Gastkommentar von Werner Panhauser
Hitzewellen, Hochwasser, Hagelschäden – wer zahlt?

| Redaktion 
| 26.06.2025

Ein Gastkommentar von Werner Panhauser, Vorstandsmitglied im Bereich Marketing & Vertrieb bei Helvetia Österreich.

Ein neuerlicher Rekordsommer mit Hitze, Dürre und Unwetter steht uns bevor. Das ist nicht nur ein gesundheitliches Risiko – sondern auch ein finanzielles. Die Frequenz und Intensität von Starkregen, Überschwemmungen und Stürmen nehmen Jahr für Jahr zu. Da stellt sich die Frage: Wer zahlt das eigentlich und wie?

Milliarden-Schäden

Das Jahr 2024 hat uns mit einer Rekordschadensumme bereits einen bitteren Vorgeschmack gegeben. Allein die Schäden des Jahrhunderthochwassers vom September beliefen sich auf 1,3 Milliarden Euro. Der Versicherungsverband (VVO) schätzt, dass davon rund 700 Millionen Euro an Schäden für private Haushalte entstanden sind. Insgesamt verzeichneten wir in Österreich versicherte Schäden von 1,6 Milliarden Euro – und das in nur einem Jahr.

Diese Entwicklung ist kein österreichisches Phänomen. Weltweit lagen die Gesamtschäden durch Naturkatastrophen im Jahr 2024 bei 320 Milliarden Dollar, verglichen mit 268 Milliarden im Jahr 2023. Davon waren nur 140 Milliarden Dollar versichert.

Es betrifft uns alle

Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind klar zu benennen: Erstens die privaten Haushalte, die oft nur teilweise oder gar nicht versichert sind und auf staatliche Hilfe angewiesen bleiben. Zweitens der Staat, dessen Katastrophenfonds bei weitem nicht mehr ausreichen. Drittens die Versicherungen, die vor der Herausforderung stehen, diese kaum kalkulierbaren Risiken abzudecken.

Besonders problematisch: Leistungen aus dem Katastrophenfonds decken lediglich einen Teil der erlittenen Schäden ab, und dies von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Zudem besteht kein Rechtsanspruch auf diese Leistungen. Betroffene Bürger:innen werden zu Bittstellern, abhängig von politischen Entscheidungen.

Ein Blick über die Grenze

Andere europäische Länder haben längst reagiert. In Belgien ist seit 2006 bei Neuverträgen über die Feuerversicherung die Deckung von Naturkatastrophen verpflichtender Bestandteil. In der Schweiz sind Versicherungsnehmende verpflichtet, eine Gebäudeversicherung abzuschließen. Frankreich hat bereits 1982 ein NatKat-Entschädigungssystem eingeführt, das durch umfassende Staatsgarantien und staatliche Rückversicherung gestützt wird.

Solidarische Lösung

Anders als bei allgemeinen Versicherungsrisiken sind Naturkatastrophen schwer kalkulierbar. Was wir brauchen, ist die Koppelung der Naturkatastrophen-Risiken wie Hochwasser, Überschwemmung durch Starkregen, Muren, Lawinen und Erdbeben an die Feuerversicherung. Dadurch entsteht eine Solidargemeinschaft, die eine Vollversicherung zu sozial verträglichen Prämien ermöglicht und einen Rechtsanspruch auf Entschädigung garantiert.

Aktiv werden!

In Österreich fehlt bisher ein tragfähiges Konzept. Sich weiterhin auf den unzureichenden Katastrophenfonds zu verlassen, ist angesichts der dramatischen Zunahme von Extremereignissen nicht mehr tragbar. Es gilt für die Politik, hier rasch zu handeln.

Die Versicherungswirtschaft ist bereit, ihren Teil beizutragen. Die nächste Katastrophe kommt bestimmt – die Frage ist nur, ob wir bis dahin besser vorbereitet sind.

www.helvetia.com


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