Post steigert Umsatz und geht mit eigener Bank in die Offensive

| Tobias Seifried 
| 10.08.2023

Im Rahmen der Bilanzpressekonferenz der Österreichischen Post versprach Konzern-Chef Pölzl für die bank99 neue Produkte mit Konditionen auf dem Niveau der besten Marktteilnehmer. 

Am Donnerstagvormittag präsentierte die Österreichische Post ihre Halbjahresbilanz 2023. Generaldirektor Georg Pölzl sprach dabei von insgesamt herausfordernden Rahmenbedingungen, die das Unternehmen jedoch ordentlich gemeistert und somit den eigenen Erwartungen entsprochen habe: "Mit der notwendigen Kosten- und Preisdisziplin ist es gelungen, sowohl im Umsatz als auch im Ergebnis zu wachsen."

Umsatzplus und neue Bankprodukte

So konnte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent auf rund 1,285 Milliarden Euro gesteigert werden. Während es bei den Werbesendungen ein starkes Minus gab, konnten die Sparten "Paket & Logistik" sowie "Filiale & Bank" ordentlich zulegen. Zu Letzterer zählt auch die hauseigene bank99, bei der noch in diesem Jahr die vollständige Integration des Privatkundengeschäfts, das 2021 von der ING Diba übernommen wurde, komplett abgeschlossen werden soll. Das würde zwar noch einmal hohe Kosten verursachen, doch insgesamt zeigt man sich mit der Entwicklung der Bank sehr zufrieden.

Damit das auch so bleibt, kündigte Pölzl für den Herbst/Winter 2023 neue Bankprodukte (Festgeld, flexibles Sparen, etc.) an. Auf LEADERSNET-Nachfrage, auf was sich Kund:innen dabei konkret einstellen könnten, sagte der Generaldirekter, dass es mit Sicherheit attraktive Zinsen geben werde, er jedoch noch nichts Genaueres sagen könne, weil die Produkte derzeit noch in Planung seien und weil das letztendlich auch von der Zinsentwicklung in den kommenden Monaten abhängen würde. "Eines kann ich versprechen: Wir haben immer den Anspruch, unter den Anbietern mit den besten Konditionen am Markt zu sein", so Pölzl.

Wie positiv die Entwicklung der Sparte "Filiale & Bank" im ersten Halbjahr tatsächlich ausgefallen ist, zeigt u.a. das EBIT. Hier gibt es heuer ein Ergebnis von plus 1,1 Millionen Euro nach minus 20,4 Millionen Euro im Jahr zuvor. Unterm Strich bleibt zwar ein eher bescheidener Gewinn, doch da es von Jänner bis Juni 2022 noch einen ordentlichen Verlust gab, kann sich das Ergebnis sehen lassen. Wesentlich dazu beigetragen habe die positive Entwicklung im Finanzdienstleistungsgeschäft der bank99, basierend auf dem verbesserten Zinsumfeld. Der Umsatz der gesamten Sparte ist sogar um 41,3 Prozent auf 76,5 Millionen Euro gestiegen, was vor allem am verbesserten Zinsumfeld für Banken lag. 

Kennzahlen der unterschiedlichen Divisionen

Die wichtigsten weiteren Kennzahlen (Umsatz und Erträge) der Österreichischen Post im ersten Halbjahr 2023 sehen wie folgt aus:

Die Division "Paket & Logistik" verzeichnete einen Umsatzzuwachs von 9,9 Prozent auf 628,4 Millionen Euro. Das Geschäft in der Türkei blieb weiterhin von Inflation und Währungseffekten beeinträchtigt, es sei jedoch in allen Regionen gelungen, einen Anstieg im Umsatz zu erzielen. Die Division "Brief & Werbepost" verbuchte im ersten Halbjahr 2023 einen Umsatzrückgang von 0,2 Prozent auf 598,1 Millionen Euro, wobei ein Anstieg des klassischen Briefgeschäfts einem Rückgang in der Werbepost gegenüberstand. Letzteres resultiere laut Pölzl vor allem aus den zahlreichen Insolvenzen der letzten Monate, wodurch viele Kund:innen weggebrochen seien. Hier dürfte wohl auch die kika/Leiner-Pleite eine große Rolle spielen, schließlich zählt der Möbelhandel traditionell zu jenen Branchen, die stark auf gedruckte Flugblätter setzen. Im Gegensatz zum Rückgang bei der gedruckten Werbepost, erfreut sich die digitale Variante ("Das Kuvert") immer größerer Beliebtheit (LEADERSNET berichtete).

Das EBITDA des Unternehmens steigerte sich von Jänner bis Juni 2023 um 5,3 Prozent auf 189 Millionen Euro und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg von 91 Millionen Euro auf 95,2 Millionen Euro (+4,6 Prozent). Die Division "Brief & Werbepost" erwirtschaftete ein EBIT von 77,6 Millionen Euro im ersten Halbjahr nach 82,9 Millionen Euro im Jahr zuvor. Der Rückgang sei bedingt durch die stetigen Volumenrückgänge und den Kostensteigerungen in allen Bereichen, die nur teilweise durch Tarifmaßnahmen kompensiert werden konnten, hieß es im Rahmen der Pressekonferenz. Die Division "Paket & Logistik" generierte im ersten Halbjahr 2023 ein EBIT von 36,3 Millionen Euro nach 45,5 Millionen Euro im Vorjahr. Diesen Rückgang führt die Post auf positive Sondereffekte im Vorjahr in Höhe von 10,9 Millionen Euro im Zusammenhang mit Aras Kargo (v.a. Optionsbewertung Anteilserhöhung) zurück.

Das Konzernergebnis (EBIT) des zweiten Quartals veränderte sich von 51,4 Millionen Euro auf 48,2 Millionen Euro. Das Periodenergebnis steigerte sich im ersten Halbjahr 2023 von 54,8 Millionen Euro auf 78,6 Millionen Euro, daraus ergibt sich ein Ergebnis je Aktie von 1,13 Euro nach 0,83 Euro in der Vorjahresperiode.

Ausblick

Die Österreichische Post blickt nicht allzu hoffnungsvoll in die Zukunft. Man gehe davon aus, dass im zweiten Halbjahr 2023 das wirtschaftliche Umfeld in Europa weiterhin von hoher Inflation, zurückhaltendem Konsumverhalten und eingeschränkter Investitionsfreudigkeit der Unternehmen gekennzeichnet sein werde. Dennoch behält das Unternehmen für das gesamte Geschäftsjahr 2023 seine Ambitionen bei und erwartet einen Anstieg des Konzernumsatzes im mittleren einstelligen Bereich sowie ein Konzernergebnis (EBIT) auf dem Niveau des Vorjahres.

Ab dem ersten September 2023 müssen sich Kund:innen auf eine Neuerung einstellen. An diesem Stichtag adaptiert die Post ihr Produkt- und Preisportfolio bei klassischen Briefsendungen. Nicht nur Geschäfts- sondern auch Privatkund:innen können dann zwischen dem günstigeren Eco-Brief mit einer Laufzeit von zwei bis drei Werktagen und dem schnelleren sowie teureren Prio-Brief mit einer Zustellung am nächsten Werktag wählen.

Investitionsschwerpunkte

Abschließend skizzierte Georg Pölzl noch das Investitionsprogramm des Konzerns. Hier liege die Priorität auf der Sicherung von Nachhaltigkeit und Wachstum. Besonders die Kapazitätserweiterung für die Paketlogistik in Österreich und der Ausbau des nachhaltigen Fuhrparks in Richtung E-Mobilität stünden dabei im Fokus. Mit der Fertigstellung des Logistikzentrums Wien im Herbst dieses Jahres sei die Österreichische Post sehr gut aufgestellt, die Zustellqualität sowie auch -geschwindigkeit für Pakete in Österreich auch bei wachsenden Mengen weiterhin auf hohem Niveau zu halten.

"Im Sinne der Kundenorientierung steht die Leistungsfähigkeit unserer Dienstleistungen sowie die Rolle als Vorreiterin in der nachhaltigen Logistik im Zentrum unseres Handelns", so der Generaldirektor zum Abschluss der Pressekonferenz.

www.post.at

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