"Eine 40-Stunden-Woche ist heutzutage nicht mehr zeitgemäß"

| Tobias Seifried 
| 29.01.2023

Im LEADERSNET-Interview verrät Patrick Edelmayr, Geschäftsführer der Agentur elements, wieso er sich für die Einführung einer 36-Stunden-Woche entschieden hat, wie sich das auf Belegschaft sowie Kund:innen auswirkt und warum es sich dabei nur um eine Maßnahme eines großen Work-Life-Balance-Pakets handelt.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Edelmayr, Sie gehen mit Ihrer Agentur neue Wege und führen eine 36-Stunden-Woche bei gleichem Gehalt ein. Ist das in Zeiten des Fachkräftemangels ein notwendiger Schritt, oder sehen Sie das eher als ein deutliches Signal an Ihre aktuelle Belegschaft?

Edelmayr: Aus unserer Sicht ist es an der Zeit, für eine Neubetrachtung der Branchenarbeitsverhältnisse – und zwar nicht nur einzelner Elemente daraus, sondern ganzheitlich. Es geht uns nicht darum, mit verlockenden Maßnahmen an die Presse zu gehen und darauf zu hoffen, Talente zu finden. Nein, vielmehr ist es uns langfristig ein Bedürfnis, unseren Bestandsmitarbeiter:innen und künftigen Mitarbeiter:innen ein modernes, zeitgerechtes Arbeitsumfeld zu bieten. Eines, das den individuellen Bedürfnissen besser entspricht, als es bei den etablierten Modellen der Fall war. Die 36-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich ist lediglich eine von vielen Maßnahmen. Zudem verzichten wir auf "All-in-Verträge" und Überstundenpauschalen, haben die Kernzeit aufgelöst und belohnen die Loyalität unserer Mitarbeiter:innen unter anderem mit zusätzlichen Urlaubstagen.

LEADERSNET: Gilt die verkürzte Arbeitszeit auch für neue Mitarbeiter:innen? Falls ja - erhoffen Sie sich dadurch einen Vorteil gegenüber Mitbewerber:innen auf der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften?

Edelmayr: Ja, die 36-Stunden-Woche sowie alle anderen eingeführten Verbesserungen im Arbeitsumfeld gelten auch für neue Mitarbeiter:innen. Wir sind ständig am Wachsen und sind uns sicher, den künftigen Mitarbeiter:innen jetzt ein sehr attraktives Gesamt-Package bieten zu können: spannende Arbeit bei fairem Gehalt und gesunder Work-Life-Balance. Mitarbeiter:innen, die dennoch mehr arbeiten wollen, können gerne Überstunden leisten und sich diese auszahlen lassen. Mitarbeiter:innen, die aus familiären oder anderen Gründen weniger Stunden leisten wollen, können das ebenso. Wir setzen auf die Selbstbestimmtheit unserer Mitarbeiter:innen: Jeder wählt für sich, nach seinen individuellen Bedürfnissen.

LEADERSNET: Haben Sie keine Angst, dass sich dieser Schritt negativ auf die Performance auswirken könnte, oder rechnen Sie eher damit, dass auch die Kund:innen von zufriedeneren Mitarbeiter:innen profitieren werden?

Edelmayr: Wir haben in der Vergangenheit genau beobachtet, analysiert und hinterfragt. Eine 40-Stunden-Woche ist heutzutage nicht mehr zeitgemäß, und wir verwehren uns dagegen, an alten Strukturen festzuhalten, die nicht länger sinnvoll sind. Es ist an der Zeit, dass wir nach vorne denken und eine "echte" Work-Life-Balance schaffen. Klar ist, dass die verbleibenden Stunden effizienter eingesetzt werden müssen, und darauf müssen wir gerade im ersten Jahr auch ein Auge haben. Aber unsere Mitarbeiter:innen sind da voll mit an Bord und überzeugt, dass das Modell funktionieren wird und langfristig Bestand haben kann. Zufriedenheit macht sich somit an allen Fronten breit: bei unseren Mitarbeiter:innen, unseren Kund:innen und uns als Arbeitgeber.

LEADERSNET: Neben der 36-Stunden-Woche hat elements noch ein gestaffeltes Loyalty-Paket für seine Mitarbeiter:innen geschnürt. Was kann man sich darunter vorstellen, und welche zusätzlichen Benefits sind darin enthalten?

Edelmayr: Besonders am Herzen liegt es uns, dass unsere Mitarbeiter:innen lange Teil unseres Teams bleiben. Das gelingt uns zum einen dank eines stärkenbasierten Karrierewegs und zum anderen mit unserem neuen Loyalty-Paket, welches die Treue unserer Mitarbeiter:innen zusätzlich belohnt. Dazu zählen unter anderem zusätzliche Urlaubstage, Fahrtkosten-Unterstützungen, Essenszulagen und viele weitere Benefits.

LEADERSNET: Zählen bei elements neue Arbeitsformen wie Remote Work und Homeoffice mittlerweile zum Alltag?

Edelmayr: Ja. Auf Wunsch unserer Mitarbeiter:innen bieten wir bereits seit Längerem eine fünfzigprozentige Homeoffice-Möglichkeit an, und dank unseres New-Work-Konzeptes ist es nun auch möglich, Remote für uns zu arbeiten.

LEADERSNET: Wie viel Prozent der Belegschaft arbeiten durchgehend im Headquarter?

Edelmayr: Unser HQ ist ein außerordentlicher Platz (Office of the year 2020). Es bietet auf über 4.000 Quadratmetern ausreichend Platz für persönlichen Austausch und kreative Entwicklung. Das und vor allem der freundschaftliche Umgang unserer Mitarbeiter:innen untereinander bringt uns in die glückliche Lage, dass wir über 50 Prozent unserer Belegschaft täglich im Office begrüßen dürfen.

LEADERSNET: Zu Jahresbeginn kann man auch ein Fazit über das vergangene Jahr ziehen. Wie ist dieses für elements gelaufen? Die multiplen Krisen haben sich ja auf viele Branchen negativ ausgewirkt.

Edelmayr: Das vergangene Jahr war zweifelsohne "challenging". Dennoch ist es uns gelungen, es plangemäß abzuschließen. Dank gilt an dieser Stelle unseren großartigen Kund:innen und motivierten Mitarbeiter:innen, die dieses Ergebnis mit viel Einsatz ermöglicht haben.

LEADERSNET: Abschließend noch eine allgemeine Frage: Darf man sich auf die Zukunft freuen oder muss man diese mit Respekt erwarten?

Edelmayr: Wir blicken top motiviert in die Zukunft. Denn bis jetzt haben wir alle Herausforderungen gut gemeistert. Wir dürfen uns glücklich schätzen, spannende Kund:innen und ein großartiges Team um uns zu haben – was soll da schon schiefgehen?

www.elements.at

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