Handelsverband weist Vorwürfe von ÖGB-Chef Katzian zurück

| Redaktion 
| 29.11.2023

Für Donnerstag wurden die ersten Warnstreiks im Handel angekündigt. Österreichweit sind 300 Betriebe unterschiedlicher Branchen betroffen. Druck auf Mitarbeiter:innen oder Betriebsräte werde laut der Arbeitgeberseite keiner ausgeübt. 

Am Dienstag konnten die beiden Seiten bei der vierten Verhandlungsrunde über einen neuen Kollektivvertrag für die Handelsangestellten keine Einigung erzielen. Die Gewerkschaft kündigte daraufhin an, erste Warnstreiks abzuhalten. Diese sollen am Donnerstag, Freitag und Samstag stattfinden und zwischen einer und drei Stunden dauern. Von den Streiks sollen österreichweit 300 Unternehmen quer durch alle Branchen (Lebensmittel, Mode, Sportartikel, Großhandel, etc.) betroffen sein. Um welche es sich genau handelt, wollten die Arbeitnehmervertreter:innen nicht mitteilen. So soll vermieden werden, dass auf die Angestellten im Vorfeld Druck ausgeübt werden könnte.

Die Ausgangslage

Die am Dienstag stattgefundene Verhandlungsrunde der Kollektivvertragsverhandlungen für die 430.000 Angestellten und Lehrlinge im Handel brachte keine Einigung. Nach wie vor seien die Arbeitgeber:innen nicht bereit, ein Angebot vorzulegen, das über der Inflationsrate von 9,2 Prozent liegt. Geboten werden sechs Prozent plus Einmalzahlung (1.000 Euro). Die Forderung der GPA liegt bei 9,4 Prozent zuzüglich 15 Euro Fixbetrag, was durchschnittlich eine Gehaltserhöhung von 9,97 Prozent bedeuten würde.

"Situation ist ernst"

Im Ö1-Morgenjournal am Mittwoch rechtfertigte der ÖGB-Chef Wolfgang Katzian, die angekündigten Warnstreiks. Die aktuelle Situation sei "sehr ernst" und von der Haltung der Arbeitgeber:innen zeigte sich Katzian "irritiert". Der ÖGB habe immer für inflationsdämpfende Maßnahmen plädiert, diese habe es aber nicht gegeben. Die Preise seien in den letzten Monaten massiv gestiegen und die Löhne wurden dementsprechend nicht angepasst. Dadurch würde die Kaufkraft sinken, so Katzian. Er habe wie in der Sozialwirtschaft auf einen positiven Abschluss gehofft, könne aber nicht nachvollziehen, warum es gerade im Handel keine Inflationsanpassung gibt.

Handelsverband weist Vorwürfe zurück

Der Handelsverband auf der anderen Seite sieht sich im Recht und reagiert vor allem auf die von ÖGB-Chef Wolfgang Katzian erwähnten Fälle, wonach Betriebsräte und Gewerkschafter:innen von Handelsunternehmen unter Druck gesetzt oder sogar bedroht wurden. Laut Recherchen des Ö1-Mittagsjournals haben sich diese als unwahr herausgestellt. "Mit Fake News Propaganda zu machen geht gar nicht. Wir kennen genügend Betriebsräte, die in internen Gesprächen ein hohes Verständnis für die schwierige unternehmerische Lage ihrer Betriebe haben", sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will und fügt hinzu: "Wenn man den ohnehin schon kleinen Kuchen nun durch Streiks im Weihnachtsgeschäft bewusst und vorsätzlich nochmals verkleinert, dann darf man sich nicht wundern, wenn es noch weniger zu verteilen gibt."

Will appelliert deshalb an die Arbeitnehmervertreter:innen, statt auf Kampfmaßnahmen, auf weitere Verhandlungen zu setzen.

www.handelsverband.at

www.oegb.at

www.gpa.at

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV