Pro Werktag gab es heuer 21 Insolvenzen

Die Firmenpleiten steigen weiter um zehn Prozent auf Vor-Pandemie-Niveau. Zwei Branchen sind von der Situation besonders betroffen.

Nachdem der KSV1870 (LEADERSNET berichtete) und der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) (LEADERSNET berichtete) ihre Bilanzen der heurigen Insolvenzen bereits veröffentlicht haben, hat nun auch Creditreform seine Zahlen präsentiert.

Firmeninsolvenzen steigen um zehn Prozent

Demnach stiegen die Firmeninsolvenzen weiter um zehn Prozent auf 2.661 Verfahren und erreichen das Vor-Pandemie-Niveau des Jahres 2019. Die Zahl der eröffneten Verfahren stieg dabei um 9,2 Prozent auf 1.559. Die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen erhöhen sich demnach um 10,1 Prozent auf 1.102.

Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des bevorrechteten Gläubigerschutzverbandes Österreichischer Verband Creditreform, analysiert den aktuellen Insolvenztrend: "Der Corona-Nachholeffekt wirkt nur mehr bedingt. Hinzukommen aber die Herausforderungen Fachkräftemangel, Teuerung, schwacher Binnenkonsum und das Kränkeln von Österreichs wichtigstem Handelspartner Deutschland."

Laut einer Creditreform Umfrage vom Frühjahr unter 1.400 österreichischen Unternehmen berichten 39% der heimischen Unternehmen von sinkenden Erträgen. Die Auftragslage der kommenden Monate ist negativ, die Umsätze stagnieren. Die Insolvenzpassiva belaufen sich auf rund 1,1 Mrd. Euro. 10.000 Arbeitsplätze und über 29.000 Gläubiger sind betroffen. Geprägt war das 1. Halbjahr von einigen bekannten Firmeninsolvenzen wie kika/Leiner, Forstinger und Tally Weijl.

Starke Zuwächse im Tourismus und in der Industrie

Am stärksten steigen die Insolvenzen laut der Analyse im Beherbergungs- und Gaststättenwesen, etwa dem Tourismus (+24,5 Prozent), und in der Sachgütererzeugung (+20,2 Prozent). Trotz des großen Zuwachses in Prozent sei die Industrie nach wie vor relativ betrachtet krisenresistenter als die anderen Branchen. Die Industrie kämpfe aber mit sinkenden Aufträgen, hohen Löhnen und Energiekosten sowie einem Fachkräftemangel. Der Tourismus scheine heuer die Pandemie endgültig überwunden zu haben, die Ausfälle während der letzten Jahre wirken aber im Ergebnis nach und würden zu zahlreichen Aufgaben führen.

Die meisten Insolvenzen werden im Handel (455), im Bauwesen (451) und in den Unternehmensbezogenen Dienstleistungen (418) angemeldet. Der Handel leidet durch die inflationsbedingte neue Sparsamkeit, der Bau durch die Verschärfungen bei der Immobilienkreditvergabe. Die größte relative Insolvenzbetroffenheit herrscht im Bau mit fast 19 von 1.000 Branchenunternehmen und ist damit 2,5-mal so hoch wie der österreichweite Durchschnitt.

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