„Der Erste zu sein allein reicht nicht“

willhaben.at-Chefin Dellantonio über Erfolgsgeheimnisse, zufriedene Mitarbeiter und Welpenhandel.

willhaben.at, Österreichs größter Marktplatz, hat seit seinem Start vor neun Jahren einen beispiellosen Erfolgslauf hingelegt. leadersnet.at hat die Geschäftsführerin Sylvia Dellantonio zum Interview getroffen und sich mit ihr über konsequentes Arbeiten, Entwicklungspotentiale, die Konkurrenz und die Schwierigkeiten am Werbemarkt unterhalten.

leadersnet.at: willhaben.at wächst und wächst und wächst. Sie beschäftigen mittlerweile 145 Mitarbeiter und waren die ersten in Österreich, die über eine Milliarde Page Impressions erzielen konnten. Was ist das Geheimnis des Erfolges?

Dellantonio: Wenn das so einfach zu erklären wäre, dann wäre es nicht so schwierig Erfolg zu haben. Das Kleinanzeigengeschäft hat früher in Zeitungen stattgefunden und funktioniert jetzt in einem digitalen Umfeld hervorragend. Es ist viel einfacher auf willhaben.at zu inserieren und suchen als in Print. Ein weiteres wesentliches Erfolgskriterium ist die Größe und Breite des Angebots, was die Plattform für sehr viele Leute interessant macht. Mit einer Milliarde Page Impression wären wir sogar in Deutschland, das von der Einwohnerzahl zehn Mal so groß wie Österreich ist, unter den Top 10 der meistgeklickten Seiten. Wir haben aber nicht nur hohe Klickraten, sondern auch eine hohe Verweildauer der einzelnen User. Wir haben das Glück, dass wir mit etwas arbeiten, das die Leute wirklich brauchen. Grundsätzlich steckt kein großes Geheimnis hinter dem Kleinanzeigengeschäft. Es ist ein überschaubares Businessmodell, es geht um einfaches Suchen und Finden. Aber die Herausforderung liegt im Detail. Oder wie einer meiner Schibsted-Chefs sagt: „Classified is a simple business, you just just have to do a 1.000 things right." Es gibt eine Fülle an Dingen, von denen man die meisten richtig machen sollte, um erfolgreich zu sein. Somit gibt es das eine Erfolgsrezept nicht, außer, dass man in dem, was man tut, konsequent sein muss. Und wir waren bereits von Anfang an sehr konsequent darin, dass wir dieses ursprünglich klassische Printgeschäft auf eine digitale Plattform übertragen haben.

leadersnet.at: Wie wichtig war es, dass Sie eigentlich die Ersten waren, die das Kleinanzeigengeschäft online so konsequent umgesetzt haben?

Dellantonio: Das spielt sicherlich eine wichtige Rolle. Aber nur der Erste zu sein allein reicht nicht, man muss es auch richtig machen. Es gab auch damals und in Zeiten vor der Gründung von willhaben.at schon viele, die es ebenfalls versucht haben und nicht diesen Erfolg hatten.

leadersnet.at: Sie haben dann sukzessive die einzelnen Marktsegmente kontinuierlich ausgebaut. Was gibt es hier Neues zu berichten?

Dellantonio: Wir sind der Meinung, dass in dem bestehenden Feld, das wir bearbeiten, immer noch viel Potential steckt. Wir sind nach wie vor dabei, alle Funktionen zu verbessern. Wir sind derzeit auf insgesamt sechs unterschiedlichen Plattformen – von der iPhone- und Android-App über Tablet bis hin zu Web 6 – vertreten und müssen diese betreuen und weiterentwickeln. Die Hälfte der Zugriffe erfolgt bereits mobil. Es ist natürlich eine Herausforderung, alle Kanäle optimal aufzustellen. Unser Ziel ist es, mit unserem Angebot immer noch zu wachsen. Unsere internationalen Schwesternportale zeigen vor, dass wir eine unglaubliche gute Durchdringung erreichen können.

leadersnet.at: In welchem Segment sehen Sie das größte Entwicklungspotential?

Dellantonio: Der Marktplatz ist eine Plattform für alle Dinge des täglichen Bedarfs und hat eine ganz andere dauerhafte Frequenz als die Spezialbereiche Auto, Job oder Wohnen. Wir haben im Dezember eine Umfrage in Auftrag gegeben und dabei ist herausgekommen, dass in Österreichs Haushalten noch Waren im Wert von fünf Milliarden Euro für den Kleinanzeigenmarkt aktiviert werden könnten. Das sind pro Kopf rund 486 Euro, die zuhause rumliegen und nicht verwendet werden, aber zu Geld gemacht werden könnten. Allein deswegen hat der Marktplatz die größten Reserven. Aber wir haben auch in den anderen Bereichen gute Positionen und viel Potential.

leadersnet: Ein viel diskutiertes Thema sind die Inserate, in denen Tiere zum Verkauf angeboten werden. Sie tun, nach eigenen Angaben, sehr viel gegen illegalen Welpenhandel und dubiosen Angebote. Aber besonders der Stadt Wien ist der Onlinehandel mit Tieren von Privatpersonen ein Dorn im Auge.

Dellantonio: Wir kontrollieren sehr genau und intensiv, dass kein illegaler Tier- und Welpenhandel über willhaben.at stattfindet. Wir haben es grundsätzlich nicht allen Privatpersonen verboten, weil uns klar ist, dass es auch von Privaten den Bedarf gibt, wegen Umzug, auftretender Allergie, oder anderen Veränderung der Lebensumstände, für Tiere ein neues, gutes Zuhause zu finden. Aus diesem Grund haben wir auch zahlreiche Maßnahmen gesetzt, damit es zu keinem illegalen Handel kommt und die Tiere keinen Schaden nehmen

leadersnet.at: willhaben.at wird Jahr für Jahr als „Best Place to Work" ausgezeichnet. Welche Maßnahmen setzen Sie konkret, damit sich die Mitarbeiter so wohl fühlen?

Dellantonio: Jeder von uns verbringt irrsinnig viel Zeit in der Arbeit und umso wichtiger ist es, dass diese Zeit so angenehm wie möglich ist. Es stellt eine win-win-Situation her. Wenn Mitarbeiter so eine Umgebung vorfinden, dann sind sie motivierter und können mehr von sich einbringen. Sie können das Talent, das sie mitbringen, viel besser zur Verfügung stellen. Es ist aber keine Kultur, die wir aufsetzen oder den Mitarbeitern drüber stülpen. Viel davon kommt von den Kolleginnen und Kollegen selbst.

leadersnet.at: Haben Sie konkrete Tipps, wie man seine Mitarbeiter am besten motivieren kann?

Dellantonio: Das Wichtigste ist, seine Mitarbeiter ernst zu nehmen. Damit meine ich auf Augenhöhe zu kommunizieren, den Leuten etwas zuzutrauen, sie ernst nehmen, in dem was sie einbringen können, und Freiräume geben.

leadersnet.at: Seit rund zweieinhalb Jahren ist Jochen Schneeberger als Director Sales & Business Development an Bord und hat in dieser Zeit versucht, willhaben.at auch am Werbemarkt, nachhaltig zu positionieren. Wie entwickeln sich in diesem Bereich die Umsätze?

Dellantonio: Sie entwickeln sich großartig. Das ist aber auch mit intensiver Arbeit verbunden. In erster Linie ist es darum gegangen willhaben.at in der Zielgruppe der Werbetreibenden zu etablieren. Es war für viele sicherlich Neuland mit so einem Portal umzugehen, da der Großteil der Werbetreibenden gewohnt war, in einem redaktionellen Umfeld zu agieren. Das ist natürlich eine große Herausforderung, dies zu kommunizieren, aber wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung. Wir haben als größtes Kleinanzeigenportal in Österreich eine große Reichweite, User in Kauflaune und durch die vielfältigen Targetingmöglichkeiten enormes Potential.

leadersnet.at: Ist eBay eine große Konkurrenz für Sie?

Dellantonio: eBay war von Anfang an ein Mitbewerber. Mittlerweile ist es aber so, dass wir in Österreich vom Angebotsvolumen in unserem Kerngeschäft, den privaten Angeboten, viel größer als eBay sind. Das zeigt, dass sich unser Modell, sehr einfach und schnell eine Anzeige aufgeben zu können und zu suchen, im Wesentlichen von eBay unterscheidet.

www.willhaben.at

Sylvia Dellantonio

Sylvia Dellantonio begann ihre berufliche Laufbahn 1998 als Trainee bei der Styria Medien AG in Graz. 1999 wurde sie von der Kleinen Zeitung engagiert, wo sie in den kommenden zwei Jahren als Assistentin der Geschäftsführung sowie Teammitglied beim Projekt Kleinanzeigenportal tätig war. Ende 2001 übernahm sie die Projektleitung Relaunch und E-Paper der Kleinen Zeitung Online, wo sie für für Konzeption und Implementierung einer technisch und inhaltlich neuen Plattform sowie der Integration einer E-Paper-Lösung für den Zeitungsverlag verantwortlich war.

Im November 2003 folgte der Wechsel zu Večernji list d.d. nach Zagreb (Kroatien). Dort wurde sie als Projektleiterin für den Relaunch und Abteilungsaufbau Večernji list Online verpflichtet. Im Mai 2005 kehrte sie nach Österreich zurück und übernahm die Geschäftsführung der Die Presse Digital GmbH & Co KG in Wien. Seit September 2010 ist Sylvia Dellantonio Geschäftsführerin der willhaben internet service GmbH & Co KG.

Sylvia Dellantonio

Sylvia Dellantonio begann ihre berufliche Laufbahn 1998 als Trainee bei der Styria Medien AG in Graz. 1999 wurde sie von der Kleinen Zeitung engagiert, wo sie in den kommenden zwei Jahren als Assistentin der Geschäftsführung sowie Teammitglied beim Projekt Kleinanzeigenportal tätig war. Ende 2001 übernahm sie die Projektleitung Relaunch und E-Paper der Kleinen Zeitung Online, wo sie für für Konzeption und Implementierung einer technisch und inhaltlich neuen Plattform sowie der Integration einer E-Paper-Lösung für den Zeitungsverlag verantwortlich war.

Im November 2003 folgte der Wechsel zu Večernji list d.d. nach Zagreb (Kroatien). Dort wurde sie als Projektleiterin für den Relaunch und Abteilungsaufbau Večernji list Online verpflichtet. Im Mai 2005 kehrte sie nach Österreich zurück und übernahm die Geschäftsführung der Die Presse Digital GmbH & Co KG in Wien. Seit September 2010 ist Sylvia Dellantonio Geschäftsführerin der willhaben internet service GmbH & Co KG.

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