Wohnen hat in Vorarlberg traditionell hohen Stellenwert, ist aber auch mit hohen Ausgaben verbunden: Im Schnitt geben die Menschen im Ländle 832 Euro pro Monat für das Wohnen aus – das ist deutlich mehr als in allen anderen Bundesländern und noch einmal 52 Euro mehr als im Vorjahr. Und trotzdem bleibt der Anteil am Haushaltseinkommen fast gleich.
"Dennoch fließt weiterhin nur rund ein Drittel (32 %) des Haushalts-Netto-Einkommens in die monatlichen Wohnkosten – ähnlich wie bereits im Jahr 2023 (33 %). Der Schluss liegt nahe, dass die hohen Lohn- und Gehaltsabschlüsse der letzten Jahre die allgemeine Preissteigerung abfedern konnten", erklärt Martin Jäger, Sprecher der Vorarlberger Sparkassen.
Die Zahlen stammen aus der aktuellen Wohnstudie Vorarlberg 2025, die von INTEGRAL im Auftrag von Erste Bank, Sparkassen und s REAL erstellt wurde. Vorgestellt wurde sie im Rahmen einer Pressekonferenz von Martin Jäger und Martina Hirsch, Geschäftsführerin von s REAL Vorarlberg.
Eigentum verliert an Boden
Vorarlberg bleibt das Bundesland mit der höchsten Eigentumsorientierung. 67 Prozent der Befragten arbeiten auf eine eigene Immobilie hin (Österreich-Schnitt: 52 %). Doch in der Realität schrumpft der Eigentumsanteil deutlich: Aktuell leben nur mehr 54 Prozent in den eigenen vier Wänden – 2023 waren es noch 64 Prozent.
"Der Anstieg der Immobilienpreise, die hohen Errichtungskosten aber auch das Ende der Nullzinsphase bremst momentan potenzielle Käufer:innen aus", so Jäger. Gleichzeitig sind Mietwohnungen attraktiver geworden, ergänzt Martina Hirsch: "Jetzt sind, anders als früher, auch deutlich attraktivere Mietobjekte auf dem Markt."
Besonders auffällig: Der Wunsch nach einem Haus sinkt rapide. Nur noch 23 Prozent streben 2025 ein Eigenheim an – 2023 waren es noch 34 Prozent. Mietwohnungen und Angebote gemeinnütziger Bauträger gewinnen dagegen an Beliebtheit.
Quadratmeterzahl verliert an Bedeutung
Der Wohnraum pro Kopf schrumpft: Im Vergleich zu 2016 stehen den Befragten 6 m² weniger zur Verfügung. Gleichzeitig sinkt die Bedeutung der Wohnungsgröße für die Zufriedenheit spürbar. Grund dafür sind veränderte Haushaltsstrukturen – im Schnitt leben nur noch 2,3 Personen pro Haushalt, 2023 waren es 2,5.
Der Anteil der Einpersonenhaushalte liegt bereits bei 30 Prozent, also fast so hoch wie jener der Familien mit Kindern (36 %). "Die Abnahme der Wohnraum- beziehungsweise Haushaltsgrößen steht in Verbindung mit dem sozialen Wandel unserer Gesellschaft. Denn die Individualisierung geht einher mit der steigenden Bereitschaft, allein zu leben. Natürlich bedingt auch die demografische Entwicklung die Zunahme von Einpersonenhaushalten. Und dazu kommt, dass die hohen Wohnkosten häufig mit Flächenverzicht kompensiert werden", analysiert Martin Jäger.
Nachhaltiger wohnen
Auch beim Thema Energie zeigt sich ein deutlicher Trend. 62 Prozent der Befragten möchten künftig nachhaltig heizen oder erneuerbare Energien nutzen. Das hat mit dem Ukraine-Krieg und steigenden Energiepreisen zu tun, sagt Martina Hirsch:
"Die Versorgungsunsicherheit und der plötzliche Preisanstieg scheinen vielen noch tief in den Knochen zu sitzen. Zwei Drittel (62 %) der Vorarlberger:innen wollen deshalb in Zukunft am liebsten nachhaltig heizen oder erneuerbare Energieformen benutzen. Denn das ist sicher und spart Geld." Jene 33 Prozent, die bereits umgerüstet haben, zeigen sich laut Studie "sehr zufrieden" – ein Plus von 11 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.
Mit mehr Eigenkapital
Auch wenn Eigentum schwieriger geworden ist, bleibt es das große Ziel vieler Menschen im Land. Dabei wird auf klassische Werte gesetzt: Erspartes statt Kredit. Nur 37 Prozent der Befragten geben an, eine Finanzierung aufgenommen zu haben. Die Mehrheit setzt auf Eigenmittel oder eine Mischform.
Dabei, so die Studienautoren, verbessert sich das Umfeld langsam wieder. Jäger und Hirsch betonen: "Die Rahmenbedingungen für die Anschaffung von Eigentum haben sich im Vergleich zu den letzten beiden Jahren verbessert! Jetzt ist ein guter Zeitpunkt zu kaufen!"
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