Schwarzarbeit: Frequency Festival stand offenbar kurz vor dem Abbruch

| Tobias Seifried 
| 20.08.2023

Bei Kontrollen der Finanzpolizei sollen über 50 Security-Mitarbeiter:innen geflüchtet sein. Der Veranstalter sieht die Sache etwas anders. Insgesamt wurden jedenfalls mehr als 60 unangemeldete Arbeiter:innen angezeigt.

Von Donnerstag bis Samstag (17. bis 19. August) ging in St. Pölten das "Frequency Festival" über die Bühne. Top-Acts wie Die Ärzte, Macklemore, Limp Bizkit, Imagine Dragons, Armin van Buuren, Kraftklub, Central Cee etc. sorgten für einen großen Ansturm. Die ersten Camper:innen reisten bereits am Mittwoch an. Am Sonntag wurde bekannt, dass das Event offenbar kurz vor einem Abbruch stand. Grund dafür war eine Razzia der Finanzpolizei. 

Kontrolle mit Großaufgebot 

Diese kontrollierte am Samstag das Sicherheits- und das Lieferpersonal am Gelände des Musikfestivals in St. Pölten. Unterstützt wurden die Kontrolleur:innen dabei von Polizei und dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA), wie das Finanzministerium (BFA) am Sonntag in einer Aussendung mitteilte. Demnach waren dabei insgesamt 53 Finanzpolizist:innen, 15 Exekutivbeamt:innen, zwei Beamt:innen des Landeskriminalamtes Niederösterreich Task Force Sozialleistungsbetrug (SOLBE) und drei Mitarbeiter:innen des BFA im Einsatz.

Schon bei Eintreffen der Beamt:innen hätten sich dutzende Security-Mitarbeiter:innen und Essenslieferant:innen aus dem Staub gemacht. Sie wurden offenbar durch eine SMS-Nachricht vor den Kontrollen gewarnt, vermutet die Finanzpolizei. Übereinstimmende Mitteilungen von Augenzeugen hätten bestätigt, dass sich eine Vielzahl an Personal der Security und Essensauslieferern durch Flucht einer Kontrolle entzogen. Die Anzahl der geflüchteten Essensauslieferer:innen könne nicht beziffert werden, die Anzahl der geflüchteten Securities liege nach derzeitigem Wissenstand der Finanzpolizei bei weit über 50 Personen, heißt es in der Aussendung.

Festival drohte Abbruch

Kurzfristig sei es sogar fraglich gewesen, ob der "Nightpark", der Beginn der Musik-Acts im Indoorbereich des Veranstaltungszentrums, öffnen könne. Die geflohenen Mitarbeiter:innen der Security-Firmen hätten gefehlt und der zuständige Subunternehmer habe seit mindestens zwei Stunden seine Positionen nicht mehr besetzen können, so der Vorwurf.

Laut diversen Medienberichten vom Sonntagnachmittag wies der Veranstalter Harry Jenner die Vorwürfe der Finanzpolizei zurück. Diese würden "nicht den Tatsachen" entsprechen, da das Frequency Festival über mehr als 600 Security-Leute verfüge, von denen offenbar mehrere nicht korrekt gemeldet gewesen seien.

"Wir kontrollieren laufend Großevents und die Ergebnisse der letzten Monate sind niederschmetternd. Dienstverhältnisse von Sicherheitspersonal in Sub- und Subsubunternehmen ausgelagert. Sie scheuen häufig nicht davor zurück, Personen ohne Beschäftigungs- und Aufenthaltsbewilligung zu beschäftigen. Die eigentlich vorgeschriebenen Sicherheitsüberprüfungen der Dienstnehmer:innen werden durch diese Subunternehmen praktisch nie eingehalten. Sicherheitsfragen sind bei Großveranstaltungen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Finanzpolizei schützt durch ihre Kontrollen redliche Veranstalter", so Wilfried Lehner, Leiter der Finanzpolizei.

Vorläufig 66 Anzeigen nach Sozialversicherungsgesetz

Laut den Beamt:innen war nicht nur Security- und Gastropersonal nicht korrekt gemeldet: Vom WC-Reinigungspersonal wurden acht Personen angetroffen. Sechs davon waren nicht angemeldet, zwei Personen waren als "freie Dienstnehmer" gemeldet, obwohl die Tätigkeit unzweifelhaft als Dienstverhältnis zu qualifizieren war.

Insgesamt wurden 214 Personen kontrolliert, davon 81 Inländer:innen, 24 EU-Bürger:innen und 109 Drittstaatsangehörige. Aus den Kontrollen resultieren vorläufig 66 Anzeigen nach dem Sozialversicherungsgesetz, wobei 48 Personen auf zwei Unternehmen entfallen. Weitere Ermittlungen seien im Laufen, so die Finanzpolizei abschließend.

www.bmf.gv.at

www.frequency.at

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