Nitschs größter Wunsch: Prinzendorf soll Spielstätte meines Theaters und ein Museum sein

Am 18. April 2022 verstarb Aktionskünstler Hermann Nitsch. Gerhard Krispl, der Herausgeber von LEADERSNET-ART, traf zum exklusiven Interview Rita Nitsch, welche mit den Vorbereitungen zur Aufführung des sechs Tage Spiels am 28. Mai beschäftigt ist. "Als wäre Nitsch noch hier" – ein Besuch auf Schloss Prinzendorf.

LEADERSNET: Die Kunst des Hermann Nitsch ist hier in Prinzendorf allgegenwärtig. Wie schwer war der Neustart für Dich?

Nitsch: Es war wie ein innerer Wettkampf, zuerst wollte ich alles, was schon in Planung war, realisieren, es ist mir gar nicht wie ein Neustart vorgekommen. Bis heute habe ich nicht das Gefühl, dass ich etwas neustarte, sondern ich versuche einfach fortzuführen, was Nitsch gemacht hat und was wir auch gemeinsam die letzten Jahre immer gemacht haben. Es ist fast so, als wäre er noch hier.

LEADERSNET: Wie hat Nitsch aus deiner Sicht die Kunstszene beeinflusst und was für eine Bedeutung hat er heute für die Kunstwelt?

Nitsch: Seine eigene Kunst hat ziemlich viel verändert in Österreich, er hat ja aufgeräumt mit der bürgerlichen Verlogenheit und mit dem Vertuschen von allem Grausamen, das gewesen ist und das auch immer geben wird. Seine Kunst wollte das alles zeigen. Er war ein wichtiger Einflussgeber – für unzählige Künstler weltweit, auch für Regisseure, in vielen Theaterstücken hat es "genitschelt".

LEADERSNET: Wie hat Nitsch sich aus deiner Sicht weiterentwickelt, wie hast du das wahrgenommen?

Nitsch: Bestimmte Dinge blieben konstant schon von Anbeginn bis zum Schluss. Aber es gab auch Phasen, in denen er kaum gemalt hat und nur Aktionen gemacht hat und dann hat er wieder sehr viel gemalt und gleichzeitig Aktionen gemacht. Zum Schluss war ihm die Musik das Allerwichtigste. Aber das waren schon immer die Bestandteile seines Orgien Mysterien Theaters, das sich natürlich weiterentwickelt hat. Insofern hat er immer am Selben gearbeitet und er hat es nur immer weiter ausgearbeitet und intensiviert.

LEADERSNET: Wie hat Nitsch sein Leben und seine Karriere als Künstler gelebt? Vor welchen Herausforderungen ist er gestanden?

Nitsch: Er hat bis hin zu Verhaftungen viel erlebt und hat ja auch gleichzeitig so viele Erfolge erlebt. Kritik und Anfeindungen haben ihn natürlich berührt, und viele der Vorwürfe waren auch nicht gerechtfertigt bzw. gab es auch einfach viele Missverständnisse. Es hat ihn aber nicht verändert, er hat seine Kunst weiter vehement fortgeführt und musste mit diesen Missverständnissen sein Leben lang leben. In seiner Kunst war er kompromisslos. Er hat sich nicht abhalten oder bestimmen lassen.

LEADERSNET: Was denkst Du, ist das Vermächtnis von Nitsch?

Nitsch: Sein größtes Vermächtnis ist für mich sein Orgien Mysterien Theater. Er hat dazu minutiös die Partituren verfasst, sodass man es auch nach seinem Tod fortführen kann. Dass Prinzendorf die Spielstätte seines Theaters wird und auch ein Museum beherbergt, das war Nitsch größter Wunsch.

Das Gespräch zwischen Gerhard Krispl und Rita Nitsch sowie Eindrücke vom Besuch auf Schloss Prinzendorf sehen Sie im Video und in der Galerie.

www.nitsch.org/schloss-prinzendorf

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Termine:

28. – 29.5. DAS 6-TAGE-SPIEL | 2. Fassung, Aufführung des 3. Tages

Rita Nitsch öffnet am Pfingstsonntag, dem 28. Mai 2023, die Pforten des Schlosses Prinzendorf für die Realisierung des 3. Tages, dem "Tag des Dionysos".

 

2.9. – 31.10. HERMANN NITSCH – Farbenwelt

Im Museum St. Peter an der Sperr in Wiener Neustadt werden an die 100 vor allem großformatige Werke aus der Sammlung Werner Trenker und der Nitsch Foundation gezeigt.

 

Noch bis 26.11. HERMANN NITSCH – Das 6-Tage-Spiel

Die aktuelle Jahresausstellung des Nitsch Museum widmet sich dem Herzstück des Gesamtkunstwerks des Künstlers.

 

31. Oktober NITSCH UND SEINE MUSIK Konzert

Hermann Nitschs 9. Sinfonie «Ägyptische» und die Werke seiner musikalischen Vorbilder im großen Saal des Musikvereins.

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28. – 29.5. DAS 6-TAGE-SPIEL | 2. Fassung, Aufführung des 3. Tages

Rita Nitsch öffnet am Pfingstsonntag, dem 28. Mai 2023, die Pforten des Schlosses Prinzendorf für die Realisierung des 3. Tages, dem "Tag des Dionysos".

 

2.9. – 31.10. HERMANN NITSCH – Farbenwelt

Im Museum St. Peter an der Sperr in Wiener Neustadt werden an die 100 vor allem großformatige Werke aus der Sammlung Werner Trenker und der Nitsch Foundation gezeigt.

 

Noch bis 26.11. HERMANN NITSCH – Das 6-Tage-Spiel

Die aktuelle Jahresausstellung des Nitsch Museum widmet sich dem Herzstück des Gesamtkunstwerks des Künstlers.

 

31. Oktober NITSCH UND SEINE MUSIK Konzert

Hermann Nitschs 9. Sinfonie «Ägyptische» und die Werke seiner musikalischen Vorbilder im großen Saal des Musikvereins.

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