Neujahrsempfang der IV-Burgenland
"Die Wirtschaft wirtschaftet, die Politik schafft den Rahmen"

Beim traditionellen Neujahrsempfang der Industriellenvereinigung Burgenland verabschiedete sich die bisherige Präsidentin Heidi Adelwöhrer und übergab ihr Amt an Nachfolger Christian Strasser. Dieser appellierte in seiner Rede zum Thema Zukunft der Industrie und Wirtschaft an die künftige Landesregierung.

Der heurige Neujahrsempfang der Industriellenvereinigung (IV) Burgenland im Hotel-Restaurant Ohr in Eisenstadt stand nicht nur im Zeichen eines Neustarts, sondern auch des Abschieds: Heidi Adelwöhrer, seit Ende 2022 Präsidentin der IV-Burgenland, übergab den Staffelstab an ihren Nachfolger und bisherigen Vizepräsidenten Christian Strasser. Außerdem am Programm stand eine Statementrunde zum Thema Industrie- und Wirtschaftspolitik, an der die wahlwerbenden Parteien zur Landtagswahl 2025 – die inzwischen bereits stattfand – teilnahmen.

Wirtschaftlicher Ausblick für 2025

Da die letzten Jahre für die Industrie von starken wirtschaftlichen Verwerfungen geprägt waren und hohe Energie- und Lohnstückkosten den produzierenden Bereich vor große Herausforderungen stellten, fielen die Abschiedsworte der scheidenden Präsidentin Heidi Adelswöhrer durchaus mahnend aus: "Die Lage ist ernst und bitte nehmen Sie das auch ernst." Sie betonte, dass die Industrie in Österreich sich im dritten Rezessionsjahr befinde und Österreich 2024 nach Estland den zweitgrößten BIP-Rückgang innerhalb der EU verzeichnet habe.

Hier schloss der neue IV-Burgenland-Präsident Christian Strasser, der das Amt mit Anfang Jänner übernommen hatte, in seiner Rede an und prognostizierte, dass man auch weiterhin herausfordernde Zeiten und gesellschaftspolitische Umbrüche durchleben würde. Umso wichtiger sei es dementsprechend, den Standort Burgenland für die Zukunft zu rüsten. "Dafür braucht es unter anderem eine weitere Deregulierung und Bürokratievereinfachung, eine Stärkung von Forschung und Entwicklung, den Ausbau einer starken und leistungsfähigen Infrastruktur sowie leistbare, erneuerbare Energie und qualifizierte Fachkräfte, die am Standort leben und arbeiten", erläuterte Strasser und betonte die Notwendigkeit von Reformen, welche die Wettbewerbsfähigkeit des Industrie- und Wirtschaftsstandortes Burgenland stärken. "2025 muss sich einiges tun."

Mehr Fokus auf Forschung

In weiterer Folge verwies Strasser auf Zahlen aus einer Recherche des Economica Instituts, wonach das Burgenland beim verfügbaren Einkommen zwar im europäischen Spitzenfeld liege, sich allerdings österreichweit sowohl bei der Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung als auch pro Erwerbstätigen jeweils an letzter Stelle befinde. Die Herausforderung: Im Burgenland gibt es vergleichsweise wenige Personen im erwerbstätigen Alter, was den Arbeitsmarkt, die soziale Infrastruktur sowie das Budget ins Wanken bringen könnte. Hinzu kommt, dass ein beachtlicher Teil der Erwerbstätigen, die im Burgenland wohnen, zum Arbeiten in ein anderes Bundesland pendeln - konkret sind das rund 40 Prozent. 

Zusätzlich zu all dem weist das Burgenland unter allen Bundesländern die geringste F&E-Quote (Forschung & Entwicklung) auf, obwohl dies essenziell wäre, um wettbewerbsfähig zu bleiben und auch die Wettbewerbsfähigkeit ausbauen zu können. Zwar sei seit 2006 ein Anstieg von 0,6 Prozent verzeichnen, der durchaus positiv stimmt, allerdings würde der Anteil seit 2015 stagnieren, während die gesamtösterreichische Forschungsquote weiter im Steigen begriffen war (derzeit bei rund 3,3 Prozent).

Was Strasser nicht möchte, sind politische Interventionen in der Wirtschaft. "Wir müssen nach dem Motto handeln: Weniger Staat, mehr privat. Konkret heißt das: Die Wirtschaft wirtschaftet, die Politik schafft den Rahmen, hält sich aber weitestgehend aus dem Alltag von Unternehmen und Menschen raus." Was die Industrie seiner Ansicht nach brauche, sind wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen, um wirtschaften und wachsen zu können, weswegen er an die künftige Regierung appelliert, wirtschaftliche Stabilität und Wachstum zu forcieren. "Die Industrie ist das Rückgrat unseres Wohlstands und unseres Fortschritts", so Strasser abschließend.

Hochkarätige Gäste

Im Anschluss lud die IV-Burgenland die wahlwerbenden Parteien wenige Tage vor der - inzwischen über die Bühne gegangenen - Landtagswahl 2025 zu einer Statementrunde. Unter Moderation von Gerald Groß sprachen SPÖ-Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann (in Vertretung von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil), ÖVP-Landesparteiobmann und Spitzenkandidat Christian Sagartz, FPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer, Grünen- Landessprecherin und Spitzenkandidatin Anja Haider-Wallner, NEOS-Landessprecher und Spitzenkandidat Christoph Schneider sowie Géza Molnár, Spitzenkandidat der Liste "Hausverstand", über die Zukunft des Industriestandorts Burgenland.

Unter den Anwesenden beim Neujahrsempfang gesichtet wurden unter anderem Aniko Benkö (Geschäftsführerin IV-Burgenland), Christina und Johann Glocknitzer (Seal Maker Produktions- und Vertriebs GmbH), Alexander Martna (Kromberg & Schubert Austria GmbH & Co KG), Bernd Berghofer (Austria Petfood GmbH), Roman und Johannes Bock (Becom Electronics GmbH), Marco Talasz (Vossen GmbH & Co KG), Jürgen Röhrling (Unger Steel Group), Martin Geiger (Siemens AG), Christoph Blum (Trafomodern Transformatorengesellschaft mbH), Reinhard Czerny (Burgenland Energie AG), Jochen Joachims (Braun Lockenhaus GmbH), Karl Mad (Isosport Verbundbauteile GmbH), Stefan Ottrubay (Esterhazy Betriebe AG) und Bernhard Haas (Boost Automation GmbH).

www.burgenland.iv.at

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