In der jüngeren Vergangenheit hat sich immer öfter gezeigt, dass Batterien von Elektroautos deutlich langlebiger sind als manche (potenzielle) Käufer:innen und Expert:innen in den Anfangsjahren dachten (LEADERSNET berichtete). Zuletzt sorgten u. a. Testergebnisse der deutschen Prüfgesellschaft DEKRA sogar bei Branchenprofis für staunende Blicke. Dort wurden die Batterien von im Jahr 2018 in München in Dienst gestellten Elektro-Taxis der Marke Jaguar überprüft. Trotz äußerst starker Beanspruchung, die mit Alltagsautos nicht vergleichbar ist, hatten die Batterien kaum an Kapazität eingebüßt (LEADERSNET berichtete). Und jetzt gibt es ein weiteres Beispiel, das den Mythos von rasch alternden E-Auto-Akkus widerlegt.
Seit vier Jahren befindet sich beim deutschen Partnerclub des ÖAMTC, dem ADAC, ein VW ID.3 im Dauertest. Jetzt hat das Fahrzeug eine wichtige Marke durchbrochen: Denn mit über 160.000 Kilometern auf dem Tacho übernimmt der Hersteller keine Garantie mehr für die Akkuleistung. Bei VW gilt, wie bei vielen anderen Herstellern auch: Garantie gibt es für 160.000 Kilometer oder acht Jahre – je nachdem, was zuerst erreicht wird. Der Mobilitätsclub hat das Überschreiten der Schwelle zum Anlass genommen, den ID.3 einer genauen Analyse zu unterziehen.
So schlägt sich die Batterie nach 160.000 km
Dabei attestieren die Tester:innen dem Elektrofahrzeug einen rundum guten Zustand. Der Hauptfokus galt bei dieser Untersuchung jedoch dem Akku, vor allem dessen Gesundheitszustand (State of Health/SOH). Dieser Wert gibt an, wie viel Prozent der ursprünglichen Batteriekapazität noch verfügbar sind. Je nach Messverfahren variiert dieser Wert um wenige Prozentpunkte – der ADAC setzt neben dem Auslesen des Batteriemanagements und einer Ermittlung des SOH aus einem Ladezyklus auch eine Analyse des österreichischen Anbieters Aviloo (LEADERSNET berichtete) ein. Im Durchschnitt ergibt sich den Expert:innen zufolge ein Wert von rund 91 Prozent SOH, den der ID.3 nach gut 160.000 Kilometern noch aufweist. Damit liegt das Fahrzeug deutlich oberhalb des Grenzwertes (70 %), den VW bei dieser Laufleistung mindestens verspricht. Erwähnenswert sei zudem, dass der Akku im Dauertestalltag nicht sonderlich pfleglich behandelt wurde. Laut ADAC wird die Batterie regelmäßig auf 100 Prozent geladen, was die Zellen auf eine Belastungsprobe stelle. Dank des hauseigenen Schnellladers sei das Fahrzeug auch viel öfter schnellgeladen worden als das bei Privatnutzer:innen der Fall wäre.

Überraschung bei der Reichweite
In Sachen Reichweite gibt es dem deutschen Mobilitätsclub zufolge eine spannende Entwicklung. Denn obwohl die Batteriekapazität mit der Zeit etwas abnahm, weise der ID.3 nach wie vor annähernd die gleiche Reichweite wie beim Kauf auf. Möglich sei das, da regelmäßige Softwareupdates das Fahrzeug effizienter gemacht haben. Das zeige auch ein Vergleich der Verbrauchsdaten: Bei der Erstmessung im ADAC Ecotest mit gut 7.000 Kilometern Fahrleistung lag der VW noch bei 20 Kilowattstunden (kWh) pro 100 Kilometer – inzwischen ist der Wert bei 18,3 kWh/100 km angelangt. Nachbesserungsbedarf gebe es allerdings noch bei der Batteriekonditionierung: Obwohl der ID.3 über eine Batterieheizung verfügt, könne der:die Fahrer:in diese nicht selbst ein- und ausschalten, was bei tiefen Temperaturen längere Ladepausen nach sich ziehen könne, kritisieren die Tester:innen. Hier sollte VW dringend ein Softwareupdate folgen lassen. Neuere Modelle des Herstellers mit höherem Software-Stand verfügen bereits über diese Funktion.

Was sonst noch aufgefallen ist
Abgesehen vom guten Batteriezustand gab es dem ADAC zufolge zuletzt ein paar Reparaturen, die durchgeführt werden mussten. So erlitt die GPS-Antenne einen Defekt, weshalb auch das eCall-System nicht mehr zur Verfügung stand. Bei 158.000 Kilometern sei der ID.3 kurzzeitig komplett liegen geblieben, da ein Fehler der automatischen Türöffnung einen Start verhinderte. Dieses Problem habe erst durch ein Softwareupdate behoben werden können. Auch ein Defekt an der Ladeklappe musste demnach in der Werkstatt repariert werden. Positiv zu erwähnen sei, dass der ID.3 erfreulich wartungsarm ist. Binnen vier Jahren wurden bei dem Elektroauto erst zwei Wartungen fällig.
Dauertest geht in die nächste Runde
Laut ADAC sei der Dauertest noch lange nicht beendet und werde fortgeführt, um den Akku nach Ablauf der Garantie weiter zu beobachten und mögliche unvorhergesehene Reparaturen zu dokumentieren. LEADERSNET bleibt dran. In unserem Alltagstest machte die Facelift-Version des ID.3 übrigens ebenfalls eine gute Figur.
www.adac.de
www.volkswagen.at
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