"Wir setzen die UN-Nachhaltigkeitsziele als Kompass und GPS für unser Handeln ein"

| Redaktion 
| 13.06.2023

Mahdi Allagha, GF Senat der Wirtschaft, erklärt im LEADERSNET-Interview u.a. wie die Mitgliedsunternehmen ticken, warum die Organisation ein Gestalter und kein Sprücheklopfer sein will, welchen Stellenwert die Nachhaltigkeit einnimmt und was hinter dem Begriff "Generationen-Allianz" steckt.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Mahdi Allagha, Sie sind seit einem Jahr Geschäftsführer vom Senat der Wirtschaft und dürfen in die großen Fußstapfen von Hans Harrer treten. Wofür stand der Senat der Wirtschaft, wofür steht er jetzt und wohin soll er sich in Ihrer Zeit entwickeln?

Mahdi Allagha: Zunächst darf ich betonen, dass ich nicht in die Fußstapfen von Hans Harrer trete, sondern auf Grund meiner jahrelangen Erfahrung und erfolgreichen Arbeit, bei der ich von der Pike auf beobachten und jetzt auch mitgestalten darf, in die Geschäftsleitung bei der größten parteipolitisch unabhängigen Unternehmerorganisation Österreichs berufen wurde. Ich empfinde es als große Ehre, dass der Vorstandsvorsitzende mir die Gelegenheit gibt, gemeinsam mit ihm und seiner Gründer-DNA im Senat der Wirtschaft, aktiv mitzugestalten. Es freut mich, dass ich meine eigenen Stärken, mein diplomatisches und kommunikatives Geschick sowie die Erfahrungen, die ich in den letzten zehn Jahren im Senat gesammelt habe, intensiver in die Weiterentwicklung des Senats in diese Position einbringen darf.

Hans Harrer hat den Begriff "Generationen-Allianz" geprägt, und wir leben diese Vision im Senat der Wirtschaft. Wir setzen uns für eine werteorientierte, soziale und menschliche Haltung ein und übernehmen Verantwortung für unseren Planeten und unsere ökologischen Ziele.

LEADERSNET: Der Senat der Wirtschaft hat keine Pflichtmitgliedschaft, sondern stellt sich als Standesvertretung und Dienstleister seinen Partner:innen aus kleinen, mittleren und familiengeführten Unternehmen zur Verfügung. Mit welchem Programm kann man die heutige Wirtschaft zu einer freiwilligen Gesinnungs-Community begeistern?

Allagha: Der Senat der Wirtschaft steht nicht nur für eine freiwillige Community, sondern als eine Gesinnungsgemeinschaft von selbständigen Unternehmer:innen, die sich bewusst dafür entscheiden, Verantwortung zu übernehmen und eine ökologisch-soziale Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten. Wir bieten unseren Partner:innen ein Netzwerk, Expertise und konkrete Lösungen für ihre täglichen Herausforderungen.

Wir setzen uns mit unseren Partner:innen dafür ein, dass unsere Wirtschaft und Gesellschaft zukunftsfähig und nachhaltig bleibt. Wer sich uns anschließt, tut dies ebenfalls aus Überzeugung. Wir sehen unsere Partner:innen als gleichberechtigte Mitglieder einer Gemeinschaft, die zusammen an einer besseren Zukunft arbeiten.

Unser Fokus liegt auf einer werteorientierten, unabhängigen und partikularfreien Standesvertretung, die sich nicht von Ideologien oder Parteipolitik beeinflussen lässt. Unsere Mitglieder und Partner:innen sind selbstbewusste Entrepreneure, die ihre Verantwortung ernst nehmen und sich aktiv in die Weiterentwicklung unserer Wirtschaft und Gesellschaft einbringen. Der Senat der Wirtschaft ist dafür die perfekte Plattform.

LEADERSNET: Das Wesen der ökosozialen Marktwirtschaft und das Metathema Nachhaltigkeit sind große Anliegen des Senats. Woran merkt ein Mitglied, dass Ihr Team sich dafür einsetzt?

Allagha: An unserem Tun und an unserem Handeln! Wir setzen – wiewohl mit Bedacht - die UN-Nachhaltigkeitsziele als Kompass und GPS für unser Handeln ein, und das spiegelt sich in all unseren Projekten wider. Der Senat der Wirtschaft ist ein Gestalter der Gesellschaft, kein Sprücheklopfer. Wir haben Initiativen wie den "Weitblick-Champion", den ersten Social Entrepreneurship-Fonds, den Austrian SDG-Award, die Klima-, Bildungs-, Gesundheitsallianzen und vieles mehr ins Leben gerufen. Wir haben eine Allianz für Ethik in der Wirtschaft geschmiedet, um sicherzustellen, dass wir unsere Werte auch wirklich leben und nicht nur darüber reden. Parallel zu diesen Beispielen hinsichtlich unserem ökologischen und sozialen Tun liefern wir der Politik regelmäßig konkrete Lösungsvorschläge für einen besseren Wirtschaftsstandort und mehr Unterstützung für die tragende Säule unserer Gesellschaft, die Unternehmer:innen. Kurz gesagt: Unsere Mitglieder merken es daran, dass wir nicht nur reden, sondern auch handeln!

LEADERSNET: Der Senat der Wirtschaft hat für 2023 ein ambitioniertes Programm für seine Mitglieder erstellt. Mit diesem seid ihr österreichweit präsent. Auf welche Aktivitäten darf man sich im heurigen Jahr freuen?

Allagha: Ihr könnt Euch auf ein volles Programm freuen! Der Senat ist österreichweit aktiv, um den Wirtschaftsstandort zu stärken. Wir bringen politische Entscheidungsträger:innen direkt in die Betriebe, damit ein Dialog auf Augenhöhe stattfinden kann. Und unsere alljährliche KMU-Roadshow zum Thema "Resilienz, Sicherheit, Digitalisierung und Regionalität" bietet den Betrieben in den Regionen wertvolle Informationen und Hilfestellungen. Aber das ist noch lange nicht alles: Mit dem Austrian SDG-Award wollen wir die Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit auszeichnen und diese Haltung in der Wirtschaft und Gesellschaft verankern. Wir setzen uns auch für den Know-how Transfer und Kooperationen mit anderen Ländern ein, wie z.B. mit unseren Delegationsreisen, z.B. jetzt nach Sarajevo. Und mit unserem Social Entrepreneurship Venture Fonds unterstützen wir Unternehmen mit Social Impact durch die Bereitstellung von Eigenkapital. Dabei sind wir frei von jeglicher Interessen-und Klientelpolitik und setzen uns für das Wohl der Betriebe und des Wirtschaftsstandorts ein. Wir scheuen uns auch nicht davor, gegen rechtswidrige Preiserhöhungen der heimischen Energieanbieter vorzugehen. Der Senat steht für eine selbstbewusste Wirtschaft und setzt sich tatkräftig für diese ein.

LEADERSNET: Ökosoziale Marktwirtschaft ist  großes Thema. Hat dieses Thema angesichts einer Pandemie und einer Ukraine-Krise an Fokus verloren?

Allagha: Im Gegenteil! Gerade in Zeiten wie diesen wird die Bedeutung einer ökosozialen Marktwirtschaft und eines nachhaltigen Wirtschaftens noch deutlicher. Die Pandemie war ein Signal dafür, wie eng Gesundheit, Wirtschaft, Soziales und Umwelt miteinander verknüpft sind und wie wichtig eine langfristig ausgerichtete und nachhaltige Wirtschaftspolitik ist. Die Ukraine-Krise wiederum hat bewiesen, wie abhängig wir von fossilen Energieträgern und unsicheren Lieferant:innen sind, wie wichtig eine schnelle und konsequente Umstellung auf erneuerbare Energien und regionale Kreisläufe, Energiegemeinschaften und eine diversifizierte Lieferkette ist. Apropos Energiegemeinschaften: Wir waren die Treiber für das Energieausbaugesetz (mit dem damaligen Staatssekretär und jetzigen Finanzminister Magnus Brunner), um regionale Energiegemeinschaften überhaupt wirken zu lassen. Anstatt uns von diesen Themen ablenken zu lassen, engagieren wir uns noch entschlossener für eine ökosoziale Marktwirtschaft und fordern von der Politik mutigere und nachhaltigere Entscheidungen für eine lebenswerte Zukunft für uns alle.

LEADERSNET: Dürfen wir uns auf die Zukunft freuen oder müssen wir diese mit Respekt erwarten?

Allagha: Freude und Respekt stehen doch nicht im Wiederspruch! Die Vergangenheit können wir nicht ändern, wohl aber daraus für die Gegenwart und die Zukunft lernen – und zwar gemeinsam.

Deshalb setzt sich der Senat dafür ein, dass wir das Kommende aktiv gestalten. In unserer Generationen-Allianz arbeiten wir daran, eine nachhaltige Zukunft zu schaffen, in der alle Menschen ein würdevolles Leben führen können. Denn Wirtschaft, das sind wir alle.

www.senat.at

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