"Eine Idee ist noch kein potenziell funktionierendes Geschäftsmodell"

Bernhard Brandl, Managing Director des Messearchitekturunternehmens "Standout", und Innovationsmanagerin Annabell Pehlivan verraten im Interview, wie sie aus der Krise gekommen sind und dafür sogar einen Award bekommen haben.

"Standout", Tochterunternehmen von RX Austria & Germany und Spezialist im Bereich Messearchitektur und Events, belegte bei den diesjährigen "Constantinus-Awards" im Bereich "strategisches Krisenmanagement" den zweiten Platz. Die Jury würdigte das Engagement in der Krise, umgehend neue Geschäftsmodelle zu suchen und so auch den Kolleg:innen und dem Unternehmen eine neue Perspektive zu geben. LEADERSNET hat Bernhard Brandl, Managing Director von "Standout", und Innovationsmanagerin Annabell Pehlivan, die dem Unternehmen in einer Reihe an Innovations-Workshops zu einer Fülle an neuen Produkt- und Geschäftsideen verholfen hat, zum Interview gebeten.

LEADERSNET: In welcher Situation haben Sie den Salzburger Messebauspezialisten Standout zur Beratung übernommen?

Pehlivan: Die Covid-Pandemie traf die gesamte Messebaubranche unvorbereitet und mit voller Wucht. Das Geschäft brach quasi über Nacht weg. So auch beim Messstandbauunternehmen Standout. Alle laufenden und geplanten Messen wurden abgesagt. Um einen Mitarbeiterabbau, aber auch -fluktuation und den Umsatzrückgang zu stoppen, musste wieder rasch Liquidität hergestellt werden. Der zeitliche Druck war sehr hoch.

LEADERSNET: Mit welchen Überlegungen konnten Sie dem Unternehmen Hilfestellungen anbieten?

Pehlivan: Schnell war klar: Standout braucht einen effizienten Innovationsprozess mit Fokus auf Schnelligkeit, Motivation und höchstmöglichstem Output. Dies implizierte die Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen, mit denen rasch neuer Umsatz generiert werden konnte. In meinem Turnaround Innovation-Prozess wurde auf eine Methode gesetzt, die auf den Kernkompetenzen des Unternehmens aufbaut und diese mit aktuellen Trends in Verbindung stellt. So konnten in sehr kurzer Zeit erfolgsversprechende Ideen mit Mitarbeitern aus den verschiedensten Abteilungen erarbeitet und rasch am Markt getestet werden.

LEADERSNET: Welche Auswirkungen hatte die Covid Pandemie  ganz allgemeinauf das Unternehmen?

Brandl: Die Pandemie hat uns wirtschaftlich natürlich mit voller Wucht getroffen. Quasi über Nacht war unser Kerngeschäft "zwangspausiert". Lediglich unser Bereich Werbetechnik kam gut durch die Krise.

LEADERSNET: Welche Rolle spielte bei der Beratung die Corona Situation?

Pehlivan: Nicht nur beim Messebauer, sondern bei einer Vielzahl von Unternehmen hat die Pandemie die aktuellen Geschäftsmodelle erschüttert, in eine Krise gestürzt. Wie häufig in Krisenzeiten, greift, sobald der erste Schock überwunden ist, das alte Sprichwort: "Not macht Erfinderisch". Corona war ein "Innovations-Booster" für viele Betriebe.

LEADERSNET: Wie kam es schließlich zu einem Spitzenplatz bei den Constantinus Awards?

Pehlivan: Die Kategorie "Strategisches Krisenmanagement" zeichnet Beratungsunternehmen aus, die es nachhaltig geschafft haben, gemeinsam mit dem Kunden mutig neue Wege zu gehen. Das besondere bei diesem Projekt war sicherlich, dass es über einen äußerst kurzen Zeitraum auf mehreren Ebenen viel bewirkt hat. Bereits ein halbes Jahr nach dem ersten Workshop konnten mehrere neue Geschäftsmodelle eingeführt werden und ein weiteres steht in den Startlöchern.

LEADERSNET: Sehen Sie den Preis bei den Constantinus Awards auch als besondere Anerkennung für die Qualität der Zusammenarbeit mit Frau Pehlivan?

Brandl: Auf jeden Fall. Der Award bestätigt unsere tolle Zusammenarbeit, die dazu geführt hat, dass wir innerhalb einer unglaublich kurzen Zeit tolle neue Produkte entwickelt haben. Wir konnten damit unserer Belegschaft eine Perspektive in einer sehr unsicheren Zeit geben.

LEADERSNET:  Frau Pehlivan, welche "Services" bieten Sie noch an? An wen richten sich diese?

Pehlivan: Grob gesagt, biete ich das ganze Spektrum im "Innovationsdschungel" an. Von der kreativen Ideenfindung, über das Entwickeln von neuen Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen, bis hin zum Testen am Markt und der Markteinführung. Ich werde sehr häufig zu Unternehmen gerufen, die gerne ein neues Geschäftsmodell entwickeln möchten. Die sich mit der eigenen Zukunft beschäftigen, solange das Geschäft noch gut läuft. Manchmal springe ich aber auch als "Notarzt" ein. Bei diesen Unternehmen gilt es sehr rasch neue Geschäftsbereiche aufzubauen. Da hilft meine enge Zusammenarbeit mit Investoren und Experten für operative Restrukturierung und Unternehmensfinanzierung. Oft braucht es auch nur punktuelle Unterstützung im Rahmen eines "Innovations-Coachings". Dabei werden etwaige Lücken im Prozess sehr schnell klar und mit ein paar spannenden Methoden wird der Weg zu Neuem gleich leichter.

LEADERSNET: Gab die Zusammenarbeit und die Beratung mit Frau Pehlivan den letzten Impuls, auf neue krisensichere Standbeine zu setzen?

Brandl: Als Antwort passt hier ein Zitat von Annabell Pehilvan: "Eine Idee ist noch kein potenziell funktionierendes Geschäftsmodell". Wir haben also zuerst Ideen geboren und diese dann dank ihrer Strukturen und Modelle in professionelle Geschäftsmodelle umgewandelt.

LEADERSNET:  Sie haben ja den Preis für "strategisches Krisenmanagement" erhalten. Können Sie uns Ihre Strategie kurz erläutern?

Brandl: Das Krisenmanagement besteht aus einer Vielzahl an Komponenten. Auf eine wirtschaftliche Ausnahmesituation zu reagieren ist nur eine Seite der Medaille, der Belegschaft eine Perspektive zu geben, die andere. Wir wollten unser Fachpersonal auf alle Fälle halten können. Dafür mussten wir ihnen wieder eine Perspektive geben. Die Ausarbeitung neuer Geschäftsmodelle, die auch einen ersten Umsatzrückgang abfedern konnten, spielte da sicherlich eine Schlüsselrolle. Es hielt eine Art "Start-up-Stimmung" Einzug. Motivation und Hoffnung inklusive.

LEADERSNET: Wie kam es zu den Innovationen wie Digital Stages, STO-BI oder die Silent Elements? Was kann man sich darunter vorstellen?

Brandl: Zuerst ging es darum, sich unserer Kernkompetenzen wieder klar zu werden. Was kann unser Maschinenpark leisten, welches Know-how können wir liefern und wie steht es um unser Kunden- und Lieferantennetzwerk? Dann ging es in den Startup-Prozess. Die Idee der "Digital Stages" war natürlich am naheliegendensten für uns. Wir wussten immer schon, wie sich die Marken und Produkte unserer Kunden perfekt inszenieren lassen. Dieses Wissen haben wir dann einfach in die digitale Welt transferiert. Heute können wir mit digitalen Schauräumen 24/7 bei unseren Kunden punkten. STO-BI wiederum ist ein Kinderfahrrad aus Holz, das unsere Tischler und Schlosser mit Material aus Österreich herstellen. Kunden können die Laufräder individuell bedrucken und ebenso als "Affiliate- Partner" für Ihre Werbung nutzen. Und die "Silent Elements" sind Paneele, die zur Verbesserung der Raumakustik dienen. USP ist die individuelle Gestaltbarkeit.

LEADERSNET: Werden bei Standout auch weiterhin vermehrt digitale Akzente gesetzt werden?

Brandl: Ich bin der Meinung, dass sich dem Thema "digital" kein Unternehmen mehr verschließen kann und darf. Natürlich liegt unser Kerngeschäft nach wie vor im Messebau, aber auch hier hilft uns die Digitalisierung schneller und agiler zu werden.

LEADERSNET: Wie ist die Vision dahingehend?

Brandl: Nicht nur Messen werden sich verändern, auch der Messestandbau wird "mehr" werden. Auch wenn unser Kerngeschäft physische Veranstaltungen sind, wollen wir dieses mit digitalen Möglichkeiten erweitern. Das wird künftig am Markt den Unterschied machen. Unsere Vision ist, mit digitalen Produkten und Komponenten ein neues Veranstaltungserlebnis zu schaffen. Schlagworte wie mixed reality und gamification haben bei uns längst Einzug gehalten. (jw)

www.standout.eu

www.turnaround-innovation.com

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