"Die Ziele sind ganz unbescheiden"

| 07.03.2012

leadersnet.at im Interview mit OÖN-Chefredakteur Mandlbauer über den Relaunch, Regionalität und die Renaissance des Qualitätsjournalismus.


Mit 8. März erscheinen die Oberösterreichischen Nachrichten in neuem Gewand. Zehn Jahre nach der letzten Überarbeitung holte sich das Vorzeigemedium des Linzer Medienhauses Wimmer (ÖAK Verkaufsauflage von 109.535 (plus 260)). Unterstützung vom bekannten Berliner Designer Lukas Kirchner, der  das Blatt übersichtlicher, eleganter, jünger und weiblicher gestalten sollte.

Anlässlich des Make-Overs hat leadersnet.at Gerald Mandlbauer, Chefredakteur der Oberösterreichischen Nachrichten, zum Interview über den Relaunch, der Konvergenz von Print und Digital, die Imageangelegenheit iPad und das Bekenntnis zum Qualitätsjournalismus gebeten.

leadersnet.at:
Anfang März wurden die Oberösterreichischen Nachrichten einem Relaunch unterzogen. Zur Umsetzung holte man den bekannten Berliner Designer Lukas Kirchner mit an Board. Warum der Relaunch? Was sind die Ziele dahinter?

Mandlbauer: Ganz einfach. Die Oberösterreichischen Nachrichten sind seit dem letzten Relaunch zwar nicht in die Jahre gekommen, aber grafisch-optisch nicht mehr auf dem aktuellsten Stand. Die Ziele sind ganz unbescheiden. Wir glauben an die Renaissance des Qualitätsjournalismus und wollen die Oberösterreichischen Nachrichten in diese Richtung bewegen. Sie sollen eleganter wirken, hochwertiger, sie sollen übersichtlicher sein, jünger werden und vor allem auch weiblicher.

leadersnet.at: Bringt die Neugestaltung des Blattes auch inhaltliche Änderungen mit sich?

Mandlbauer: Bei unserem Relaunch haben die Leserinnen und Leser, vertreten durch den Leserbeirat, aktiv mitgearbeitet. Wichtigster Wunsch der Leser ist eine verstärkte Lokalisierung gewesen. Unsere sechs Lokalbücher werden daher in eigene Zeitungsteile ausgegliedert und damit deutlicher akzentuiert. Das Wochenende wird neu gestaltet, Magazin und Reiseteil werden zusammengelegt. Und wir wollen die drei wichtigsten Themen in jeder Ausgabe als große Schwerpunkte opulenter aufbereiten, grafisch und mit Fotos.

leadersnet.at: Wie zentral ist der Faktor "Regionalität" im Gesamtkonzept der Oberösterreichischen Nachrichten?

Mandlbauer: Das ist unser Kernprinzip. Wir wollen die Innovationskraft im Regionalen beweisen. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir wollen Landesgespräche liefern. Wenn die Leute in der Früh beim Frühstück beisammensitzen und die Zeitung lesen, müssen sie im Idealfall sagen: Hast du das schon in den Nachrichten gelesen?

leadersnet.at: Wäre eine regionale Ausweitung bzw. ein Fokus auf andere Bundesländer, wie beispielsweise Salzburg, denkbar?

Mandlbauer: Wir müssen nicht ausweiten. Wir sind mit einer Teilauflage, nämlich unserer Steyrer Lokalausgabe, bereits in Teilen Niederösterreichs vertreten. Im Bezirk Amstetten werden wir gerne gelesen, auch weil die Bewohner dieses Bezirkes nach Oberösterreich orientiert sind.

leadersnet.at: Wie schauen die längerfristigen Zielsetzungen aus? Wo sollen die Oberösterreichischen Nachrichten in zehn Jahren stehen?

Mandlbauer: Wir wollen das bleiben, was wir jetzt schon sind: Die wichtigste Zeitung in Oberösterreich. Neun von zehn Entscheidungsträgern lesen uns mindestens einmal in der Woche. Jeder zweite Oberösterreicher liest die OÖN mindestens einmal in der Woche. Und wir wollen diese Verankerung auch auf die anderen Plattformen (Internet, iPad, Handy) ausbreiten. Alles muss eins werden: Die Kunden, die Inhalte und die Plattformen müssen unter der Gesamtmarke Oberösterreichische Nachrichten zusammengefasst werden.

leadersnet.at: Stichwort "Digital" – seit letztem Jahr erscheinen die Oberösterreichischen Nachrichten auch am iPad. Hierbei setzt man auf ein Abo-Modell. Wie entwickelt sich das digitale Geschäft? Welches Potential sehen Sie darin?

Mandlbauer: Das Angebot entwickelt sich genauso wie bei den anderen Zeitungen. Das iPad ist eine Imageangelegenheit. Beim digitalen Geschäft sind wir sehr gut unterwegs. Unser Online-Auftritt hat im vorigen Jahr unter den Regionalzeitungen den deutlichsten Zuwachs zu verzeichnen gehabt. Es soll so bleiben.

leadersnet.at: Mit "nachrichten.at" betreibt man einen Ableger im Netz. Viele Tageszeitungen verfolgen die Strategie, das Web für quasi „schnelle Meldungen“ zu nutzen und konzentrieren sich in den Printausgaben verstärkt auf Analysen und Hintergründe. Verfolgt man bei den Oberösterreichischen Nachrichten den gleichen Ansatz? Geht es aus Ihrer Sicht überhaupt noch anders, ohne Einbußen und Kannibalisierung im Print-Geschäft hinnehmen zu müssen?

Mandlbauer: Natürlich muss die Zeitung als Papier sich künftig noch mehr ihrer Stärken besinnen und das wird auch bei den Oberösterreichischen Nachrichten so sein. Bei der Papierzeitung wird weniger der Faktor Zeit, sondern vielmehr das Prinzip Tiefgang künftig mehr entscheidend sein. Wir gehen davon aus, dass der Häppchen-Journalismus durch einen neuen Qualitätsjournalismus abgelöst wird und wir hoffen, dass es so kommt.

leadersnet.at: Wie sehen die aktuellen Zugriffszahlen auf "nachrichten.at" aus? Welche Möglichkeiten der Vermarktung bestehen?

Mandlbauer: nachrichten.at wächst rasant. Dasselbe gilt für die Umsätze.

leadersnet.at: Wie gestaltet sich generell das Verhältnis der Erlöse zwischen Print und Online?

Mandlbauer: Cashcow ist die Papierzeitung und damit unterscheiden wir uns nicht von den anderen Regionalzeitungen.

www.nachrichten.at

CV Gerald Mandlbauer

Während seines Studiums war Mandlbauer als Sportjournalist und freier Fotograf bei diversen Zeitungen tätig. 1983 stieg er bei den OÖNachrichten als Sport-, dann Motor- und Wirtschaftsredakteur ein. Von 1989 bis 1992 machte er sich mit der Werbe- und PR-Agentur Como selbstständig.1993 ist Mandlbauer als Wirtschaftsressortleiter zu den OÖN zurück gekehrt.1994 avancierte er zum stellvertretenden Chefredakteur, seit 1. Juli 2003 ist er Chefredakteur.

CV Gerald Mandlbauer

Während seines Studiums war Mandlbauer als Sportjournalist und freier Fotograf bei diversen Zeitungen tätig. 1983 stieg er bei den OÖNachrichten als Sport-, dann Motor- und Wirtschaftsredakteur ein. Von 1989 bis 1992 machte er sich mit der Werbe- und PR-Agentur Como selbstständig.1993 ist Mandlbauer als Wirtschaftsressortleiter zu den OÖN zurück gekehrt.1994 avancierte er zum stellvertretenden Chefredakteur, seit 1. Juli 2003 ist er Chefredakteur.

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