Austrian Business Check 2025
Zahlungsmoral in Österreich zeigt erste Schwächen

| Tobias Seifried 
| 08.10.2025

Insgesamt wird jede sechste Rechnung verspätet beglichen. Private zahlen laut dem Austrian Business Check vom KSV1870 deutlich schneller als Gemeinden, Bund und Unternehmen.

Die traditionell gute Zahlungsmoral in Österreich zeigt nach mehreren Krisenjahren erste Schwächen. Laut dem aktuellen Austrian Business Check des KSV1870 erhöhte sich die durchschnittliche Zahlungsdauer bei Privatkund:innen und Gemeinden um jeweils zwei Tage, beim Bund um einen Tag. Insgesamt wird jede sechste Rechnung – rund 17 Prozent – verspätet beglichen. Insbesondere bei den Privaten dürften die hohen Kosten ein zentraler Faktor sein.

Gleichzeitig bleibt die wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen angespannt. 47 Prozent der Betriebe bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder sehr gut, ein Viertel rechnet für 2025 lediglich mit einer "Schwarzen Null". Rund ein Drittel blickt pessimistisch auf 2026.

Regionale und branchenspezifische Unterschiede

"Ein Jahr des Stillstands ist ein verlorenes Jahr, das gerade in Krisenzeiten doppelt und dreifach schmerzt", sagte Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Ziel müsse es sein, "dass in absehbarer Zeit in puncto Geschäftslage zumindest die 60-Prozent-Marke wieder erreicht wird".

Besonders schwierig stelle sich die Situation derzeit in der Warenherstellung und in der Gastronomie dar. Im Handel und in der Immobilienwirtschaft seien hingegen leichte Verbesserungen zu erkennen. Zwischen den Bundesländern gibt es deutliche Unterschiede: Während Kärnten mit 16 Prozent besonders schwach abschneidet, liegt die Steiermark mit 54 Prozent vorn.

Zahlungsmoral 2025

Sinkende Umsätze, steigende Risiken

Zwei Drittel der befragten Unternehmen berichten von stagnierenden oder rückläufigen Umsätzen. Vybiral sieht finanzielle Entlastungen, Bürokratieabbau und gezielte Förderungen als zentrale Hebel, um den Wirtschaftsstandort zu stabilisieren. Die Rezession sei "kein Sprint, sondern ein Marathon", betonte er.

Besonders gefährdet seien Betriebe, die nur knapp kostendeckend wirtschaften. Zusätzliche Preissteigerungen, höhere Personalkosten oder vermehrte Zahlungsausfälle könnten für diese Unternehmen existenzbedrohend werden. Betroffen sind vor allem die Warenherstellung, der Handel und die Bauwirtschaft.

Zahlungsverhalten stabil – aber mehr Ausfälle

Trotz angespannter Rahmenbedingungen stufen 73 Prozent der befragten Unternehmen das Zahlungsverhalten ihrer Kund:innen als stabil oder verbessert ein. Auffällig ist jedoch ein Anstieg bei Komplettausfällen. "Im Bereich verspäteter Zahlungen stehen aktuell mehr Komplettausfälle zu Buche als noch vor einem Jahr", erklärte Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH.

Knapp ein Drittel der Unternehmen schreibe offene Forderungen gegenüber Privatkund:innen schneller ab, da die Einbringlichkeit als geringer eingeschätzt werde. Koch sieht diesen Zugang kritisch: Viele Betroffene würden "ihren Verpflichtungen zumindest teilweise nachkommen – wenn auch später".

Zahlungsmoral 2025

Öffentliche Hand zahlt langsamer

Während die Zahlungsdauer bei Firmenkund:innen und Ländern unverändert blieb, braucht der Bund im Schnitt nun 36 Tage, Gemeinden 26 Tage, um Rechnungen zu begleichen. "Gerade der Bund sollte hier mit gutem Beispiel vorangehen", betonte Koch. 36 Tage seien dem Forderungsexperten zufolge entschieden zu lange.

Ausblick auf 2026

Für das kommende Jahr erwarten 32 Prozent der Unternehmen eine Verschlechterung der Zahlungsmoral. Besonders skeptisch sind Betriebe aus dem Handel, der Warenherstellung und der Bauwirtschaft – Branchen, die für die heimische Wertschöpfung eine zentrale Rolle spielen. Auch in Niederösterreich, Kärnten und Oberösterreich überwiegt der Pessimismus.

www.ksv.at

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