Erpresser hackte Keuschheitsgürtel

Freiheit fürs "beste Stück" gabs nur gegen Lösegeld.

Smart Technology wird immer mehr zu "state of the art", gerade durch die Coronakrise geht anscheinend so gut wie nichts mehr ohne "digital". Die Digitalisierung zieht sich demnach immer stärker durch alle Lebensbereiche, angefangen von smarten Rollos über Alexa, die uns zum Aufwachen und Heimkommen – und sowieso auf Befehl jederzeit – unsere Lieblingsmusikplaylist spielt.

Und auch unsere Sexualität wird immer "smarter": Vibratoren die sich fernsteuern lassen sind da beinah schon Schnee von gestern, wer einen Hang zur Kinkiness hat und sich mit BDSM (Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism) und Co. anfreunden kann, der hat vielleicht schon einmal etwas von modernen Keuschheitsgürteln gehört. Eines dieser Geräte, das eigentlich für sehr private Momente in Spaß und Lust entwickelt wurde, hat nun vielen Nutzern sehr unangenehme Stunden beschert.

Grobe Sicherheitslücke bereits seit Monaten bekannt

Der smarte Keuscheitsgürtel "Qiui Cellmate", der via App (fern-)steuerbar ist, wurde nämlich jüngst zum Ziel von Hackern. Diese nutzten das an pikanter Stelle agierende Teil, um die Nutzer gegen Geld zu erpressen. Mit den Worten "Dein Penis gehört jetzt mir", sollen die IT-Kriminellen ihren Opfern mitgeteilt haben, dass der Spaß für sie hier zu Ende ist, wie Vice und der Standard berichten.

Als hätte diese Nachricht nicht schon genug Schock-Potential, wurde zudem bekannt, dass schon im vergangenen Juni, also vor über sechs Monaten eine heikle Sicherheitslücke beim "Cellmate" aufgedeckt worden war. Im Rahmen dieser Entdeckung wurde bereits damals prophezeit, was nun eingetreten ist, und zwar das User bei der Verwendung des Keuschheitsgürtels mit einer permanenten Sperre konfrontiert werden könnten. Denn dieser kommuniziert über eine API, also die Schnittstelle zur Anwenderprogrammierung, die nicht passwortgeschützt ist.

Befreiung nur durch rohe Gewalt möglich

Das Gerät verfügt zudem auch über keinerlei Möglichkeit der Notfallentsperrung. Um im Falle einer Sperre wieder frei zu kommen, hätten Träger bzw. die Opfer einer Hack-Attacke keine andere Möglichkeit, als mit einem Bolzenschneider oder Winkelschneider "Hand anzulegen", um den gefangenen Penis wieder zu befreien.

Die amerikanische Vice, die zuerst über den Fall berichtete, forschte ein Opfer des Hacks aus. Dieses berichtete, eine Lösegeldforderung in Höhe von 0,02 Bitcoin erhalten zu haben, was aktuell in etwa 750 US-Dollar entspricht. Der Erpresser drohte dem Opfer damit, das Gerät so lange nicht zu entsperren, bis dieser der Forderung nachkäme. "Zum Glück habe ich das Gerät gerade nicht getragen, als das passiert ist", erzählt der Betroffene den Vice-Journalisten.

Kein Erstfall

Bei dem Fall des "Cellmate" handelt es sich auch nicht um das erste "smarte" Sextoy, das durch Sicherheitslücken negativ auffällt. Wie der Standard berichtet, entdeckten Forscher schon vor fast fünf Jahren, also im Jahr 2016, ein Gerät, das aus der Ferne übernommen und kontrolliert werden konnte. Im darauffolgenden Jahr wurde Klage gegen den Hersteller eingereicht, da er dadurch "hochintime und sensible" Daten der Nutzer gesammelt haben soll. (rb)

www.qiui.store

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