Das Bezahlen in Österreich wird immer digitaler

| Dejan Filipovic 
| 01.12.2022

Immer mehr Konsument:innen können sich vorstellen, Google, WhatsApp und Co. für Finanzgeschäfte zu nutzen.

Mit dem Abklingen der Covid19-Pandemie, in der bargeldlose Zahlungen einen Boom erlebten, zeigt sich laut einer aktuellen Studie, dass die Rückkehr zum "Baren" immer mehr ausbleibe und der Trend zu Alternativen gehe. Aus "Payments and Open Banking" von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, geht hervor, dass noch immer 47 Prozent der Österreicher:innen am liebsten Cash bezahlen, allerdings lag dieser Wert vor vier Jahren noch bei 61 Prozent.

Debitkarten und Co.

Aktuell nutzen der Studie zufolge zwölf Prozent der Österreicher:innen bevorzugt App- oder Wallet-basierte Bezahllösungen wie PayPal, ApplePay oder Klarna. Das sind fast doppelt so viele wie noch 2020. Mit 27 Prozent bleibt das beliebteste bargeldlose Zahlungsmittel auch weiterhin die klassische Debitkarte.

16 Prozent der Österreicher:innen verlassen zum Einkaufen das Haus ohne ihre Brieftasche. Europaweit sind es 21 Prozent. Weitere 18 Prozent der Österreicher:innen und 15 Prozent der Europäer:innen verlassen sich zumindest hin und wieder allein auf mobile Bezahldienste.

App als Erfolgsfaktor

Der Wettbewerb um Kund:innen zwischen traditionellen Banken und FinTechs beschleunigt sich, denn deren Apps sind oft schneller und funktionaler, was sich immer mehr in den Nutzungszahlen widerspiegelt. Stammen in den USA vier der fünf am häufigsten heruntergeladenen kostenlosen Finanz-Apps bereits von FinTechs, sind es in Großbritannien und Polen zwei und in Deutschland nur eine.

In Österreich können sich schon 39 Prozent der Befragten vorstellen, ein Konto bei sogenannten Non-Banks zu eröffnen. Europaweit sind es 44 Prozent. Unter Non-Banks fallen einerseits die Anbieter:innen wie Apple, Google oder PayPal, aber auch Instagram, WhatsApp oder TitTok. Bei den unter 35-Jährigen liegt die Bereitschaft bereits bei 51 Prozent.

"Unsere Analyse zeigt, dass sich fast jede:r zweite Europäer:in vorstellen kann, alternative Dienste von FinTechs oder Social-Media-Plattformen für Finanzgeschäfte zu nutzen. Das sollte traditionellen Banken Anlass genug sein, ihr digitales Angebot noch besser auf die Anforderungen von Kund:innen zuzuschneiden. Denn es kommt heute nicht mehr so sehr auf ein möglichst engmaschiges Netz von Filialen und Geldautomaten an, sondern vor allem auch darauf, eine gute App zu entwickeln. Hier sind FinTechs den Banken häufig schon einen Schritt voraus", erläutert Andreas Pratz, Co-Autor der Studie und Partner bei Strategy& Deutschland.

Banken haben Vertrauensvorschuss

Laut der Untersuchung genießen Geldinstitute bei den europäischen Befragten noch immer einen Vertrauensvorschuss. Im Austausch für persönliche Vorteile würden 20 Prozent der Kund:innen ihre Daten den Banken zur Verfügung stellen. In Österreich sind es 26 Prozent. Bei FinTechs dagegen würden nur 6 Prozent der Österreicher:innen und 5 Prozent aller befragten Europäer:innen ihre Privatdaten weitergeben.

"Die Nutzung der vielfältigen Möglichkeiten, die Open Banking bieten kann, ist bislang noch vor allem auf Kontoinformationsdienste zur Analyse von Kund:innen- und Kontodaten begrenzt. Um das Potential von Open Banking besser auszuschöpfen, sollten Anbieter:innen neue Anwendungsfälle über Kontoinformationen hinaus schaffen, wie etwa Zahlungsauslösung, Kreditangebote oder für Marketingzwecke. Neben privaten Konsument:innen sollten auch Anwendungsfälle für Geschäftskund:innen wie kleine und mittelständische Unternehmen gezielt mit Open Banking-Angeboten in den Blick genommen werden. Dies gilt insbesondere, da die EU Open Banking mit gezielten regulatorischen Initiativen weiter ausbauen möchte", kommentiert Hendrik Bremer, Partner bei Strategy& Österreich.

www.strategyand.pwc.com

www.pwc.at

Payments and Open Banking Survey

Für die Studie wurden im September und Oktober 2022 rund 5.750 Verbraucher:innen aus 15 europäischen Ländern online befragt: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Irland, Niederlande, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz, Spanien und Türkei.

In Österreich wurden 383 Personen befragt. Europäische Vergleiche zwischen 2018, 2020 und 2022 beziehen sich jeweils auf die Länderauswahl 2018.

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

Payments and Open Banking Survey

Für die Studie wurden im September und Oktober 2022 rund 5.750 Verbraucher:innen aus 15 europäischen Ländern online befragt: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Irland, Niederlande, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz, Spanien und Türkei.

In Österreich wurden 383 Personen befragt. Europäische Vergleiche zwischen 2018, 2020 und 2022 beziehen sich jeweils auf die Länderauswahl 2018.

leadersnet.TV