Respekt und Redlichkeit

Gastkommentar von Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Corporate Affairs & Communication von JTI Austria.

Der Ton ist rauer geworden und gleichzeitig auch die Reaktionen aggressiver. Diesen Eindruck habe ich in den vergangenen Monaten und mit Andauern der Beschränkungen in wechselndem Ausmaß immer stärker gewonnen. Warum? Die Menschen sind frustriert, persönliche Kontakte waren sehr lange auf ein Minimum reduziert. Kein Grund also für gute Laune, höfliche Worte oder gar ein freundliches Lächeln. Wozu auch, hinter der Maske?

Vieles konzentriert sich unbewusst mehr auf sich selbst, man neigt zu Egozentrismus, der dann und wann in Egoismus umschlägt. Die herausfordernden Zeiten begünstigen ein solches Verhalten leider. "Jeder muss schauen, wo er bleibt", scheint das Programm zu sein. Der Eindruck, selber genug Probleme zu haben und sich ständig in die Defensive gedrängt zu fühlen, öffnet Neid- und Konkurrenzdenken Tür und Tor. Der gute Ton bleibt auf der Strecke.

Und genau da müssen wir ansetzen, auch wenn es uns Überwindung und zusätzliche Anstrengung kostet: Wir sollten uns als Basis für den Umgang miteinander vornehmen, Respekt, Redlichkeit und Fairness walten zu lassen.

Es ist schon klar und ganz natürlich, dass Menschen wie Unternehmen in Konkurrenz zueinanderstehen. Aber gerade der Beginn der Krise hat gezeigt, wie wichtig Zusammenhalt und die Wertschätzung anderer Menschen und ihrer Fähigkeiten sind. Ich denke ganz konkret an die Abende, wo für die Menschen in den Krankenhäusern oder im Handel von Balkonen applaudiert wurde und als nachbarschaftliche Unterstützung zum Pandemie-Alltag gehörte. Oder als für die oder sogar gemeinsam mit den Nachbarn beim offenen Fenster hinaus musiziert wurde, um Optimismus zu verbreiten und Zusammenhalt zu demonstrieren.

Nun zeigen die Zeichen in Richtung neue Normalität und wir dürfen nicht vergessen, wie wir uns mit redlichem Verhalten gegenseitig den Rücken gestärkt haben. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir das vorher schon getan haben! Ich weiß, es ist lange her, aber was ich – abgesehen von Restaurantbesuchen – in den vergangenen Monaten am meisten vermisst habe sind Veranstaltungen! Diskussionen zu spannenden Themen, bei denen man sich trifft, sich austauscht, informell, sich vernetzt, neue Blickwinkel gewinnt und damit auch seinen Horizont erweitert. Ja, vieles wurde in die virtuelle Welt verlegt, aber das kann das persönliche Gespräch niemals ersetzen, insbesondere das insbesondere in Österreich so wichtige "Schmäh führen". Dieser so wichtige Austausch kann aber nur dann von Erfolg gekrönt sein, wenn er mit vollem Respekt den anderen gegenüber geschieht.

Und dieses freiwillige Vernetzen, zum Wohle des Einzelnen aber vor allem auch zum Wohle des Ganzen, dieses Zusammenschließen in Interessengemeinschaften, Vereinen etc. hat ja gerade in Österreich eine ganz lange Tradition.

Die Devise sollte wieder lauten, sich gemeinsam und nicht gegeneinander weiterzuentwickeln und so Wege aus der Krise zu finden. Dort müssen wir wieder hin: Zu einem respektvollen, redlichen und fairen Umgang, kurz, zu einem Miteinander – privat, wirtschaftlich, beruflich, politisch.

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