Erstes eigenständiges BMW-M-Modell seit dem M1 als Prototyp in Österreich unterwegs

Beim neuen XM handelt es sich um das bisher stärkste Fahrzeug der hauseigenen Sportabteilung.

Die M GmbH feiert 2022 ihren 50. Geburtstag. Aus diesem Grund bringt die BMW-interne Sportabteilung heuer unter anderem das legendäre Logo mit versetzt angeordneten Halbkreisen in Blau, Violett und Rot sowie einige klassische Lackierungen zurück. Doch beim wahren Highlight des Jubiläumsjahres handelt es sich um eine völlig neues Auto, mit dem sich die M GmbH bei Klimaaktivisten keine Freunde machen dürfte. Die seriennahe Studie des Power-SUV mit dem Namen Concept XM feierte Ende 2021 ihre Weltpremiere. Mittlerweile absolviert die Serienversion Testfahrten auf öffentlichen Straßen. Konkret sind stark getarnte XM-Prototypen ("Erlkönige") derzeit auf Österreichs Straßen unterwegs.

Zweites eigenständiges M-Modell

Trotz des Tarnkleides ist gut erkennbar, dass sich das Serienmodell kaum von der Studie Concept XM unterscheiden wird. Laut BMW wird die Produktion Ende 2022 – also noch im Jubiläumsjahr – starten. Die Markteinführung erfolgt dann im Frühjahr 2023. Beim XM handelt es sich um das stärkste jemals in Serie gebaute M-Modell. Wie alle größeren SUV-Modelle der Marke (vom X3 aufwärts; Elektromodelle ausgenommen) wird auch das neue Power-SUV im BMW-Werk Spartanburg in den USA gebaut. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten dürfte auch der Hauptabsatzmarkt des Newcomers werden. Ferner dürfte sich der XM in China und den Vereinigten Arabischen Emiraten ebenfalls gut verkaufen. Das Fahrzeug basiert zwar auf der Plattform von X5, X6 und X7, hat aber dennoch keinen direkten normalen Ableger. Es handelt sich also um ein eigenständiges M-Modell – übrigens erst das zweite in der Geschichte der hauseigenen Sportabteilung. Er tritt damit in die Fußstapfen des legendären M1, bei dem es sich um das bis heute einzige eigenständig entwickelte Modell der M GmbH handelt. Vielen echten Markenfans dürfte es etwas sauer aufstoßen, dass die Sportabteilung ein über 2,5 Tonnen schweres SUV anstatt eines auf Fahrdynamik und Gewichtsoptimierung getrimmten Sportwagens auf die Räder stellt. Hier haben sich eindeutig die Finanzprofis im Konzern durchgesetzt. Denn mit großen, potenten SUV lässt sich trotz Klimadiskussion aktuell das meiste Geld verdienen.

BMW XM auf Testfahrt
Der XM ist über fünf Meter lang und über 2,5 Tonnen schwer © BMW Group

Antrieb etwas schwächer als in der Studie

Das wichtigste eines jeden echten M-Fahrzeugs ist die Performance. Diesbezüglich dürfte der XM seine Fans nicht enttäuschen. Er wird nämlich den in der seriennahen Studie verbauten Antriebsstrang übernehmen, muss aber auf etwas Leistung verzichten. So ist im Concept XM ein neu entwickelter Plug-in-Hybrid-Antrieb verbaut, der ein aufgeladenes V8-Triebwerk mit einer E-Maschine kombiniert und eine Spitzenleistung von 550 kW (750 PS) sowie ein maximales Drehmoment von 1.000 Nm erzeugt. Im Serienmodell bringt es das Antriebsduo hingegen auf "nur" 650 PS und ein maximales Drehmoment von 800 Nm. Später könnte BMW aber tatsächlich noch eine 750-PS-Version nachschieben. Fahrleistungen wurden zwar noch nicht verraten, doch diese dürften bei dem Allradler trotz des hohen Leergewichtes ziemlich beeindruckend ausfallen. Die rein elektrische Reichweite bei vor Fahrtantritt extern aufgeladenen Akku von bis zu 80 Kilometern könnte die Klimaaktivisten zumindest etwas besänftigen.

BMW XM auf Testfahrt
Die Räder sind bis zu 23 Zoll groß © BMW Group

Testfahrten in Österreich

Für ihre aktuellen Erprobungsfahrten auf öffentlichen Straßen stellten die Entwicklungs- und Testingenieure ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches Streckenprofil zusammen, das sie in Österreich vorgefunden haben. Das Zusammenwirken des neuen Achtzylinder-Triebwerks und des im Getriebegehäuse integrierten Elektromotors soll dadurch unter vielfältigen Bedingungen getestet und verfeinert werden können: vom Zwischenspurt auf der Autobahn über kurvenreiche Landstraßen bis zum Stop-and-go-Verkehr in der Stadt. Steile Bergpassagen und enge Serpentinen bieten laut den Ingenieuren wiederum das ideale Terrain, um das Fahrdynamik-Potenzial des Allradantriebs (M xDrive) samt elektronisch geregelter Differenzialsperre im Hinterachsgetriebe unter Beweis zu stellen.

Um die eingefleischten M-Fans zu besänftigen, hat sich BMW ordentlich ins Zeug gelegt und den XM tatsächlich so fahrdynamisch wie möglich ausgelegt. So gibt es eine nahezu ideal im Verhältnis 50 : 50 ausbalancierte Achtlastverteilung sowie eine ausgeklügelte Fahrwerkstechnik. Serienmäßig wird das künftige M-Flaggschiff mit einem adaptiven "M Fahrwerk Professional" ausgestattet. Darin enthalten: eine modellspezifische Ausführung der Federung und der elektronisch geregelten Stoßdämpfer und – erstmals in einem M-Modell – eine elektromechanische Wankstabilisierung mit 48-Volt-Technologie, die mit der Zusatzfunktion "Active Roll Comfort" Wankbewegungen aufgrund von einseitigen Fahrbahnunebenheiten nicht nur reduzieren, sondern gleichzeitig die Aufbauhöhe auf der entsprechenden Fahrzeugseite aktiv anpassen soll. Auch die Integral-Aktivlenkung gehört zur Serienausstattung und soll die Agilität und die Kurvendynamik fördern. Hinzu kommen eine an das hohe Gewicht angepasste Sportbremsanlage sowie bis zu 23 Zoll große Räder.

BMW XM auf Testfahrt
Auch das Cockpit ist noch stark getarnt © BMW Group

Countdown läuft

Der Countdown zur Weltpremiere des XM begleitet die Jubiläumsaktivitäten anlässlich des 50-jährigen Bestehens der M GmbH. "Mit dem Debüt des BMW XM zum Abschluss unseres Jubiläumsjahrs richten wir den Blick in die Zukunft, in der BMW M auch weiterhin mit Konventionen brechen und Grenzen überschreiten wird", sagt Franciscus van Meel, Vorsitzender der Geschäftsführung der BMW M GmbH. "Die Elektrifizierung gibt uns neue Möglichkeiten, das unverwechselbare M Feeling faszinierend in Szene zu setzen und auf die Straße zu bringen. Unabhängig von ihrer Antriebstechnologie werden unsere Performance- und High-Performance-Automobile auch in Zukunft einen unverwechselbaren und authentischen M Charakter besitzen."

Design der seriennahen Studie

Über das äußere und innere Design hat BMW nichts Neues verraten. Hier muss man sich also weiter auf die Studie aus dem Vorjahr beziehen. Vorne trägt das Concept XM jenes neue Gesicht, das künftig alle Luxusvehikel der Marke schmücken wird – beim völlig neuen 7er und beim Facelift des X7 ist sie bereits an Bord. Neben der mächtigen, horizontal ausgerichteten und sich nach außen hin verengenden Niere, deren Rahmen bei der Studie beleuchtet ist, sticht dabei vor allem die Aufteilung der Frontleuchten in zwei separate Module ins Auge. Das Tagfahrlicht sitzt dabei im schmalen oberen Leuchtenmodul. In der Niere sind M typische Doppelstäbe sowie das XM Logo integriert.

BMW XM Concept
BMW Concept XM - die seriennahe Studie von 2021 © BMW Group

Auch in der Seitenansicht vermittelt der Concept XM den Eindruck eines automobilen Bodybuilders. Hier treffen die SUV-Proportionen auf eine lange Motorhaube, eine nach hinten abfallende Dachlinie sowie eine in Richtung Heck deutlich schmaler werdende Fenstergrafik. Das Dach ist durch schwarz gefärbte A-Säulen kontrastfarbig abgesetzt. Über den A-Säulen sind bei der Studie schmale LED-Suchscheinwerfer in den Dachbereich integriert. Ob es diese ins Serienmodell schaffen werden, bleibt abzuwarten. Ziemlich gewöhnungsbedürftig fällt der Bereich unterhalb der breiten, ebenfalls farblich abgesetzten D-Säule aus. Hier ragen die zackigen Rückleuchten fast bis zu den hinteren Radhäusern in die Karosserie hinein. Die Seitenschweller und eckigen Radläufe setzen auf dunkle Plastikbeplankungen.

BMW XM Concept
BMW Concept XM - die seriennahe Studie von 2021 © BMW Group

Am Heck beschreitet der Concept XM ebenfalls neue Wege. Hier markiert eigentlich die Scheibe das Highlight. Zum einen ist sie fast fugenlos in die Heckpartie eingesetzt, zum anderen sind in die Heckscheibe zwei BMW-Logos gelasert, die sich jeweils unterhalb der beiden Dachholme befinden. Diese Besonderheit kann man durchaus als Hommage an den legendären M1 sehen, bei dem es sich nach wie vor um das bis heute einzige eigenständig entwickelte Modell der M GmbH handelt. Im unteren Bereich der Heckansicht sorgen die weit ausgestellten Radhäuser für einen kraftvollen Stand. Dieser wird auch durch die schmalen Heckleuchten in markentypischer L-Form unterstrichen, die sich nahezu über die gesamte Breite des Hecks ziehen. In der Heckschürze dominieren die markanten Doppelendrohre der Abgasanlage, die sowohl zweibordig als auch zweiflutig geführt ist.

Innenraum

Das auf den Fahrer ausgerichtete Cockpit-Layout orientiert sich stark am Elektro-Flaggschiff iX . Hier gibt es zwei unter einem gemeinsamen, gebogenen Glaspanel sitzende Displays: das digitale Kombiinstrument und der Touchscreen für das Infotainmentsystem. Letzteres kann auch über den iDrive-Controller (Dreh/Drücksteller auf der Mittelkonsole), über die Lenkradtasten oder per Sprache bedient werden. Natürlich ist der XM stets online, bekommt Software-Updates „over the air", integriert Smartphones kabellos, liefert Navidaten mit Echtzeitinfos, kann Handys induktiv aufladen und ermögliche den Fernzugriff auf Fahrzeugdaten via Smartphone-App. Hinzu kommen ein Head-up-Display sowie ein Anzeigenstil, der auf die drei charakteristischen M Farben setzt.

BMW XM Concept
BMW Concept XM - die seriennahe Studie von 2021 © BMW Group

Trotz aller Sportlichkeit muss es in einem Auto dieses Kalibers natürlich auch komfortabel, wenn nicht sogar luxuriös zugehen. Deshalb setzt BMW auf hochwertige Materialien wie Leder in Vintage-Optik, Kupfer und Carbon. Für den Fond verspricht der Hersteller sogar Lounge-Feeling. Während vorne das Braun des Leders vorherrscht, ist der Fondbereich in einem grünen Farbton (Petrol) gehalten. Die große Rücksitzbank verfügt über tiefe Sitzmulden und ist mit Samtstoff mit rautenförmiger Steppung bezogen. Lediglich der rautenförmige Bereich der Kopfstützen ist in Leder gehalten. Beim Boden hat sich BMW offenbar bei seiner britischen Tochter Rolls Royce bedient. Hier ist im XM Concept nämlich ein hochfloriger Teppich mit Rautenmuster installiert. Auf diesen wird man im Serienmodell jedoch genau so verzichten müssen wie auf das Zweifarbenkonzept zwischen vorderen und hinteren Plätzen. (ts)

www.bmw.at

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