„Wir sind ein klassischer Fall von einem Hidden Champion“

| 27.11.2016

Wagner, Managing Director Mondi Korneuburg GmbH, im Interview über Unternehmenskultur, multikulturelle Herausforderungen, die Rolle der Frau in der Wirtschaft und in welchen Bereichen der Markt besonders wächst.

Mondi Europe & International, eine Division der Mondi Gruppe mit Hauptsitz in Wien, Österreich, unterhält an die 100 Produktionsstätten in 30 Ländern und beschäftigt rund 25.000 Mitarbeiter. Sie ist in vier Business Units gegliedert: Packaging Paper, Fibre Packaging, Consumer Packaging und Uncoated Fine Paper. Eveline Wagner, Managing Director Mondi Korneuburg GmbH, lebt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zeichnet sich durch einen dialog-orientierten Führungsstil aus und sorgt beim Top Arbeitgeber der Region mit 220 Mitarbeitern aus 21 Nationen für gelebte Vielfalt. leadersnet.at hat die Managerin zum Interview getroffen.
 

leadersnet.at: Das Geschäft mit Feinpapier hat bereits 1793 in Klein-Neusiedl begonnen. Heute ist Mondi ein Global Player. Welche Produkte werden in Österreich erzeugt?

Wagner: Mondi ist ein internationales Verpackungs- und Papierunternehmen, das rund 25.000 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern beschäftigt. In Österreich alleine sind es rund 2.500. An den sieben Standorten werden Papier, Zellstoff, Wellpappe, Kraftpapiersäcke, Kunststoffe sowie spezielle Verpackungen hergestellt.

leadersnet.at: Welche Produkte werden bei Mondi Korneuburg hergestellt?

Wagner: In Korneuburg stellen wir flexible Verpackung her, mit der Spezialisierung auf vorgefertigte, sterilisierfähige Standbodenbeutel für Tierfutter und Fertiggerichte. Dabei produzieren wir vor allem für private Label Hersteller und Key Accounts.

leadersnet.at: Wie ist die Position des Unternehmens am Markt, gibt es Produktspezialitäten, bei denen Mondi Marktführer ist?

Wagner: Als das Werk 1973 von Anger & Co gegründet wurde, haben sie die erste Maschine zur Herstellung dieser sterilisierfähigen Beutel angeschafft. Übrigens eine der ersten in ganz Europa. Über all die Jahre hat sich das Kerngeschäft nicht verändert. Durch die langjährige Erfahrung wurde das Werk zu einem Wissenspool, wenn es um sterilisierfähige Beutel geht. Wir sind ein klassischer Fall von einem „Hidden Champion“ – wir produzieren ein erfolgreiches Nischenprodukt und sind damit Markführer. Unsere Wachstumszahlen belegen das: Produzierten wir 2004 noch 250 Millionen Beutel waren es 2014 bereits 1,6 Milliarden. Und der Markt wächst weiter.

leadersnet.at: 30 Mio. Euro sollen in das Mondi Werk in Korneuburg fließen, die Fläche des Werks werde auf rund 14.500 Quadratmeter erweitert. Warum – und was hat das Unternehmen konkret vor?

Wagner: Wir haben gerade erfolgreich ein Projekt mit einem Investitionsvolumen von 10 Millionen Euro umgesetzt, mit dem wir u.a. eine neue Druckmaschine gekauft haben. Jetzt sind wir schon mitten im nächsten Projekt, das ein Investitionsvolumen von 20 Millionen Euro umfasst. Und ja, mit dieser Gesamtinvestition über 30 Millionen Euro werden wir uns flächenmäßig verdoppeln - von 7600qm auf 14.500qm.
Wir investieren in neue Druck-, Kaschier- und Beutelkonfektionsmaschinen – in jedem Bereich wird also investiert und erweitert. Damit wollen wir die Kapazität soweit ausbauen, dass wir unser Ziel schaffen: Nämlich einen Umsatz von 95 Millionen Euro im Jahr 2020.

Einhergehend mit der Erweiterung unseres Werkes investieren wir aber auch in die Modernisierung. Mit den neu eingesetzten Technologien reduzieren wir die Emissionswerte und den Energieverbrauch. Zum Beispiel nutzen wir einen Absorber, der überschüssige Wärme in Kälte für die Kühlung der Produktionshallen umgewandelt wird.

leadersnet.at: Gibt es einen besonderen Schwerpunkt in der Firmenstrategie?

Wagner: Besonders wichtig ist uns das klare Verständnis der Kundenbedürfnisse und Marktentwicklung. Dazu glänzen wir noch mit exzellentem Service sowie verlässlicher und pünktlicher Lieferung. Und wir legen viel Wert auf nachhaltige und langfristige Geschäftsbeziehungen.

leadersnet.at: Welchen Stellenwert hat die Unternehmenskultur- basiert sie auf definierten Werten?

Wagner: Unsere Unternehmenskultur basiert auf Eigenverantwortung und Unternehmertum. Wer bei uns ist, hat die Chance sich weiterzuentwickeln, egal auf welchem Level er eingestellt wird. Mit Engagement und Fleiß stehen viele Türen offen – dafür steht Mondi insgesamt als Unternehmen. Um die Integration von neuen Mitarbeitern zu fördern, arbeiten wir mit einem Buddy System. Jeder Mitarbeiter bekommt zu Beginn unterstützend einen Buddy zur Seite gestellt. Zudem bieten wir unseren Mitarbeitern Förderungen sowie aktive Mitgestaltungsmöglichkeiten in der Unternehmenskultur an. Und da die Firmensprache Deutsch ist, für alle internationalen Arbeitskräfte zusätzlich auch Deutschkurse.

leadersnet.at: Es gibt auch einen Mondi-Diamant. Was hat es damit auf sich?

Wagner: Genau, der Mondi-Diamant spiegelt unsere operativen Schwerpunkte und die strategischen Ziele wider. So facettenreich wie ein Diamant sind hier Werte und Ziele festgelegt, die uns besonders wichtig sind. Es gibt fünf Schwerpunkte: operative Leistung und hochkarätige Produkte, Personalentwicklung und Kundenorientierung, sowie nachhaltige Entwicklung.

leadersnet.at: Mondi Korneuburg beschäftigt 220 Mitarbeitern aus verschiedensten Nationen. Welche Herausforderungen und Chance ergeben sich dadurch?

Wagner: Wir zählen zu den Top drei Arbeitgebern in der Region und beschäftigen derzeit insgesamt 220 Mitarbeiter. Was uns dabei allerdings besonders von anderen Betrieben unterscheidet, ist die Zusammensetzung, besonders in der Fertigung: Unter unseren Mitarbeitern findet man 21 verschiedene Nationalitäten und es werden 20 verschiedene Sprachen gesprochen. Diese bunte Mischung an Arbeitskräften ist geschichtlich gewachsen. Wir sind lokal als guter Arbeitgeber bekannt, und werden von unseren Mitarbeitern weiterempfohlen.

Ein so internationales und multikulturelles Unternehmen braucht aber natürlich eine klar verständliche Firmenkultur und einen guten Dialog mit den Mitarbeitern – aber auch klar definierte Spielregeln. Deshalb funktioniert die Zusammenarbeit so gut, egal welchen kulturellen oder religiösen Hintergrund die Mitarbeiter haben, sie arbeiten Seite an Seite.

leadersnet.at: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein großes Thema. Wie beurteilen Sie die Lage? Wie können Unternehmen dies meistern?

Wagner: Mondi ist nicht nur eine gute Firma, wenn es um Integration und Internationalität geht, sondern auch wenn es um Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht. Anders als bei anderen Unternehmen sind bei uns die Unternehmenswerte tatsächlich Werte, auf die man sich stützen und berufen kann, mit einer Firmenkultur, die tatsächlich gelebt wird. Auch hier gilt: Wenn man engagiert ist, unternehmerisch denkt und seinen Job ernst nimmt, hat man auch die Freiheit, sich viel selbst einzuteilen. 2015 waren bei Mondi in Wien z.B. 10 Väter und 26 Mütter in Väter- bzw. Mütterkarenz.

Ich bin selbst ein gutes Beispiel für die Karrieremöglichkeiten innerhalb von Mondi, einem Unternehmen, das die Vereinbarkeit von Karriere und Familie bietet: Vor rund vier Jahren, als ich gerade mit meinem ersten Kind in Karenz war, wurde ich gefragt, ob ich die Stelle der Geschäftsführerin in Korneuburg übernehmen möchte. Diesen Schritt habe ich nie auch nur eine Sekunde bereut. Diese Stelle ist herausfordernd, vielseitig und niemals langweilig.

leadersnet.at: Wie sehen Sie die Rolle der Frau in der Wirtschaft?

Wagner: Ich denke, dass es in Unternehmen das wichtigste ist, das Potential in Menschen zu sehen, unabhängig von der Position, in der sie sich gerade im Unternehmen befinden. Vieles hängt bestimmt mit der Erziehung und der Geschichte zusammen. Wir bemühen uns zwar sehr, unsere Kinder gleich zu erziehen, ihnen dieselben Startchancen zu geben. Trotzdem gibt es viele Faktoren, die noch ein „altes“ Rollenbild unterstützen, in dem Buben mutiger und selbstbewusster erzogen werden als Mädchen. Aber gerade diese Eigenschaften sind im Berufsleben notwendig. Wenn man diesen Mut nicht mitbekommen hat – aber trotzdem viel Potential in einem schlummert - liegt es meiner Meinung nach an der jeweiligen Führungskraft, die Möglichkeiten aufzeigen und zu fördern. Ermöglicht man diesen Mitarbeitern die Weiterentwicklung, gibt es plötzlich keine Grenzen mehr.

www.mondigroup.com

Eveline Wagner

Eveline Wagner hat Chemie in Deutschland studiert. Nach dem Studium arbeitete sie in der Papier- und Verpackungsindustrie als Produktentwicklerin. 2004 heuerte sie bei Mondi in Korneuburg als Anwendungstechnikerin für das Consumer Bags & Films Business an. Vor vier Jahren hat sie schließlich die Geschäftsführung beim Technologieführer für vorgefertigte, steriliserfähige Standbeutel (für Tierfutter und Fertiggerichte) übernommen.

Eveline Wagner

Eveline Wagner hat Chemie in Deutschland studiert. Nach dem Studium arbeitete sie in der Papier- und Verpackungsindustrie als Produktentwicklerin. 2004 heuerte sie bei Mondi in Korneuburg als Anwendungstechnikerin für das Consumer Bags & Films Business an. Vor vier Jahren hat sie schließlich die Geschäftsführung beim Technologieführer für vorgefertigte, steriliserfähige Standbeutel (für Tierfutter und Fertiggerichte) übernommen.

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