Bei Einfamilienhäusern ist die Preisrallye zu Ende

| Tobias Seifried 
| 26.10.2023

Die Anzahl der Verkäufe ist hierzulande im ersten Halbjahr 2023 auf das Niveau von vor zehn Jahren gesunken. Selbst in Kitzbühel ist ein Einfamilienhaus heuer im Schnitt deutlich billiger als noch 2022.

Nachdem es in den letzten Monaten zu einer deutlichen Entspannung bei den in den letzten Jahren massiv gestiegenen Preisen für Eigentumswohnungen kam, zeigt eine aktuelle Analyse, dass sich die schwierige Lage der Immobilienbranche mittlerweile auch auf die Verkäufe von Häusern durchschlägt. 

Konkret zeigt der Remax ImmoSpiegel für das erste Halbjahr 2023, dass die Privatimmobilienflaute aufgrund der allgemeinen Finanzierungsschwierigkeiten die Einfamilienhäuser ziemlich stark getroffen haben. Die Anzahl der im ersten Halbjahr verbücherten Einfamilienhäuser ist weiter zurückgegangen und erreicht sogar einen Tiefpunkt seit Beginn der ImmoSpiegel-Analysen im Jahr 2009. Die Halbjahresmengen sind zwar bereits seit 2018 (5.919 Stück) Jahr für Jahr rückläufig doch nun sind sie von zuletzt 4.633 auf heuer 3.890 Stück um 16 Prozent eingebrochen. 2013 brachte exakt das gleiche Mengenergebnis, womit wir nun wieder auf dem Niveau von vor zehn Jahren angekommen sind. Das war damals schon für Gesamt-Österreich der Tiefpunkt, so die Remax-Expert:innen. Für all jene, die es sich trotz der schwierigen Gesamtsituation leisten können, gibt es dafür gute Nachrichten. Denn die Preisrallye ist (vorerst) zu Ende.

Traum vom Einfamilienhaus für immer weniger realisierbar

Damit sind war aber bereits bei der Tatsache, dass sich immer weniger Menschen in Österreich ein Einfamilienhaus leisten können. "Wie im Vorjahr bereits von uns prognostiziert, kam es im Jahresvergleich zu einer merklichen Entspannung bei den Einfamilienhauspreisen, in vielen Regionen sind bereits rückläufige Preise zu sehen. Das Angebot ist zuletzt merklich gestiegen. Wer kaufen möchte, hat eine wesentlich größere Auswahl als noch vor einem Jahr. Das sind die guten Nachrichten. Die aktuellen Rahmenbedingungen, wie die hohe Inflation, die hohen Energiekosten, vor allem aber die höheren Zinsen und die verschärften Kreditvergaberichtlinien haben jedoch dazu geführt, dass immer weniger Österreicherinnen und Österreicher ihren Traum vom Einfamilienhaus verwirklichen können. Das bestätigen auch die zuletzt stark rückläufigen Verbücherungszahlen", erklärt Bernhard Reikersdorfer, Managing Director von Remax Austria.

Die Kreditvergaberichtlinien müssten unbedingt noch angepasst werden. Die aktuelle Regelung stelle selbst Besserverdiener:innen vor oft unüberwindbare Hürden, um sich in jungen Jahren Eigentum zu schaffen, der Experte. Unterstützung bekommt Reikersdorfer für diese Forderung u.a. mittlerweile auch von Wifo-Chef Gabriel Felbermayr (LEADERSNET berichtete).

Gesamtverkaufswert um eine Viertelmilliarde zurückgegangen

Die Mengen- und Preisentwicklung schlage laut dem ImmoSpiegel auch auf den Transaktionswert für Einfamilienhäuser im ersten Halbjahr 2023 durch: 2023 war das bisher viertstärkste Jahr, hinter 2022, 2021 und 2018. Bei einer Gesamtsumme von 1,635 Milliarden Euro fehlt im direkten Vergleich mit 2022 die Summe von 277 Millionen Euro oder -14,5 Prozent. Damit liege 2023 auf einer Ebene mit 2018, etwas über 2019 und 2020.

Die Bandbreite spanne sich vom zweitbesten Jahr bisher in Kärnten bis zum fünftstärksten in Wien und Niederösterreich und dem sechststärksten in Vorarlberg. Die anderen Bundesländer lagen Remax zufolge dazwischen.

Nominal fehlen zum Vorjahr (Halbjahr zu Halbjahr) am meisten in Niederösterreich (-60 Millionen Euro) und in Wien (-41 Millionen Euro), am wenigsten in Kärnten (-14 Millionen Euro) und im Burgenland (-19 Millionen Euro). Prozentuell am besten stehen im Vergleich zu 2022 noch Oberösterreich (-7,2 Prozent) und Kärnten (-9,5 Prozent) da, am stärksten hat es Salzburg (-24,2 Prozent) und das Burgenland (-24,5 Prozent) erwischt.

In der Bedeutung für den Immobiliengesamtmarkt seien damit die Einfamilienhäuser bei der Anzahl vom 2013er Rekordanteil an den Verbücherungen von 10,4 Prozent, auf nur mehr 6,2 Prozent im ersten Halbjahr 2021 und 2022 gesunken, heuer aber wieder auf 6,7 Prozent gestiegen, würden damit aber immer noch ein Stück unter dem Zehnjahresschnitt von 8,6 Prozent liegen. Der Wertanteil der Einfamilienhäuser im Immobilienhandel lag 2022 auf einem historischen Tiefpunkt (8,8 Prozent). Er stieg heuer wieder auf 9,9 Prozent und liege damit knapp unter dem Zehnjahresschnitt von 10,2 Prozent, so die Immo-Expert:innen.

Preisrallye zu Ende

Zwischen 2013 und 2022 lag der Durchschnitt der jährlichen Preissteigerungen dem Remax ImmoSpiegel zufolge bei +6,9 Prozent, im Jahr 2021 bei +13,5 Prozent und 2022 bei +13,1 Prozent. 2023 betrug die nominelle Preissteigerung nur +0,9 Prozent. Das ist weniger als im bisher schwächsten Wachstumsjahr 2014 mit +1,5 Prozent – damals aber auch noch mit erheblich niedrigerer Inflation. Österreichweit kostete zwischen Jänner und Juni 2023 ein Einfamilienhaus im Mittel 350.473 Euro und somit die erwähnten +0,9 Prozent mehr als 2022.

Wie die Analyse zeigt, stimmt dieser Preis annähernd für Oberösterreich. Er sei aber mehr als doppelt so hoch in Wien, Salzburg, Tirol und Vorarlberg, aber auch erheblich geringer in Niederösterreich, der Steiermark, im Burgenland und in Kärnten. Weil sich die Preise in Nieder- und Oberösterreich praktisch nicht verändert haben und in der Steiermark spürbar gesunken sind und da diese drei Bundesländer mehr als zwei Drittel des Einfamilienhaus-Aufkommens ausmachen (67,9 Prozent), schlagen die Preissteigerungen in den anderen Bundesländern, die zusammen weniger als ein Drittel der Menge beistellen, im nationalen Jahresvergleich nur ganz schwach durch.

Spitzenreiter in Sachen Preise im ersten Halbjahr 2023 ist der Bezirk Kitzbühel. Im Mittel wurden hier 2,24 Millionen Euro für ein Einfamilienhaus fällig, um 132.000 Euro weniger als 2022.

Zahlen aus dem Grundbuch

Die Grundlagen für die verfügbaren Immobilien-Marktdaten in Österreich liefert das Grundbuch mit seinen öffentlich zugänglichen Kaufverträgen, die von IMMOunited in der Kaufvertrags-Sammlung vollständig erfasst und von Remax Austria seit dem Jahr 2009 ausgewertet und analysiert werden.

"Wir erheben Transaktionsdaten aus dem österreichischen Grundbuch und ergänzen diese z. B. um historisch erfasste Nutzwertgutachten, Flächenwidmungs- und Gebäudeinformationen aus dem Grundstücksverzeichnis sowie Daten aus Immobilieninseraten. So entstehen vollständige Transaktionsdatensätze, die für einen transparenten Immobilienmarkt sorgen und für unsere Partnerunternehmen eine wertvolle Entscheidungsgrundlage darstellen", sagt Roland Schmid, Eigentümer und Geschäftsführer der IMMOunited GmbH.

www.remax.at

www.immounited.com

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV