AmCham-Talk mit Holger Bonin
IHS-Direktor: "Deglobalisierung ist ein nicht zu gewinnender Wettlauf"

Holger Bonin war beim hochkarätig besetzten AmCham Talk zum Thema "Wirtschaftsstandort Europa im Vergleich zu den USA" zu Gast. Die Ansichten, Forderungen und Einschätzungen des Top-Ökonomen fanden bei den anwesenden CEOs und Manager:innen großen Zuspruch.

Im Rahmen des ersten AmCham Talks der Amerikanischen Handelskammer im neuen Jahr sprach Holger Bonin, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS), über die Herausforderungen, mit denen viele Länder in Europa zu kämpfen haben und Wege, den Wirtschaftsstandort wieder zu stärken. Es gelte, die europäische Einheit zu vertiefen und liberale Werte als Attraktor für Unternehmen und die klügsten Köpfe zu nutzen, so Bonin.

Arbeitszeit in Österreich deutlich kürzer

Für Europa erwartet das IHS von 2023 bis 2027 mit 1,2 Prozent ein geringeres jährliches BIP-Wachstum als in den USA (1,6 Prozent) und in China (4,5 Prozent). "Europa altert schneller als die USA. Auch die durchschnittliche Jahresarbeitszeit zeigt deutliche Unterschiede. Während sie in den USA 1.791 Stunden beträgt, ist sie in Österreich auf 1.442 Stunden gesunken", erklärt Bonin. Deshalb müsse die Politik daran arbeiten, die Gesellschaft inklusiver zu machen, etwa durch mehr Anstrengungen bei der Gleichstellung, Unterstützung altersgerechter gesunder Arbeit und aktive Maßnahmen für eine bessere Arbeitsmarktintegration von Migrant:innen.

Deglobalisierung als "Rattenrennen"

Um den Standort Europa zu sichern, solle man die Zukunftstechnologien strategisch vorantreiben, bei denen man jetzt schon vorn dabei sei, etwa in den Bereichen Mobilität und Klimaschutz, empfiehlt Bonin. Den Trend zur Deglobalisierung, erkennbar am Brexit oder dem Handelskonflikt zwischen China und den USA, nennt der Top-Ökonom ein Rattenrennen. "Egal wie schnell die Staaten laufen: Am Ende gewinnt keiner, aber alle verlieren an Wohlstand." Die Lösung für die EU sei nicht Abschottung, sondern vertiefte Integration und Kooperation unter Freunden so der IHS-Direktor. Damit könne man Unternehmen und Talente nach Europa ziehen, die liberale Werte hochhalten.

Hochkarätige Gäste

Rund 80 Mitglieder der Amerikanischen Handelskammer fanden sich am 26. Jänner 2024 zum Business Breakfast im Hilton Vienna Plaza ein. Vor dem Talk stellte Präsident Michael Zettel zwei neue Mitglieder der AmCham Austria vor: den weltweit bekannten Mischkonzern Siemens und das globale Biotechnologieunternehmen Vertex Pharmaceuticals.

Unter den Gästen und Diskutant:innen des AmCham Talks waren u.a.Christine Catasta (BIG, Aufsichtsratsvorsitzende), Carmen Greider (3M, Country Lead Austria), Martin Hörmann (Microsoft, Director Government Affairs), Rudolf Krickl (PwC Österreich, CEO), Christian Maetz (AT&T, Business Development – Internet of Things (IoT)), Katharina Malaschowsky (Vertex Pharmaceutical, Senior Manager Government Affairs and Public Policy Austria & Switzerland), Patricia Neumann (Siemens AG Österreich, Vorstandsvorsitzende), Marco Porak (IBM Österreich, Country General Manager), Susanne Reisinger-Anders (AmCham Austria, Generalsekretärin), Alexander Shopov (AIG Europe S.A, Head of Austria Branch), Annette Trawnicek (HP Enterprise, Managing Director Austria), Ken Walsh (Erster Botschaftssekretär der USA in Österreich) sowie Gastgeber Michael Zettel (AmCham-Präsident, Accenture Austria, Country Manager).

www.amcham.at

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