Online-Autohändler plant Milliarden-Börsengang

Auto1 ist eines der wertvollsten deutschen Start-ups.

Eines der wertvollsten Start-ups am deutschen Markt zieht an die Börse. Wie das deutsche Handelsblatt berichtet, will die Auto1 Gruppe, zu der unter anderem das Portal wirkaufendeinauto.de gehört, noch im ersten Quartal die Notierung an der Frankfurter Wertpapierbörse erreichen.

"Mit der heutigen Ankündigung schlagen wir ein neues Kapitel in der Geschichte der Auto1 Group auf", sagte Auto1-Geschäftsführer und Mitgründer Christian Bertermann am Mittwoch. Rund eine Milliarde Euro will Auto1 mit dem IPO erlösen und damit vor allem das weitere Wachstum finanzieren. Der Wert der Auto1-Gruppe wird von Finanzexperten derzeit auf sechs bis acht Milliarden Euro geschätzt.

Digitalisierung des Autohandels und Gigantischer Markt

Das 2012 von Christian Bertermann und Hakan Koç gegründete Berliner Unternehmen, das seit 2015 als Auto1 bekannt ist, ist über die Jahre enorm gewachsen. Das liegt nicht zuletzt am "fruchtbaren" Boden, auf dem das Unternehmen gedeiht: Mit einem Volumen von rund 90 Milliarden Euro ist der Markt für Gebrauchtwagen in unserem Nachbarland fast so groß wie der für Neuwagen. Auto1 baut neben seinem bisherigen Kerngeschäft, dem Aufkauf und der Vermittlung gebrauchter Fahrzeuge an Autohändler,  den Vertrieb von Gebrauchtwagen direkt an Privatpersonen aus. Auto1-Finanzvorstand Markus Boser meint, dass genau das die Wachstumsvision sei, die mit dem Geld aus dem Börsengang realisiert werden solle.

Mit seinem Geschäftsmodell zielt Auto1 auf die Digitalisierung des Autohandels, den die großen Autokonzerne bislang nur zögerlich angehen, und trifft damit offenbar genau den Nerv der Krise, denn der Markt für gebrauchte Autos ist riesig. Im Stamm-Markt von Auto1 ist er mit sieben Millionen Fahrzeugen pro Jahr sogar doppelt so groß wie der Markt für Neuwagen. Im Jahr 2019 lag der Umsatz allein in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts bei knapp 90 Milliarden Euro, während die Branche mit Neuwägen 121 Milliarden Euro umsetzt.

"Beste Online-Plattform für An- und Verkauf von Autos schaffen"

Das Berliner Start-up will den Erlös aus einem angestrebten Börsengang für die weitere Markttransformation nutzen und "die beste Plattform schaffen, um Autos online zu kaufen und zu verkaufen", sagte CEO Christian Bertermann am Mittwoch. Den dominieren bislang zu 90 Prozent die Onlineplattformen Mobile.de und Autoscout 24.

Im Gegensatz zu diesen beiden Plattformen ist Auto1 in erster Linie ein Autohändler. Über wirkaufendeinauto.de bzw. wirkaufendeinauto.at in Österreich sammelt das Start-up Gebrauchtwagen von Privatpersonen; wobei die Vermittlung von Gebrauchtwagen über Händler an Privatpersonen bislang kleiner ist. Über die Plattform "Autohero" will Auto1 nun zunehmend Fahrzeuge an Privatkunden weitervertreiben.

Neue Ära des digitalen Autohandels

Der durch die Coronakrise gepushte Digitalisierungsboom hat die Autobranche unsanft wachgerüttelt: Insbesondere durch die Schließungen während der Lockdowns konnte über Wochen kaum Umsatz generiert werden, wer über keine Online-Präsenz verfügt, schaute wortwörtlich durch die Finger. Viele stationäre Autohändler reihen sich in den akuten Überlebenskampf der Handelsbetriebe ein, digitale Leasinganbieter und Vermittlern stehen hier um einiges besser da.

Im Kampf um Autokäufer im Netz präsentieren sich die größten Anbieter mit sehr unterschiedlichen Geschäftsmodellen: Während die Platzhirsche Autoscout und mobile.de sich des traditionellen Anzeigenmarkts bedienen, positioniert sich Auto 1 wie bereits erwähnt als Authändler.

Dem gegenüber stehen die großen Autohersteller: Für sie stellen die erstgenannten Marktplätze und Auto1 eine große Gefahr das, weil sie den Herstellern ihre Rolle als erste Anlaufstelle für den Autokäufer ablaufen. Mit dem Start-up HeyCar gehen Volkswagen, Daimler und das Kfz-Gewerbe seit einigen Jahren in die Gegenoffensive, und auch der BMW-Konzern arbeitet an einer neuen Vertriebsstrategie, die einen klaren Fokus auf digitale Kontakte legt. Der Börsengang von Auto1 dürfte den Handlungsdruck auf Herstellerseite hier jedoch nochmals erhöhen. (red)

www.auto1.com

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