Heimische Unternehmen werden agiler, müssen bei Transformation aber nachlegen

| Tobias Seifried 
| 28.11.2023

Status quo-Analyse von PwC Österreich und PMI Austria identifiziert Widerstand gegen Veränderungen als aktuell größte Hürde.

Agile Organisationen passen sich in kürzester Zeit flexibel an veränderte Marktsituationen und Kundenbedürfnisse an und finden durch proaktives Handeln effiziente Lösungen. Spätestens seit der Pandemie ist vielen bewusst, dass diese Fähigkeiten existenzentscheidend sein können. Deshalb suchen immer mehr Organisationen nach agilen Ansätzen, um ihre Geschäftsprozesse zu transformieren. Inwieweit Agilität bereits bei österreichischen Unternehmen verankert ist, untersuchte nun zum zweiten Mal eine gemeinsame Studie von PwC Österreich und PMI Austria (Project Management Institute).

"In einer unsicheren Geschäftswelt überleben nur diejenigen, die anpassungsfähig sind. Durch Megatrends wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und New Work wird es für Organisationen zunehmend wichtiger, mithilfe agiler Praktiken flexibel auf die Anforderungen in unseren dynamischen Märkten zu reagieren", erklärt Luka Petek, Agile Lead bei PwC Österreich. "Agilität ist der Schlüssel zur erfolgreichen Unternehmenstransformation. Sie dient als wegweisender Managementansatz für eine strategische Ausrichtung in der Zukunft", ergänzt Ursula Wirsching, Agile Lead bei PMI Austria.

Österreichs Unternehmen werden agiler

Unternehmen, die fast ausschließlich agil arbeiten, haben sich im Jahr 2023 der Analyse zufolge verdoppelt. Agile Methoden würden hauptsächlich für digitale Projekte (34 Prozent) und Innovationen wie die Schaffung neuer Services und Produkte (26 Prozent) angewendet.

Der agile Reifegrad in den befragten Unternehmen habe sich binnen zwei Jahren rasant erhöht: Während im Jahr 2021 noch 28 Prozent der Organisationen angegeben haben, dass sich agile Arbeitsweisen auf die Experimentierphase beschränkten, sind es im Jahr 2023 nur noch 13 Prozent. Der Fokus liege heute zunehmend auf der Integration agiler Praktiken (30 Prozent). Gleichzeitig würden aber die ersten Unternehmen (6 Prozent) Agilität als strategisches Tool nutzen und die Integration über die gesamte Organisation hinweg vorantreiben.

"Dieses Ergebnis im agilen Reifegrad ist besonders bemerkenswert, da im Vergleich zu 2021 noch keines der befragten Unternehmen Agilität strategisch im gesamten Unternehmen integriert hatte und die agilen Arbeitsweisen überwiegend in Experimentierphasen und IT-Projekten stattfanden", so Petek.

Größtes Potenzial

Als die drei wichtigsten Vorteile einer agilen Arbeitsweise nennen heimische Unternehmen die Entwicklung neuer Arbeitsmodelle und Verbesserung der Lebensqualität am Arbeitsplatz (19 Prozent), kürzere Markteinführungszeiten neuer Produkte und höhere Serviceleistungen (16 Prozent) sowie eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit und mehr Engagement (16 Prozent).

Durch Agilität könnten dem Pwc-Experten zufolge Entwicklungsprozesse optimiert und die Time-to-Market bei Produkteinführungen durch konsequente Priorisierungen reduziert werden. Das größte Potenzial biete Agilität aber für die Entwicklung neuer Formen der Zusammenarbeit, was mit einer gestiegenen Arbeitsqualität einhergehe sowie einer zufriedenen und engagierten Belegschaft, sagt Petek.

Größte Hürden

21 Prozent der österreichischen Unternehmen seien – wie auch 2021 – der Ansicht, dass Widerstand gegenüber Veränderung die Agilität in ihrer Organisation ausbremst. Weitere 23 Prozent geben an, dass die vorherrschende Arbeitskultur zu sehr in traditionellen Methoden und Denkweisen verwurzelt sei. Im Jahr 2023 seien die IT-Funktion und das Senior Management nach wie vor die zentralen Treiber für Agilität im Unternehmen.

Ursula Wirsching sagt dazu: "In den vergangenen zwei Jahren ist es vielen Unternehmen gelungen, das Buy-in wichtiger Sponsoren zu erhalten sowie den agilen Gedanken im Management zu verankern. Allerdings verfügen einige nach wie vor über zu wenig agile Fähigkeiten, um Agilität erfolgreich und nachhaltig im Unternehmen einzuführen."

Roadmap zur agilen Transformation

Der Weg zur agilen Transformation sei laut den Expert:innen für viele Unternehmen noch lange nicht abgeschlossen. Aktuell sind 23 Prozent der Unternehmen der Meinung, dass Trainings und Coachings die Anwendung und Akzeptanz von Agilität am meisten fördern würden – gefolgt von Tools, die die Zusammenarbeit unterstützen (22 Prozent) und Cross-Functional-Communities zum Erfahrungsaustausch (17 Prozent).

"Damit agile Methoden im Unternehmen erfolgreich eingeführt werden können, ist nicht nur eine klare strategische Linie notwendig, sondern auch ein Bruch mit alten Denkweisen und Konventionen. Dabei sind Schulungen und Coachings für Mitarbeiter:innen und das Management unerlässlich", hält Petek abschließend fest.

www.pwc.at

www.pmi-austria.org

Über die Studie

Die Studie zum Status quo der Agilität in österreichischen Unternehmen wurde 2021 das erste Mal und nun 2023 zum zweiten Mal von PwC Österreich gemeinsam mit dem Project Management Institute (PMI) Austria durchgeführt. Dabei wurden im Zeitraum Juni bis August 2023 52 Personen befragt. 

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Über die Studie

Die Studie zum Status quo der Agilität in österreichischen Unternehmen wurde 2021 das erste Mal und nun 2023 zum zweiten Mal von PwC Österreich gemeinsam mit dem Project Management Institute (PMI) Austria durchgeführt. Dabei wurden im Zeitraum Juni bis August 2023 52 Personen befragt. 

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