„Es ist schwierig, den Startup-Gedanken in einen Verlag zu bringen“

| 11.03.2014

Die RMA-Vorstände Schauer und Lassnig im Interview über geplante Investitionen, digitale Vermarktung und Authentizität.

Seit eineinhalb Jahren leiten Stefan Lassnig und Klaus Schauer die Geschicke der RMA (Regionalmedien Austria AG). leadersnet.at unterhielt sich mit den beiden Medienmanagern über gute Verkaufsgeschichten, ehrliche Zugriffszahlen und warum Medienhäuser kein guter Nährboden für Startups sind.

leadersnet.at: Sie haben die digitale Vermarktung vergangenes Jahr ins Haus geholt. Wie ist das bisherige Resümee?

Schauer: Als Verlag wollen wir wissen, wie das digitale Geschäft funktioniert. Um das zu lernen, müssen wir so nahe wie möglich am Kunden sein, deswegen haben wir die digitale Vermarktung ins Haus geholt. Wir haben im Nationalen Key Account eine Digital-Unit von drei Leuten  gegründet, die sich ausschließlich mit diesem Thema beschäftigen. Die ersten Erfolge zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Lassnig: Eigentlich ist es verwunderlich, dass sich nicht alle Verlagsunternehmen intensiver um diesen Bereich, der als das Zukunftsthema gilt, kümmern. Für jeden Verlag wäre es etwa undenkbar, den klassischen Anzeigenverkauf zu outsourcen. Wir und viele anderen Medien haben den Fehler gemacht, unsere Inhalte im Internet gratis anzubieten – wobei das bei uns als Gratismedium noch naheliegend ist. Zudem wurde die Erlösquelle fürs Internet auch noch ausgelagert. Im Nachhinein muss man sagen, dass das nicht funktioniert hat. Im Verkauf ist es unumgänglich mit Fakten zu punkten und gute Geschichten zu erzählen. Bei externen Vermarktern besteht die Gefahr, dass sie diese Geschichten nicht erzählen können, da sie zu einem großen Teil anonym vermarkten.

leadersnet.at: Inwieweit gibt es bei der RMA eine Verzahnung zwischen Print- und Onlineverkauf?

Schauer: Wir sind so aufgestellt, dass wir in jedem Bundesland einen Verantwortlichen fürs digitale Geschäft haben. Dieser agiert entweder unabhängig und generiert selbst Umsatz oder er entwickelt Produkte gemeinsam mit dem Print- Verkauf.

Lassnig: Allein durch die physische Präsenz des digitalen Teams bei uns im Haus ist das Thema plötzlich präsenter bei den Kollegen.

Schauer: Noch ist es ein Verkauf der zwei Geschwindigkeiten. Die klassische Printanzeige haben sowohl wir als auch der Kunde komplett verinnerlicht. Online müssen wir hingegen noch lernen, mitunter auch weil hier andere Größenordnungen gelten.

leadersnet.at: Wie haben sich die Zugriffszahlen entwickelt?

Lassnig: Die Entwicklung ist sehr erfreulich und zeigt deutliches Wachstum. Und es sind ehrliche Zugriffszahlen, da wir kein Wetterportal oder ähnliches integriert haben, um sie nach oben zu treiben. Bei der ÖWA Plus liegen wir mit meinbezirk.at-woche.at bei 13,1 Prozent Reichweite und sind somit gleichauf mit diepresse.com. Die Zahl der Unique Clients steigt konstant und nachhaltig. Im vergangenen Juni hatten wir aufgrund unserer zeitnahen und lokalen Berichterstattung im Rahmen der Hochwasser zudem einen enormen Peak, der gut zeigt, wie relevant gut gemachte lokale Berichterstattung ist. Das Wachstum ist auch dem Umstand geschuldet, dass von redaktioneller Seite dem Online-Auftritt mehr Beachtung geschenkt wird.

leadersnet.at: Immer mehr Medien setzen auf regionale Inhalte, was ja Ihre Kernkompetenz ist. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Schauer: Es ist wichtig, dass die regionalen Inhalte authentisch sind. Es reicht nicht einfach nur Imst oder Spittal an der Drau dazu zuschreiben und in Wirklichkeit sitzt der Redakteur in Innsbruck oder Klagenfurt und stellt von dort eine Ferndiagnose. Diese Authentizität ist unsere große Stärke und die bekommen wir nicht nur durch unsere Mitarbeiter vor Ort sondern auch durch unsere Leser-Reporter, den sogenannten Regionauten. Ich schließe auch nicht aus, dass wir noch das eine oder andere regionale und lokale Produkt ins Rennen schicken.

Lassnig: Das Internet ist, was das angeht, für die User eine Chance und für die Medienhäuser eine Gefahr. Der Leser hat, wie noch nie zuvor, die Chance Inhalte zu vergleichen. Deswegen bringt es auch nichts eine APA-Meldung hinter einer Paywall zu verstecken, wenn ich sie auf zehn anderen Plattformen auch bekomme. Es ist wichtig mit einzigartigen Inhalten zu punkten. Einen Kommentar von Andreas Koller krieg ich beispielsweise nur bei den Salzburger Nachrichten und dafür bin ich persönlich bereit zu zahlen. Wenn man vernünftige lokale Inhalte bieten will, dann muss man auch etwas dafür tun. Das kommt nicht von selber.

leadersnet.at: Sind Investitionen und Zukäufe im Onlinebereich geplant?

Schauer: Die Preise für Startups sind zum Teil ins Astronomische gestiegen – man denke an den 19 Milliarden-WhatsApp-Deal. Es ist wahrscheinlich besser, wenn wir die Sachen selber entwickeln. Aber Spaß beiseite: Wir kriegen laufend Angebote, irgendwo einzusteigen und wir werden uns das eine oder andere Angebot sicherlich genauer anschauen. Wir können auch nur durch gezielte Zukäufe schnell größere Sprünge machen. Wenn also das Richtige kommt, werden wir zuschlagen.

Lassnig: Wir waren beide bisher eher verhalten, was diesen Bereich angeht. Wir halten nichts von Schnellschüssen.  Aber wir werden demnächst ein konkretes Projekt starten. Dabei handelt es sich zwar nicht um einen Zukauf, aber es ist dennoch ein gewisses Investment notwendig. Wenn wir Zukäufe und Investitionen tätigen, dann muss es schon etwas mit dem Kerngeschäft der RMA zu tun haben, sonst hat es meiner Meinung nach keinen Sinn. Was ich als große Herausforderung sehe, ist es diesen Startup-Gedanken in ein klassisches Verlagsunternehmen zu bringen. Andererseits halte ich es teilweise auch für gefährlich, Startups zu kaufen und in die klassische Organisation zu integrieren, weil dadurch der Startup-Gedanke möglicherweise  zerstört wird. Gekauft ist schnell etwas, aber es dann weiter zu bringen und den richtigen Spirit zu entwickeln, ist etwas anderes. Klassische Medien haben bisher nicht viele erfolgreiche Startups auf die Welt gebracht. Shpock etwa ist nicht in einem klassischen Medienhaus entstanden, obwohl es dort hätte entstehen müssen. Eigentlich hätte es sogar bei uns entstehen müssen, denn das Thema Kleinanzeigen ist ein sehr starkes RMA-Thema.

leadersnet.at: Welche großen Themen stehen für 2014 auf dem Programm?

Schauer: Wir werden die Schwerpunkte Digital und Stellenmarkt weiter verfolgen.

Lassnig: Um das klassische Geschäft weiterhin gut betreiben zu können, arbeiten wir an einer CRM-Lösung, von der wir uns eine Verbesserung der systematischen Marktbearbeitung erwarten.  Denn trotz massiver Weiterentwicklung des digitalen Bereichs ist Print immer noch unser Kerngeschäft.

www.regionalmedien.at

RMA

2009 von der Styria Media Group AG und der Moser Holding AG gegründet, steht die RMA AG österreichweit für lokale Nachrichten aus den Regionen. Die RMA vereint unter ihrem Dach insgesamt 129 Zeitungen der Marken bz-Wiener Bezirkszeitung, Bezirksblätter Burgenland, Niederösterreich, Salzburg und Tirol, WOCHE Kärnten und Steiermark, der Kooperationspartner Bezirksrundschau Oberösterreich und Regionalzeitungen Vorarlberg sowie 11 Zeitungen der Marken Grazer, Kärntner Regionalmedien, Brennpunkt Schwaz und Wörgler & Kufsteiner Rundschau. Weiters bieten die Internet-Portale meinbezirk.at, woche.at und grazer.at auch im digitalen Bereich lokale und regionale Inhalte.

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