Fachkräfte bleiben trotz der aktuell angespannten Situation in Industrie und Wirtschaft und der politischen Entwicklungen einer der wichtigsten "Rohstoffe" Österreichs für die zukunftsweisende Weiterentwicklung des Standorts. Dessen ist sich auch die Industriellen Vereinigung Österreich (IV) im Klaren. Zu diesem Zweck wurde am Donnerstag eine vom market-Institut durchgeführte Studie von der IV und der zukunft.lehre.österreich (z.l.ö.) vorgestellt, die die Wahrnehmung der Betriebe zu ihren Lehrstellen-Bewerber:innen, die Rolle der Grundbildung in der Schule und der Berufsorientierung sowie den Stellenwert der Lehre in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten beleuchtet. Die Auswahl der Befragten spiegelt die Struktur österreichischer Lehrbetriebe anhand der Lehrlingsanzahl in den einzelnen Sparten wider.
"Gerade in Zeiten mit enormen Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort Österreich zeigt sich, dass Transformationsprozesse mit guten Fachkräften besser und schneller bewältigt werden können. Die Lehre ist und bleibt hier die wichtigste Säule der Fachkräfteausbildung. Die Berufsorientierung an unseren Schulen spielt hierbei eine zentrale Rolle bei der Vorbereitung junger Menschen auf die Herausforderungen des Arbeitsmarktes. Sie vermittelt ihnen die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten, um fundierte Entscheidungen für ihre berufliche Zukunft zu treffen. Daher ist es entscheidend, dass die Lehre bereits frühzeitig und kontinuierlich Berufsberatungsangebote in den Schulen integriert", sagte Robert Machtlinger, Präsident von z.l.ö und ergänzt: "Während die Lehrausbildung in Österreich ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft ist, verdeutlichen die Ergebnisse, dass es Optimierungsbedarf im gesamten Bildungsweg gibt."
Die wichtigsten Studienergebnisse
"Die Ergebnisse der Studie unterstreichen deutlich die Bedeutung einer fundierten Lehrausbildung für die österreichische Wirtschaft und zeigen zugleich den dringenden Bedarf an Verbesserungen im Ausbildungsprozess auf", sagt David Pfarrhofer, Institutsvorstand von market und Studienautor.
Denn obwohl es längere Zeit gelungen war, die Auswirkungen der derzeitigen Rezession auf die Fachkräfteaktivitäten gering zu halten, sieht nunmehr rund ein Viertel der Befragten die Lehrausbildung durch die Wirtschaftskrise geschwächt. Für die Unternehmen bleibt aber gleichzeitig der hohe Stellenwert der betrieblichen Ausbildung bestehen. 92 Prozent der Unternehmen wünschen sich für die Lehrausbildung einen höheren Stellenwert auf der politischen Agenda. Besonders ins Gewicht falle unter diesen Rahmenbedingungen, wenn die Bewerber:innen nicht jene Eigenschaften mitbrächten, die man nach der achten Schulstufe von ihnen erwarten könnte. Die Betriebe beobachten vermehrt Defizite im Bereich der Grundkompetenzen, Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt und ihren Umgangsformen. 79 Prozent sehen einen Bedarf an intensiverer Vorbereitung auf das Arbeitsleben und die beruflichen Anforderungen. Im Speziellen größere Unternehmen wünschen sich hier eine Verbesserung. Die Betriebe stellen dazu grosso modo die Angebote zur Verfügung: 94 Prozent der Betriebe bieten Schnuppermöglichkeiten an, die auch von Dreiviertel ihrer zukünftigen Lehrlinge genutzt würden.
"Die Industrie ist in den letzten Jahren zum zweitgrößten Lehrlingsausbilder aufgestiegen. Die größten Herausforderungen bleiben leider nach wie vor die Vorkompetenzen angehender Lehrlinge: Daher wünschen wir uns von der künftigen Bundesregierung eine Qualitätsoffensive in der Grundbildung, z.B. durch die Einführung einer Bildungspflicht sowie eine professionelle Bildungs- und Berufsorientierung", sagt Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung. Nicht zuletzt sieht er aber auch Luft nach oben, wenn es darum gehe, das Image der Lehre in der Bevölkerung zu heben: "Dafür braucht es einen gesellschaftlichen Schulterschluss aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft", so der IV-Präsident.
"Die zukünftigen Fachkräfte mit ihren Kompetenzen und ihrer Innovationskraft sind der entscheidende Faktor für das Beschreiten neuer Wege von Österreichs Industrie und Wirtschaft", schließt Monika Sandberger, Geschäftsführerin von z.l.ö., die Studienpräsentation.
www.zukunft-lehre.at
www.iv.at
www.market.at
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