Interview mit Georg Imlauer
"Vom Tellerwäscher zum Millionär ist in unserer Branche keine Hexerei"

Georg Imlauer, Betreiber von sechs Hotels in Salzburg, Wien und der Steiermark mit insgesamt 1.200 Betten, blickt im LEADERSNET-Interview auf seine langjährige Erfahrung in der Branche zurück. Außerdem spricht er u.a. über die wichtigsten Zutaten für eine erfolgreiche Hotellerie, über Karrieremöglichkeiten und darüber, wie es künftig mit der Imlauer-Gruppe weitergehen soll. 

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Imlauer - Bauernsohn, acht Geschwister, Lehrling, dann die Imlauer-Gruppe. Sie sind weit gekommen. Glück oder Fleiß? Was ist Ihre Erfahrung, sind wir genug leistungsorientiert in Österreich oder doch leistungsfeindlich?

Georg Imlauer: Beides würde ich behaupten, und eine Portion Mut sowie der Rückhalt meiner Familie spielten auch eine wichtige Rolle. Ich habe viel Zeit in meine Karriere und den Aufbau meines Unternehmens investiert, aber das habe ich nicht als Opfer empfunden. Bis heute sind es meine Träume, Visionen und meine Leidenschaft für die Hotellerie und Gastronomie, die mich antreiben. Meiner Meinung nach könnte man Prozesse zur Firmengründung und zur Investition vereinfachen, aber man sollte auch betonen, wie viel die Wirtschaftskammer den Unternehmer:innen schon jetzt in den verschiedensten Sparten unter die Arme greift, z. B. mit Beratungsangeboten und Förderungen. Ob Österreich leistungsfreundlich oder leistungsfeindlich ist, ist nicht einfach zu beantworten. Man muss auf jeden Fall Anreize für die Leistung der Arbeitnehmer:innen schaffen – beispielsweise Überstunden als Steuer- und Abgabenfrei zu deklarieren. Außerdem muss man über noch viele weitere Faktoren diskutieren: Wie werden in Zukunft Arbeitnehmer:innen jenseits der 60 in den Arbeitsmarkt eingebunden? Wie werden sich die KI und die technischen Möglichkeiten weiterentwickeln? Und vieles mehr…

LEADERSNET: Welche unternehmerischen Lektionen haben Sie in den letzten 25 Jahren gelernt?

Imlauer: Meine Leitmotive sind, nicht müde zu werden, alles zu hinterfragen, offen für Neuheiten zu sein sowie mutig Chancen zu erkennen und die Risikobereitschaft zu haben, diese zu nutzen. Das Leben ist kein Sprint, sondern ein Marathon.

LEADERSNET: Österreich verzeichnete 2022 über 161 Millionen Nächtigungen – ein Wirtschaftsfaktor ersten Ranges. Als stellvertretender Obmann der Sparte Tourismus und Fachgruppenobmann der Hotellerie: Wie sehen Sie die Zukunft der österreichischen Tourismusbranche?

Imlauer: Wir brauchen einen ausbalancierten und hochwertigen Tourismus, welcher auch die Einheimischen mitnimmt und Ihnen die positiven Effekte und dadurch resultierende Möglichkeiten aufzeigt – beispielsweise bei Infrastrukturprojekten.

LEADERSNET: Die Imlauer-Gruppe ist heute ein Synonym für Salzburger Gastlichkeit. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Zutaten für eine erfolgreiche Hotellerie und Gastronomie, die sich von der Konkurrenz abhebt?

Imlauer: Verlässlichkeit und Ehrlichkeit in allen Belangen. Die Gäste können sich darauf verlassen, dass sie die beste Qualität bei Ihrem Aufenthalt bekommen und dass wir sorgsam mit Ihren Wünschen umgehen. Wir arbeiten ständig daran, unser Hotel- und Restauranterlebnis für die Gäste so angenehm und schön wie möglich zu gestalten, dabei sind unsere Mitarbeiter:innen unser wichtigster Trumpf. Wenn die Mitarbeiter:innen zufrieden sind, spüren das die Gäste und die Atmosphäre stimmt vom ersten bis zum letzten Moment.

LEADERSNET: Die Hotellerie ist eine Branche, die stark von Trends geprägt ist. Wie gehen Sie mit neuen Entwicklungen um, ohne dabei die Traditionen aus den Augen zu verlieren?

Imlauer: Wer nicht am Puls der Zeit bleibt, wird sich selbst ins Abseits manövrieren, weil man früher oder später seine Gäste nicht mehr erreicht bzw. ihren Wünschen nicht mehr entspricht. Wobei man sich nicht verbiegen sollte, um erbarmungslos jeden Trend mitzumachen – vieles verpufft nach anfänglicher Euphorie auch wieder. Wahrscheinlich bedeutet Tradition für mich, sich selbst und seinen Werten treu zu bleiben und trotzdem dem Wandel und der Veränderung offen gegenüberzustehen. Best Value für den Gast, das ist ein Trend, der immer bestehen bleiben wird. 

LEADERSNET: Für viele junge Menschen ist die Hotellerie und Gastronomie nicht mehr so attraktiv wie früher. Was würden Sie einem jungen Menschen sagen, der eine Karriere in Ihrer Branche in Betracht zieht? Wäre Ihre Erfolgsgeschichte heute noch möglich?

Imlauer: Die Anforderungen und der Fokus sind anders als früher. Flexible Arbeitszeiten und eine ausgewogene Work-Life-Balance spielen eine größere Rolle, aber auf diese gehen die Betriebe mittlerweile auch vielmehr ein. Durch geplante Ruhetage und Schließzeiten sowie einer 4-Tage-Woche (wie manche Betriebe sie anbieten) ergibt sich die Möglichkeit, die Freizeit besser zu planen. Vom Tellerwäscher zum Millionär bzw. vom Lehrling zum Hotelier, das ist in unserer Branche keine Hexerei, sondern auch heute noch Realität. Für mich ist und bleibt es ein Privileg, in der Hotellerie und Gastronomie tätig zu sein, weil wir unsere Gäste während der schönsten Phasen ihres Lebens begleiten und diese mitgestalten. Überdies hat man die Chance, überall auf der Welt zu arbeiten und diese zu entdecken.

LEADERSNET: Mit 1.200 Betten und mehreren Lokalen ist Ihre Gruppe ein großer Energieverbraucher. Wie begegnen Sie den aktuellen Anforderungen an nachhaltiges Wirtschaften?

Imlauer: Wir achten bei jeder Renovierung bzw. bei jedem Umbau penibel darauf, stromintensive Prozesse und Abläufe zu verbessern. Im Hotel Pitter arbeiten wir beispielsweise bei den Aufzügen mit einer Energierückgewinnung. Im Imlauer Hotel Schloss Pichlarn in der Steiermark haben wir eine Photovoltaik-Anlage mit 364 Kilowatt-Peak installiert, wodurch pro Jahr bis zu 400 Tonnen CO₂ eingespart werden.

LEADERSNET: Mit 63 Jahren haben Sie schon viel erreicht. Haben Sie bereits Pläne, wie es mit der Imlauer-Gruppe weitergeht, wenn Sie sich einmal zurückziehen? Gibt es eine Vision, die Sie Ihrer Nachfolge mitgeben möchten?

Imlauer: Mein Sohn ist seit seiner Ausbildung in den verschiedensten Bereichen im Unternehmen tätig und seit fünf Jahren Prokurist. Wir befinden uns gerade in einem Übergangsprozess und ich ziehe mich immer mehr aus dem täglichen Geschäft zurück. Wir waren von Anfang an ein Familienunternehmen und wirtschaften nachhaltig und generationsübergreifend, und ich bin stolz, dass mein Sohn mit seiner Frau die Geschäfte weiterführen wird. Mut und Zuversicht, das wünsche ich den folgenden Generationen, dann werden sie alle Herausforderungen meistern.

LEADERSNET: Vielen Dank!

www.imlauer.com

Über Georg Imlauer

Der 63-jährige Unternehmer ist das, was man gemeinhin einen Selfmade-Mann nennt: Von den Wurzeln auf einem Bauernhof hat er es mit Leidenschaft und unternehmerischem Geschick geschafft, die Imlauer-Gruppe zu einem Aushängeschild der heimischen Hotellerie und Gastronomie zu machen. Heute betreibt die Gruppe sechs Hotels in Salzburg, Wien und der Steiermark mit insgesamt 1200 Betten, mehreren Hundert Mitarbeiter:innen sowie mehrere Lokale mit rund 1.000 Sitzplätzen. Jüngst wurde er mit dem ersten Platz in der Kategorie Tourismus und Freizeitwirtschaft des WKO-Exportpreises ausgezeichnet. 

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Über Georg Imlauer

Der 63-jährige Unternehmer ist das, was man gemeinhin einen Selfmade-Mann nennt: Von den Wurzeln auf einem Bauernhof hat er es mit Leidenschaft und unternehmerischem Geschick geschafft, die Imlauer-Gruppe zu einem Aushängeschild der heimischen Hotellerie und Gastronomie zu machen. Heute betreibt die Gruppe sechs Hotels in Salzburg, Wien und der Steiermark mit insgesamt 1200 Betten, mehreren Hundert Mitarbeiter:innen sowie mehrere Lokale mit rund 1.000 Sitzplätzen. Jüngst wurde er mit dem ersten Platz in der Kategorie Tourismus und Freizeitwirtschaft des WKO-Exportpreises ausgezeichnet. 

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