Vor Kurzem endete die 17. Vienna Fashion Week, die die Bundeshauptstadt vom 15. bis zum 20. September zum Dreh- und Angelpunkt der Modebranche machte. Unter dem diesjährigen Motto "Sehen und gesehen werden" präsentierten im Zuge des Fashion-Events mehr als 40 Designer:Innen ihre Kollektionen auf dem Laufsteg, der sich heuer erstmals in der Halle E+G im MuseumsQuartiert befand. Abgerundet wurden die modischen Tage durch ein breites Programmangebot, das unter anderem Fashion Talks inkludierte.
Das Opening-Event
Den fulminanten Auftakt machte das VIP-Opening mit rund 450 geladenen Gästen, denen 33 Designer:innen einen ersten Vorgeschmack auf die kommenden Tage gaben und das mit einem exklusiven Get-together, bei dem die Modemacher:innen, Branchenvertreter:innen und weitere Gäste den Abend ausklingen ließen, endete. Daran teilgenommen hatten unter anderem Autor Clemens Trischler, Designerin Sabine Kerner, Moderatorin Kimberly Budinsky sowie der Musikproduzent Mario Rossori, Musiker Lukas Fendrich oder auch PR-Grand Dame Elisabeth Himmer-Hirnigel und viele mehr (LEADERSNET berichtete).
Wenn Rentner:innen den Catwalk dominieren
Und auch in diesem Jahr zeigten die Best-Age Models im Alter zwischen 60 und 82 Jahren eine selbst-designte Upcycling-Kollektion zur Eröffnung der Vienna Fashion Week am 16. September. Insgesamt nahmen 21 Mitglieder des Atelier+ der Wiener Pensionist*innenklubs an der Modenschau teil. Zum Einsatz kamen dabei ausschließlich Stoffe und Materialien, die sonst nur ungenutzt in Kästen liegen würden – ein Statement, wie Projektleiterin Irena Reichel und die 20 modebegeisterten Klub-Mitglieder des Atelier+ finden: weg von der Fast-Fashion und hin zu Langlebigkeit sowie mehr Individualität.
"Dabei geht es uns nicht nur um eine Botschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit, sondern auch um gesellschaftspolitische Anliegen wie, dass ältere Menschen kreativ, schön und sinnlich sein können", so Madlena Komitova, Leiterin der Pensionist*innenklubs für die Stadt Wien. "Auch die Aspekte der Teilhabe und der demokratischen Prozesse für ältere Menschen sind ein gelebtes und wichtiges Thema bei diesem Projekt", ergänzt Simon Bluma, stv. Geschäftsführer der Häuser zum Leben.
Christian Hennefeind, Geschäftsführer der Häuser zum Leben, unterstrich zudem: "Mit Aktionen wie dieser möchten wir die Vielfalt unserer jährlich mehr als 5.000 Angebote und Veranstaltungen noch sichtbarer machen. Die Kreativität und die Möglichkeiten in den 135 wienweiten Pensionist*innenklubs bieten Raum zur Entfaltung für alle Generationen: von Gymnastik über Musizieren und Chormusik bis hin zu Tanz, Literatur, Theater und Kunsthandwerk. Das Besondere daran: Alle Wiener*innen sind herzlich eingeladen, unsere Klubs zu entdecken und das Klubleben aktiv mitzugestalten."
"Uplift"-Modenschau
Am 18. September gab es zudem eine "Uplift"-Modenschau, initiiert von der renommierten österreichischen Umwelt- und Konsumaktivistin Nunu Kaller, die die Themen Nachhaltigkeit, Upcycling und soziale Inklusion in den Fokus rückte. Dabei präsentierte die ReFASHION gemeinnützige GmbH aus Steyr zwei einzigartige Couture-Modelle. Die aktuellen Kollektionen entstanden in enger Zusammenarbeit mit der Modeschule Ebensee. Dazu entwickeln Schüler:innen die Designs, fertigen Prototypen an und schulen auch die Mitarbeiter:innen der ReFASHION GmbH für die Produktion ein. Dieses Projekt wird auch über das Förderprogramm "Kreislaufwirtschaft" der Kommunal Kredit Public Consulting (KPC) im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Region und Wasserwirtschaft (BMLUK) gefördert.
"Wir geben Textilien ein neues Leben, indem wir sie in einzigartige, hochwertige Designstücke verwandeln. So bieten wir Textilunternehmen eine nachhaltige und wirtschaftlich attraktive Alternative zur Entsorgung und tragen aktiv zur Schonung wertvoller Ressourcen bei. Gleichzeitig schaffen wir in unserer Werkstatt Perspektiven: Langzeitarbeitslose und benachteiligte Menschen finden bei uns einen Weg zurück in den Arbeitsmarkt", so die Geschäftsführerinnen Isabelle Boitllehner und Lena Putz.
Fashion-Talk
Wie bereits erwähnt, konnten Besucher:innen der Vienna Fashion Week nicht nur neueste Modetrends auf den Laufstegen sehen, sondern hatten auch die Chance, Fashion Talks mitzuverfolgen. Beim Wonder We Want initiierten Fashion Talk etwa diskutierte ein hochkarätig besetztes Panel bestehend aus Brigitte R. Winkler (Kurier, Aurum Magbook), Desirée Fellner (Madonna), Maria Ratzinger (EntreNous), Michael Steingruber (Der Standard), Nathalie Großschädl (Falter), Nunu Kaller (Aktivistin & Autorin), Sarah Lehner (Wienerin), Stéphane Gaboué (Modejournalist, Fotograf und Casting Director) und Valerie Zehethofer (Die Presse Schaufenster) zur Frage "Kavier oder Kartoffeln? Temu oder Prada?". Unter der Moderation von Julia Rauch tauschten sich die erfahrenen Redakteur:innen und Branchenexpert:innen über Luxus, Massenkonsum und moralische Ansprüche aus. Dabei zeichneten sie ein vielschichtiges Bild der Branche im Spannungsfeld zwischen Konsumlust, Greenwashing und tiefgreifenden Veränderungen.
Ausgangspunkt der Diskussion waren aktuelle Zahlen. Denn der weltweite Markt für Fast Fashion wird bis 2026 auf über 150 Milliarden US-Dollar anwachsen. Zudem zeigen Erhebungen, dass zwar 80 Prozent der Konsument:innen Fast Fashion kritisch sehen, doch nur 23 Prozent achten beim Kauf auf Nachhaltigkeit. Obendrein beleuchteten die Expert:innen die Gründe, warum Temu und Shein bei Konsument:innen gefragt sind. Das Fazit lautete: Preis und schnelle Verfügbarkeit spielen eine entscheidende Rolle. Ebenso wie die Einfachheit des Onlineeinkaufs. Gleichzeitig wurde die Frage aufgeworfen, wie glaubwürdig Nachhaltigkeitsversprechen überhaupt sind und welche Rolle die Medien bei dem Ganzen einnehmen. Am Ende des Talks blieb die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit in der Mode komplex ist und voller Widersprüche. Klar ist sei jedoch, weniger, bewussterer und kritischer Konsum ist nötig, um Mode von einem Lifestyleprodukt zu einem echten gesellschaftlichen Statement zu machen.
Einen Eindruck von der 17. Ausgabe der Vienna Fashion Week inklusive Fashion Talk von Wonder We Want können Sie sich hier, hier, hier, hier und hier machen.
www.viennafashionweek.com
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