Talfahrt der österreichischen Industrie setzt sich fort

| Redaktion 
| 28.09.2022

Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stabilisierte sich im September zwar mit 48,8 Punkten – blieb aber immer noch knapp unter der Wachstumsschwelle. Besonders Gas- und Strompreise erhöhen den Kostenauftrieb.

Die Talfahrt der österreichischen Industrie setzte sich Ende des dritten Quartals 2022 fort. "Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex erreichte im September erneut 48,8 Punkte. Damit lag der Indikator den zweiten Monat in Folge unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, signalisierte gegenüber dem Vormonat aber zumindest vorerst keine weitere Beschleunigung der Konjunktureintrübung", meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Leichte Rezession nach guter erster Jahreshälfte

Für das dritte Quartal ergibt sich damit ein durchschnittlicher Indikatorwert von 49,7 Punkten. Nach dem kräftigen Wachstum der österreichischen Industrie in der ersten Jahreshälfte weist dies auf eine Stagnation bzw. leichte Rezession der Industriekonjunktur ab dem Sommer hin.

"Obwohl sich die Auftragslage im September weiter verschlechtert hat, haben die heimischen Betriebe die Produktion nicht ganz so stark wie im Vormonat verringert und sogar das Tempo des Personalaufbaus erhöht. Aufgrund der sinkenden Nachfrage wurden jedoch die Einkaufsmengen erneut stark reduziert, so dass sich der Lageraufbau bei Vormaterialien deutlich verlangsamte, während die Bestände in den Fertigwarenlagern zunahmen. Der Kostenauftrieb nahm aufgrund steigender Energiepreise im September wieder stärker zu, was zu einer beschleunigten Anhebung der Verkaufspreise führte", fasst Bruckbauer die wichtigsten Umfrageergebnisse unter österreichischen Einkaufsmanagern vom September zusammen. 

Der EinkaufsManagerIndex © UniCredit

Viel weniger Neugeschäft

Der stärkste negative Einfluss auf den aktuellen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sei dabei im September von der ungünstigen Entwicklung des Neugeschäfts ausgegangen. Den fünften Monat in Folge mussten die heimischen Betriebe demnach einen Rückgang der Neuaufträge verbuchen. Der Index für die Auftragseingänge sank auf 38,6 Punkte, den niedrigsten Wert seit Mai 2020. "Angesichts der deutlich abnehmenden Nachfrage aus dem In- und Ausland haben die österreichischen Industriebetriebe im September erneut ihre Produktion gegenüber dem Vormonat zurückgefahren. Der vierte Produktionsrückgang in Folge fiel etwas geringer aus als im Vormonat, da die Auswirkungen des Einbruchs im Neugeschäft noch etwas durch die Aufarbeitung von Auftragsrückständen abgefedert wurde. Der Produktionsindex stieg daher geringfügig auf 46,7 Punkte, blieb jedoch deutlich unter dem Niveau, das Wachstum signalisiert", meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Gas- und Strompreise erhöhen Kostenauftrieb

Nachdem sich in den vergangenen vier Monaten der Preisauftrieb im Einkauf schrittweise reduziert hatte, sorgten die stark zunehmenden Energiepreise im September für eine Trendunterbrechung. Die Einkaufspreise stiegen zwar deutlich stärker als im langjährigen Durchschnitt, der Preisauftrieb blieb jedoch deutlich unter den Höchstständen des Jahres 2021 und der ersten Monate des laufenden Jahres, gedämpft durch eine Entspannung der Preise für Metalle und Holz. Aufgrund des zunehmenden Kostendrucks beschleunigte sich der Anstieg der Verkaufspreise. Rund 36 Prozent der befragten Hersteller gaben an im September ihre Verkaufspreise erhöht zu haben, insbesondere die Hersteller von Konsumgütern.

"Der Anstieg der Energiepreise sowie die Anhebung der Abgabepreise erfolgen in der heimischen Industrie weiterhin mit unterschiedlich hohem Tempo. Bislang konnten nicht alle Betriebe den Kostenanstieg in den vergangenen zwei Jahren an ihre Kunden weitergeben, sodass sich die Ertragslage durch die Preistrends tendenziell verschlechtert haben dürfte, im September sogar wieder mit zunehmender Tendenz", so Pudschedl.

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