Spurlos verschwunden: Wo ist der reichste Mann Chinas?

Alibaba-Chef Jack Ma ist wie vom Erdboden verschluckt. Gerüchte um Regimekritik als Grund verdichten sich.  


Dass die reichsten Menschen der Welt sich auch einmal eine längere Auszeit als "Normalos" gönnen können, ist klar. Doch wenn der Chef eines der erfolgreichsten Online-Unternehmen der Welt, in diesem Fall des chinesischen Amazon-Konkurrenten Alibaba, bald drei Monate wie vom Erdboden verschluckt ist, schrillen auch die Alarmglocken in Übersee. Viele stellen sich nun die Frage nach dem Verbleib von Multimilliardär Jack Ma, um den es seit Oktober ungewöhnlich still geworden ist.

Jack Ma wurde als Gründer von Online-Händler Alibaba zum aktuell reichsten Mann Chinas. Wie die deutsche Bild-Zeitung berichtet ist der 56-jährige seit verdächtig langer Zeit aus der Öffentlichkeit verschwunden. Mas Twitter-Kanal scheint wie stillgelegt und der Milliardär wurde sogar ohne jegliche Vorwarnung in seiner eigenen Gründer-Show "Africa's Business Heroes" ersetzt, und das obwohl er im Vorfeld via Twitter verkündet hatte, wie sehr er sich darauf freue, die Finalisten zu treffen.

Steckt das chinesische Regime hinter Mas Verschwinden?

Die Gerüchteküche um Mas Verschwinden brodelt schon länger, und die Wahrscheinlichkeit, dass es sich beim Verschwinden des milliardenschweren Top-Managers um eine simple, selbst gewählte Auszeit handelt, scheint immer geringer zu werden. Medien wie die deutsche Bild vermuten viel eher, dass das chinesische Regime hinter der Funkstille steckt, da der lange Zeit als veritable Gallionsfigur des Regimes geltende Jack Ma sich kurz vor seinem Verschwinden erstmals kritisch dem Regime gegenüber geäußert hatte: Es wäre nicht das erste Mal, dass das notorisch strikte Regime rund um den diktatorischen Präsidenten Xi Jinping Ma jemanden "ausgeschalten" hätte, der in Ungnade gefallen ist.

Aufmerksame Beobachter finden nämlich, dass Jack Mas Verschwinden verdächtige Parallelen mit dem Fall von Unternehmer Ren Zhiqiang vom März 2020 aufweise. Dieser hatte den chinesischen Präsidenten Xi wegen seines Umgangs mit der Corona-Krise als "Clown" bezeichnet und wurde im September zu 18 Jahren Haft verurteilt, nachdem er plötzlich und angeblich "freiwillig" mehrere Korruptionsdelikte gestanden hatte.

Geplatzter Börsengang und das Verschwinden eines Milliardärs

Jack Ma hatte im Herbst im Rahmen eines Finanzforums in Shanghai Kritik am chinesischen Finanzsystem geäußert: "Das chinesische Finanzsystem hat kein System", so Ma, der findet, dass zu strenge finanzielle Regulierungen in China den technischen und wirtschaftlichen Fortschritt verhindern würden. "Gute Innovation hat keine Angst vor Regulierung, aber sie hat Angst vor veralteten Vorschriften", wurde der Alibaba-Chef zitiert. Die Zukunft dürfe nicht "mit Methoden von gestern" reguliert werden.

Ehrliche Worte, die sich als ein fataler Fehler für Mas Business herausgestellt haben könnten: Denn kurz daraufhin schaltete sich Präsident Xi persönlich ein und verhinderte den bevorstehenden Börsengang von Ma's Finanzunternehmen Ant, das mit 34,5 Milliarden US-Dollar der größte Börsegang der Geschichte hätte werden sollen (LEADERSNET berichtete).

Folgt auf Regimekritik bald Gefängnis?

Nicht nur für Ant, sondern auch für Ma selbst könnten seine regimekritischen Äußerungen nun also schwerwiegende Folgen haben. Insider halten es für nicht unwahrscheinlich, dass Präsident Xi und seine Schergen den reichsten Mann Chinas durch womöglich falsche Geständnisse zu Fall und hinter Gitter bringen könnten. So zitiert das Wall Street Journal einen hochrangigen chinesischen Beamten wie folgt: "Xi kümmert sich nicht darum, ob du es in eine dieser Reichen-Listen geschafft hast oder nicht. Was ihn interessiert ist, was du tust, nachdem du reich geworden bist und ob du deine Interessen mit den Interessen des Staates in Einklang bringst."

Es ist kein Geheimnis, dass es in China keine freie Meinungsäußerung gibt: Viele westliche Werbungen, Apps, Plattformen oder TV-Shows, welche von Ma und seinem Regime als problematisch angesehen werden, sind in China verboten, und auch Facebook und Co. gibt es dort nicht.

UPDATE: 


(rb)

www.alibaba.com

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