So schauen Arbeits- und Bürowelten 2023 aus

| Dejan Filipovic 
| 17.01.2023

Unternehmen müssen sich in Zukunft immer wieder anpassen, um den wechselnden Anforderungen gerecht zu werden.

Im Rahmen eines Pressegesprächs warfen Andreas Gnesda und Oliver Bertram, CEOs von teamgnesda, einen Blick auf 2023 und zeichneten erste Prognosen für Arbeitswelt- und Immobilienexpert:innen auf.

Zunahme an Firmenpleiten

Laut Prognosen der OECD zeichne sich für 2023 voraussichtlich keine Erholung ab und in Österreich sei mit einem Wachstum von 0,1 Prozent zu rechnen. Dem gegenüber bescheinige die EU-Kommission ein Wachstum von 0,3 Prozent. Die Folge sei eine Zunahme an Firmenpleiten. Laut Creditreform gab es 2022 4.913 Verfahren, was einer Steigerung von 60 Prozent entspricht (LEADERSNET berichtete). Steigende Energiekosten, indexangepasste Mieten und hohe KV-Abschlüsse, sowie die Auswirkungen der Inflation und Rezession seien fatal und kaum einschätzbar. Andreas Gnesda und Oliver Bertram gehen aber von einer zusätzlichen Steigerung auf 6.000 Insolvenzverfahren aus.

Aktives Agieren am Arbeitsmarkt notwendig

Der Bedarf an Arbeitskräften sei jedoch für 2023 ungebrochen. Im Dezember 2022 waren 310.000 Personen arbeitslos gemeldet und damit um 7,9 Prozent weniger als 2021. In Österreich existieren demnach 3.890.000 unselbstständig Beschäftigte, das ist ein Zuwachs um 77.000 Personen gegenüber 2021. "Der Arbeitsmarkt bleibt ein Arbeitnehmer:innenmarkt. Zentral sind zum jetzigen Zeitpunkt fundierte Analysen, intensive Vorbereitungen und ein aktives Agieren der Unternehmen. Denn die Realität führt uns bereits heute vor Augen: Reagierende müssen jetzt Einsparungen treffen, doch Agierende bereiten sich bereits auf den Wirtschaftsaufschwung vor", so Oliver Bertram.

Bedrohung durch Künstliche Intelligenz?

Laut den beiden Experten wird 2023 auch in der Arbeitswelt Änderungen mit sich bringen. So bleibe die Frage nach den Chancen und Gefahren von Künstlicher Intelligenz zentral. Im Worst-Case-Szenario verfestige sich ein mechanistisches Menschenbild und Menschen werden als reine Arbeitsressource gesehen. Im besten Fall gebe es hingegen einen Wandel zur Sinngesellschaft. 2023 müsse es jedoch bei Unternehmen deutlich werden, dass der Zenit der hierarchischen Organisation überschritten ist.

"Die Neuerungen zu selbststeuernden Arbeitswelten enthalten zwar einige Hürden bei der gelebten Eigenverantwortung und der Eigeninitiative. Trotzdem führt der Trend eindeutig in diese Richtung und damit zu einer Spaltung der Arbeitswelt", sind sich die beiden CEOs sicher.

Anpassung im Sinn von New Work erforderlich

Für die Attraktivität von Arbeitgeber:innen sei eine Anpassung im Sinn von New Work erforderlich.
"Wenn Unternehmen Arbeitswelten in der Zukunft nicht systemisch begreifen, werden sie den wechselnden Anforderungen nicht gerecht werden können. Denn Entwicklung, Fortschritt und eine erfolgreiche Zukunft allgemein sind nur systemisch gestaltbar. Bei jeder Gelegenheit ist die Rede von Change-Work-Shops, von multifunktionalen Gebäuden und flexiblen Arbeitswelten oder einer repräsentativen Büromöbelausstattung, das sind aber nur die Attribute dazu", erläutert Andreas Gnesda.

Das bedeute für die Zukunft, dass den Unternehmen entweder eine authentische und ehrliche Darstellung als attraktive Arbeitgeber:innen gelinge, oder es komme zur Wahrnehmung einer unehrlichen Scheinwelt und damit zum kontraproduktiven Effekt.

Von aufgabenorientierten zu interaktionsorientierten Büroflächen

Neben den Arbeitswelten war auch das Thema Bürowelten ein Teil des Pressegesprächs. Vereinzelte Unternehmen werden die Rückkehr ins Bürogebäude forcieren, Andreas Gnesda bezeichnete das überspitzt als "die Kapitulation alter Führungskulturen vor der gelebten Freiheit und Ergebnisorientierung."
In den meisten Organisationen sei die Freiheit von zwei bis drei Home-Office Tagen pro Woche etabliert. Auswirkungen auf die Immobilienbranche gibt es garantiert, ist sich das teamgnesda sicher.

Es sei dementsprechend Fakt, dass sich der Büroflächenbedarf von aufgabenorientierten zu interaktionsorientierten Flächen verlagert.

"Es wird eine Zeit kommen, da werden auch von großen Unternehmen nicht mehr Flächen nachgefragt werden, sondern funktionierende Biotope, in denen Provider fix und fertig gestaltete und eingerichtete, flexible Büros mit einem skalierbaren Paket an Services wie Empfang, Event, Catering zugeschnitten auf die individuellen Bedürfnisse der Organisation anbieten werden" ist sich Gnesda sicher.

Arbeitswelten systematisch begreifen

"Wenn Unternehmen Arbeitswelten in der Zukunft nicht systemisch begreifen, werden Einzelmaßnahmen diffundieren und sie werden den permanent wechselnden Anforderungen nicht gerecht werden können", weiß Gnesda mit der Erfahrung aus mehr als 500 Projekten zu berichten.

Appell an Politik

"Der Staat sollte Freiräume ermöglichen und Rahmenbedingungen schaffen, um Österreich zu einem Land zu machen, in dem Menschen nicht nur gerne Urlaub machen, sondern auch gerne arbeiten. Ein Land, das höchste Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit, -ort, und -struktur ermöglicht und dabei auf unterschiedliche Potentiale sowie zielgerichtete Aus- und Weiterbildung maximal eingeht und fördert. Zudem sollte der Rahmen für Arbeit im Alter attraktiv und anziehend gestaltet sein. Leistung ist eine wesentliche Grundlage unseres Gesellschaftsmodells und soll anerkannt und gefördert werden, Mitunternehmerschaft soll in Österreich ein begehrter Anreiz sein. Wir brauchen Antworten und mutige Konzepte zu den brennenden Fragen des Arbeitskräftemangels. Ich wünsche mir ein umfassendes Zukunftsbild für unser Land und ein stärkeres Bewusstsein für das Thema Arbeit", appelliert Andreas Gnesda abschließend an die Politik.

LEADERSNET war beim Neujahrsbrunch. Einen Eindruck können Sie sich hier machen. 

www.teamgnesda.com

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