Von einer Krise in die nächste: Was Führungskräfte jetzt können und tun müssen

Gastkommentar von Christian Hener, Geschäftsführender Gesellschafter vom Executives Search Beratungsunternehmen EO Executives, zum Thema Recruiting von Manager:innen.

Seit März 2020 jagt eine Krise die nächste und Unternehmen sämtlicher Branchen kommen dadurch immer weiter von den ursprünglich gesteckten Zielen ab. Konnten sich Unternehmen bei der Corona-Krise noch auf den Staat verlassen, so ist nun bei den Lieferengpässen, dem Fachkräftemangel, der Energiekrise infolge des Kriegs und zu guter Letzt, bei der davon galoppierenden Inflation keine schnelle Hilfe mehr zu erwarten. Diese Entwicklungen der letzten Monate bringen das Management zunehmend ins Schwitzen.

Preisdurchsetzungsmacht heißt das geflügelte Wort an der Börse. Also jene Unternehmen, die sämtliche Kosten auch an ihre Kunden durch Preiserhöhungen weitergeben können. Nun, nicht jeder kann sich Google, Microsoft oder Procter & Gamble nennen. Kaum ein Unternehmen wird die Preisentwicklungen vollständig weiterreichen können.

Was Unternehmen jetzt brauchen, sind Manager:innen, die Krise kennen, können und Expertise sowie Gestaltungskraft zeigen. Manager:innen, die uns einen Weg zeigen, wie wir aus diesen Krisen lernen. In dem wir nicht in reaktives Verhalten verfallen, sondern den Fokus mit ganzer Anstrengung auf die Zukunft lenken. Das Ziel muss sein, die Resilienz zu verbessern und möglichst schnell wieder zu erstarken. Stehsätze wie: „Wir müssen jetzt enger zusammenstehen oder nur gemeinsam kommen wir gut durch die Krise" fördern den Zusammenhalt bringen uns aber nicht weiter. "Kopf in den Sand" Politik wird nicht funktionieren. Im Gegenteil, für Eigentümer gilt jetzt, die Querdenker und Rebellen unter den Manager:innen zu finden, die alte Muster durchbrechen, sämtlich Prozesse hinterfragen, zielgerichtet die Produktivität steigern und neue Produkte (er)finden. Wie sollen wir sonst einen Ausweg finden? Fachkräfte sind Mangelware und zudem werden diese durch anstehende KV-Erhöhungen nicht günstiger. Lieferengpässe sorgen für Verteuerungen, wo auch immer man hinschaut. Energie bleibt auf absehbare Zeit teuer. Was hilft ist ausschließlich Innovationskraft und Produktivität!

Nutze jede Krise für Transformation

Einfach ist es nie die nötigen Kosteneinsparungen durchzusetzen. Personalabbau wird in vielen Unternehmen vermutlich unausweichlich sein. Als Experten in Sachen Führungskräfte-Recruiting sehen wir schon jetzt, dass unzulänglich produktive, durch produktivere Mitarbeiter:innen ersetzt werden. Alternative Lieferanten stehen im Fokus. Lieferanten, die gesichert kostengünstig liefern und nicht durch Geopolitik oder Corona-Politik ausgebremst werden. Prozesse im Unternehmen gehören hinterfragt und neu aufgesetzt. Alternative Wege für eine gesicherte Energieversorgung sind zwingend. Auf den Punkt gebracht: es braucht Führungskräfte, die uns einen Weg zeigen. Die sich nicht scheuen harte Entscheidungen zu treffen. Führungskräfte, die mutig neue Wege gehen, die Rebellen sind und die es gleichzeitig schaffen, Vertrauen in der Belegschaft zu wecken.

Die Chance in der Krise

In jeder Krise steckt die Chance auf Erneuerung. Keine Unternehmensepoche gibt den Eigentümern mehr Möglichkeiten. Diese Zeit gilt es zu nutzen. Beispielsweise kann ein industrieller Bäcker Energiekosten und Versorgungssicherheit herstellen in dem er die Öfen von Gas auf Holz umstellt. Das ist keine einfache Aufgabe und es wird Widerstände geben. Am Ende steht, wenn andere Bäcker sich das Gas nicht mehr leisten können, oder vielleicht auch keines mehr bekommen, der proaktive Industriebäcker mit frisch gebackenem Brot in den Regalen. Dass vielleicht auch noch besser schmeckt, als bei der Konkurrenz.

Haben die Eigentümer die Zeichen der Zeit erkannt, dann brauchen die Führungskräfte den nötigen Freiraum, um die notwendigen Schritte einzuleiten. CEO, COO und CFO werden in den allermeisten Fällen nur durch überdurchschnittliches Wissen und Befähigung nominiert. Getrieben von Angst die Kontrolle mittels neuem Berichtswesen zu verstärken, ist in der jetzigen Situation eher kontraproduktiv. Eigentümer müssen vielmehr Rahmenbedingungen schaffen, in denen entschlossen erfolgversprechende, wenn auch unpopuläre Maßnahmen getroffen werden können.

Falls Zweifel aufkommen, ob die aktuelle Führungskraft ausreichend motiviert voranschreitet - ist jetzt der beste Zeitpunkt einen Wechsel herbeizuführen. Wir können auch nur raten sich professionell unterstützen zu lassen. Eigentümer sollten jetzt Wert auf belastbare Kenntnisse der Kandidat:innen setzen. Dringend empfehlen wir auch angebotene psychometrische Tests zu nützen, die sich neben Basis-Stil und Motivatoren, speziell auch dem Thema EQ, der emotionalen Intelligenz, widmen. EQ ist eine wichtige Eigenschaft für Mitarbeiterbindung. Für kostenintensive Fehlbesetzungen bleibt jetzt keine Zeit.

www.eoexecutives.at


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