"Wir werden geradezu überschwemmt von Neuigkeiten"

| 28.10.2020

NÖN-Geschäftsführer Friedrich "Fritz" Dungl erzählt, ob der 55. Geburtstag der Zeitung gefeiert wird, was den "regionalen Kommunikationsauftrag" ausmacht, welche strukturellen Veränderungen geplant sind und warum das Medium keine Trennung zwischen "Privat" und "Business" vornimmt.

LEADERSNET: 55 Jahre Niederösterreichische Nachrichten (NÖN) und kein bisschen leise – auf was darf man sich da freuen?

Dungl: Eine große Party wird es nicht geben und die Gründe dafür sind ja leider bekannt. Anderseits können wir uns intensiv unseren Lesern widmen, was wir ohnehin am liebsten tun. Ein schönes Sonderheft mit einem Streifzug durch 55 Jahre NÖN wird es ebenso geben wie eine umfangreiche Aufarbeitung auf noen.at. Für unsere Abonnenten haben wir heuer noch eine besonderes Geburtstagsgeschenk als Überraschung in der Vorweihnachtszeit. Einfach den Aboclub im Auge behalten.

LEADERSNET: Die letzten 55 Jahre waren auch für den Medienbereich von höchstem Strukturwandel getragen. Wie haben Sie diesen Wandel erlebt?

Dungl: Sie haben recht, die letzten 31 Jahre davon habe ich aktiv als Medienmanager miterlebt. Zu Beginn meiner Laufbahn war der Hunger nach Informationen bei den Konsumenten groß und das Angebot noch beschränkt. Fernsehen und Radio bestanden ausschließlich aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Zeitungen wurden beim Kolporteur gekauft und das Internet war für Privatpersonen noch nicht zugänglich. 2020 ist das Beschaffen von Informationen keine Herausforderung mehr. Neben Dutzenden TV- und Radioprogrammen stehen unzählige Internet-Plattformen, Gratiszeitungen und das gigantische Reich der "sozialen" Medien zur Verfügung. Wir werden geradezu überschwemmt von Neuigkeiten – overnewsed but underinformed – wie viele Medienforscher meinen. Die Aufgabe der klassischen Medien und damit auch der NÖN ist daher das Wichtige zu selektieren und Einordnung zu schaffen. Verbindlich, nachprüfbar und beständig.

LEADERSNET: Stichwort "Regionaler Kommunikationsauftrag" – was kann hier die NÖN besonders gut?

Dungl: Die NÖN ist nahe bei den Menschen im Bezirk und nimmt die Anliegen und Themen ernst. Die Vorgänge vor der eigenen Tür haben einfach den größten Einfluss auf das Befinden jedes Menschen. Ein NÖN-Journalist braucht daher Empathie und das Verständnis für "seine" Region. Das fällt ihm in der Regel leicht, weil es auch seine eigene Heimat ist. Niederösterreich ist in jeder Hinsicht enorm vielfältig und das bilden wir auch ab.

LEADERSNET: Die Digitalisierung hat auch bei den Niederösterreichischen Nachrichten Einzug gehalten. Wo setzt Sie hier heute Ihre Schwerpunkte und auf was darf man sich in Zukunft freuen?

Dungl: Die Coronakrise hat bewiesen, dass verbindliche und verlässliche Information nicht in ein paar von Einzelpersonen geposteten Zeilen stattfinden kann. Klassische Medien unterwerfen sich dem Presserecht, sind klagbar wenn sie Falschmeldungen berichten und ihre Inhalte sind beständig. Kein Wunder, dass ein internationaler Trend zurück zu klassischen Medien feststellbar ist. Die NÖN ist gerade als Lokalmedium für ihre Leser und Nutzer sehr gut überprüfbar, denn schließlich berichten wir über ihr nahes Umfeld. Die hohe Nachfrage nach lokalen Infos und das massive Wachstum der Zugriffe auf unsere Internet-Seiten gerade in einer solchen Krisensituation, beweisen wie wichtig ein verlässlicher und krisenfester Partner in der Region ist. Unsere nächsten Schritte sind eine noch bessere Integration der Inhalte zwischen den Plattformen und eine Verstärkung des Bewegtbild-Angebotes.

LEADERSNET: Die NÖN ist das Trägermedium für ein NÖ Netzwerk sowohl im privaten Bereich als auch im Business. Wo sehen Sie hier die Einzigartigkeiten und Stärken?

Dungl: Unsere größte Stärke sehe ich hier im Bestreben die Bereiche Privat und Business gar nicht getrennt zu betrachten. Die NÖN ist eine Plattform auf der sich unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Anliegen treffen. Unsere Inserenten sind gleichzeitig Leser und Nutzer und wenn einer unserer Leser ein Unternehmen gründet, denkt er bei der Bewerbung sofort an die NÖN. So verschwimmen die Bereiche der beruflichen und privaten Nutzung ineinander.

LEADERSNET: Gibt es strukturelle Veränderungen, die die NÖN in wirtschaftlich angespannten Zeiten durchführen wird?

Dungl: Wir haben diese Veränderungen zum Glück schon vorgenommen, als von der Coronakrise noch keine Idee vorhanden war. 2017 haben wir begonnen unsere regionalen Newsrooms zu errichten, der letzte wird in Wiener Neustadt noch vor Jahresende in Betrieb gehen. Gleichzeitig haben wir unsere Mitarbeiter mit mobiler Ausstattung versehen um ihnen den Systemzugang von überall zu ermöglichen. Home Office und Remote-Tätigkeiten sind so problemlos realisierbar. Nicht auszudenken, wenn uns die Krise hier am falschen Fuß erwischt hätte. Ein großes Kompliment gebührt hier unseren Mitarbeitern, die diese Veränderungen nicht nur mitgetragen, sondern ganz wesentlich aktiv mitgestaltet haben.

LEADERSNET: Was wünschen Sie sich von den Lesern, Wirtschaftspartnern bzw. Anzeigenkunden?

Dungl: Bleibt uns treu! Wir tun alles dafür, euch das so leicht wie möglich zu machen und ein verlässlicher Partner für Niederösterreich, seine Unternehmen und Bewohner zu bleiben.

www.noen.at

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