Jahr für Jahr werden mit dem AutomotiveInnovations Award die innovativsten Automobilkonzerne (OEMs) der Welt ausgezeichnet. Diese seit 2011 jährlich vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach unter Leitung von Stefan Bratzel verliehene Auszeichnung untersucht und bewertet die Technologie- und Innovationsstärke internationaler Automobilhersteller und -zulieferer. In diesem Jahr gibt es einige Überraschungen. Denn laut der Analyse hat sich die Innovationsdynamik in der Automobilbranche erneut verschoben: Während chinesische Hersteller ihren rasanten Aufstieg verlangsamen, kehren etablierte (deutsche) Marken zurück – allen voran jene der Volkswagen Gruppe.
Volkswagen auf Platz 1 – erstmals seit Jahren
So belegt Volkswagen mit 109 Innovationen und einem Indexwert von 205,4 Punkten erstmals wieder Rang eins im Gesamtranking. Dass die Chinesen ihren Aufstieg jedoch nur verlangsamen und nicht beenden, zeigt sich auf den folgenden Plätzen. Denn hinter den Wolfsburgern folgen die chinesischen Hersteller BYD, SAIC und Geely auf den Plätzen zwei bis vier. Damit dominieren erstmals drei chinesische Hersteller das globale Innovationsfeld hinter Volkswagen.
"Dass Volkswagen in diesem Jahr besonders stark abschneidet, ist Ausdruck einer deutlich gestiegenen Innovationsleistung in den Technologiefeldern BEV, PHEV und Interface", erklärt Studienleiter Stefan Bratzel und fügt hinzu: "Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass chinesische Hersteller weiter an Dynamik gewinnen und zunehmend in die Top 10 vordringen – ein Trend, der sich bereits seit mehreren Jahren abzeichnet."
- VW Gruppe
- BYD
- SAIC
- Geely
- MB Group
- GM
- Nio
- LiAuto
- Stellantis
- Hyundai
- Avatr
- Ford
- GreatWall
- GAC
- Tesla
Chinas Innovationswucht konsolidiert sich
Chinesische Automobilhersteller steigerten ihren Innovationsanteil in den letzten Jahren massiv – von 27 Prozent im Jahr 2018 auf 47 Prozent im Jahr 2023. 2024 fällt dieser Wert jedoch leicht auf 46,5 Prozent. Fünf chinesische OEMs befinden sich dennoch unter den Top 10.
"Die zunehmende Konzentration der Innovationskraft auf wenige Automobilhersteller ist ein Vorbote einer Marktbereinigung der Vielzahl der chinesischen Automobilhersteller", sagt Bratzel. Die hohe Innovationsgeschwindigkeit in Verbindung mit dem ruinösen Preiskampf und hohen Überkapazitäten in China könnten auf Dauer nur wenige chinesische Hersteller mitgehen. Es sei davon auszugehen, so der CAM-Leiter, dass sich in den nächsten zwei bis drei Jahren die Zahl der unabhängigen chinesischen Hersteller, unter anderem durch Fusionen, deutlich reduziere.
Deutsche Hersteller im Aufwind
Die deutschen OEMs erhöhen ihren Innovationsanteil von 22,8 Prozent auf 24,3 Prozent – nach Jahren des Rückgangs. Haupttreiber ist der Analyse zufolge Volkswagen. BMW rutscht hingegen von Platz 1 auf Rang 19 ab. Mercedes bleibt konstant auf Platz 5. Hoffnung mache die "Neue Klasse" von BMW ab Herbst 2025.
Ein Blick auf weitere Regionen zeigt, dass die Hersteller aus den USA ein gemischtes Bild hinterlassen und jene aus Japan zurückfallen. General Motors (Platz 6) und Ford (Platz 12) verbessern sich deutlich. Tesla enttäuscht erneut und liegt auf Rang 15. Toyota stürzt von Rang 4 auf 29, während Honda und Nissan nur auf den Rängen 18 und 22 landen.
Audi-Comeback im Premiumsegment
In der Premiumklasse kann sich Audi nach acht Jahren wieder an die Spitze setzen, vor Mercedes und dem chinesischen Hersteller Nio. "Der Fokus von Audi liegt derzeit klar auf den Technologiefeldern Interface, BEV und Connectivity. 85 Prozent der Innovationsstärke entfallen auf diese Bereiche", erklärt Bratzel. Gleichzeitig zeige sich, wie gezielt chinesische Marken zunehmend auch im Premiumsegment Wettbewerbsdruck aufbauen. Mit Nio, IM, Avatr, Yangwang und Zeekr stammen fünf der zehn innovativsten Premiummarken aus China – drei davon belegen Plätze in den Top 5.
- Audi
- Mercedes
- Nio
- IM
- Avatr
- Cadillac
- Tesla
- Yangwang
- Zeekr
- Lucid
Volumenmarken und Modellranking
Bei den Volumenmarken belegt Volkswagen den Spitzenplatz. "Ein zentraler Erfolgsfaktor von Volkswagen liegt in der Fähigkeit, innovative Technologien frühzeitig flächendeckend im Volumensegment zu implementieren – und damit Maßstäbe im wettbewerbsintensiven Umfeld zu setzen", erklärt der Studienleiter.
In der Modellwertung setzt sich erstmals ein chinesisches Fahrzeug durch: der LiAuto Mega mit 13 Innovationen, darunter Weltneuheiten bei Ladeleistung, Reichweite und Interieurkomfort. Auf den Plätzen folgen der Kia EV3 (Platz 2) und der Audi Q6 e-tron (Platz 3).
Der LiAuto Mega habe laut Bratzel mit seinen 13 Innovationen maßgeblich zum guten Abschneiden der gesamten Marke LiAuto beigetragen, mehr als die Hälfte der Innovations-Indexpunkte der gesamten Marke entfällt aktuell auf diese Baureihe.
Fazit
Abschließend analysiert Stefan Bratzel: "Die globale Automobilbranche befindet sich mitten in einem darwinistischen Verdrängungsprozess, indem maßgebliche chinesische Automobilhersteller eine wichtige Rolle spielen. Die Innovationsdynamiken im Ländervergleich signalisieren, dass die deutschen Automobilhersteller gewillt sind, den Kampf gegen die neuen Wettbewerber aufzunehmen. Die positiven Signale dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den nächsten drei bis fünf Jahren noch weitergehende Anstrengungen notwendig sind, um die Transformation erfolgreich zu bestehen."
www.auto-institut.de
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