzw. meinem Leben haben. Rein als Investition habe ich bis jetzt kein Kunstwerk gekauft. Hier ein Beispiel: Diese vier Gemälde von Matthias Stomer bzw. aus seinem Umkreis aus dem 17. Jahrhundert habe ich deshalb gekauft, weil sie mir erstens sehr gut gefallen, sie sind sehr stark. Und zweitens haben sie einen Bezug zu meinem Leben. In diesem Fall ist es das Thema Kommunikation. Ich bin darin ausgebildet und halte auch verschiedenste Seminare. Diese vier Werke heißen Allegorie des Sehens, Allegorie des Riechens, Allegorie des Fühlens und Allegorie des Hörens, und das entspricht unseren Wahrnehmungssystemen, wie wir Informationen verarbeiten. Mich fasziniert einfach, dass sich jemand um 1630 mit diesen Fragestellungen bereits herumgeschlagen hat. Deshalb hängen sie hier in meinem Büro.

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Die vier Allegorien in Schröcks Büro  © LEADERSNET/C. Mikes

LEADERSNET: Es ist Ihnen auch egal, wenn Ihre Kunst keine Wertsteigerung erfährt?

Schröck: Das ist mir nicht so wichtig. Ich habe zum Beispiel Bilder, die stammen aus Kaiser Franz Josefs Privatbesitz, bei diesen erwarte ich mir jetzt keine Wertsteigerung mehr. Der Erwerb hatte ganz andere Gründe: Wir haben mit Herta Margarete und Sandor Habsburg-Lothringen eine gemeinsame Firma für Schmuck, Habsburg Fine Arts, gegründet. Deshalb sammle ich gewisse Dinge aus dem Kaiserhaus, auch als Erinnerung.

LEADERSNET: Wie kaufen Sie Kunst? Wie kommen Sie zu Ihren Informationen bzw. haben Sie spezielle Galerien?

Schröck: Für die älteren Sachen sind das Dorotheum und die Kataloge eine wichtige Informationsquelle. Ich gehe auch, wenn ich einen Künstler nicht kenne, seiner Geschichte nach. Dann habe ich ein großes Freundesnetzwerk, zum Teil von sehr aktiven Sammlern und auch Händlern. Die machen mich auf Künstler aufmerksam, von denen sie glauben, dass mir ihre Werke gefallen könnten und einen Bezug zu mir haben. Und dann natürlich die Künstler selbst: Künstler bringen immer wieder auch andere Künstler aus ihrem Umfeld, das finde ich sehr spannend.

LEADERSNET: Welche Künstler sind in Ihrer Sammlung?

Schröck: Bei den Modernen ist es einmal Simon Quendler. Bei ihm besteht der Bezug darin, dass er nicht klassisch malt, sondern mit Mineralien arbeitet. Meine neueste Erwerbung von ihm ist ein dreidimensionales Werk, dass jetzt mal hier auf meinem Schreibtisch auf mich wirkt. Dann besitze ich einzelne Werke von Maria Lassnig, Giselbert Hoke oder Hermann Nitsch. Wir sind auch gerade in Verhandlung über einen großen mehrfarbigen Nitsch für unseren Empfang hier im Büro. Mal sehen, ob es klappt. Und bei den älteren möchte ich vielleicht noch Hans Makart nennen: Mir gefällt die Persönlichkeit Makarts, der erste große Marketingtyp des 19. Jahrhunderts, der aus meiner Sicht Ähnlichkeiten zu gewissen heutigen Künstlern aufweist.

Thomas-Schröck-Kunst5_C_leadersnet-C-Mikes_2023Thomas Schröck vor einem Bild von Simon Quendler © LEADERSNET/C. Mikes

LEADERSNET: Machen Sie auch Ausstellungen?

Schröck: Noch nicht, aber wir bauen hier im Büro den ersten Stock um und werden dann Ausstellungen organisieren. Einer meiner Freunde möchte hier seine große Nitsch-Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen. Es werden aber keine Verkaufsausstellungen werden.

LEADERSNET: Gibt’s bestimmte Kunstwerke, die vielleicht unverkäuflich sind, Sie aber besonders faszinieren?

Schröck: Ja. Einen Bruegel zum Beispiel hätte ich schon gerne, die Bilder haben mich schon als Jugendlicher sehr fasziniert. Die gefallen mir von den Motiven, vom Licht und von der Stimmung her. Und bei den modernen Werken ist es wohl "The Crystle Scull – For the love of God" von Damien Hirst, ein mit mehr als 8.600 lupenreinen Diamanten besetzter Schädel. Man wird ja wohl noch träumen dürfen …

LEADERSNET: Apropos Edelsteine in der Kunst – Sie haben da auch so Ihre Ideen …?

Schröck: Richtig. Ich würde mir wünschen, dass wir mehr Kunst unter Zuhilfenahme unseres Produkts Edelstein kreieren. Wir sind da im Gespräch mit einem sehr namhaften und erfolgreichen Gegenwartskünstler. Aber auch die Zusammenarbeit mit jungen Künstlern wäre mir ein Anliegen. Die Idee ist, einen Kunstpreis auszuschrieben, mit völliger Freiheit für die Künstler. Wir sind bereits in Kontakt mit Kurator:innen und wollen das Projekt jetzt weiter vorantreiben.

Das Interview mit Thomas Schröck zu Edelsteinen als Wertanlage lesen Sie hier.

thenaturalgem.com

Über Thomas Schröck

Thomas Schröck ist Gründer und CEO von The Natural Gem. Es handelt als einziges Unternehmen im deutschsprachigen Raum mit naturfarbenen Edelsteinen. Der promovierte Ökonom ist ein u.a. in den USA, der Schweiz, Deutschland und Indien ausgebildeter Gemmologe und gilt mit 30 Jahren Erfahrung im internationalen Edelsteinhandel als führender Experte für naturfarbene, unbehandelte Edelsteine und Edelsteininvestments. Im Gewinn Verlag erschien dazu auch sein Buch „Edelsteine als Investment“. Thomas Schröck lehrt Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik an verschiedenen Universitäten, hält Seminare zu NLP und ist  darüber hinaus Berater und Coach für Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik.

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Über Thomas Schröck

Thomas Schröck ist Gründer und CEO von The Natural Gem. Es handelt als einziges Unternehmen im deutschsprachigen Raum mit naturfarbenen Edelsteinen. Der promovierte Ökonom ist ein u.a. in den USA, der Schweiz, Deutschland und Indien ausgebildeter Gemmologe und gilt mit 30 Jahren Erfahrung im internationalen Edelsteinhandel als führender Experte für naturfarbene, unbehandelte Edelsteine und Edelsteininvestments. Im Gewinn Verlag erschien dazu auch sein Buch „Edelsteine als Investment“. Thomas Schröck lehrt Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik an verschiedenen Universitäten, hält Seminare zu NLP und ist  darüber hinaus Berater und Coach für Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik.

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