Radiomoderator twitterte über sterbende Mutter

| 07.08.2013

1,2 Millionen Follower für Scott Simons digitale Sterbebegleitung.

Patricia Simon Newman Gilband lebte in Chicago, wurde 84 Jahre alt und verbrachte die letzten Wochen ihres Lebens in der Intensivstation eines Chicagoer Krankenhauses. Ihr Sohn Scott Simon ist Radiomoderator und verbrachte die letzten Tage seiner Mutter an ihrer Seite und twitterte regelmäßig darüber.

Seine Tweets wurden zum Tagesgespräch in allen Medien. Und die Reaktionen darauf fielen überwiegend positiv aus. Für den 61-jährigen Moderator der Sendung "Morning Edition Saturday" auf dem Sender National Public Radio (NPR) waren die Tweets eine Art Bewältigungstherapie. "Anfangs war mir noch nicht klar, dass sie auf ihrem Totenbett lag. Sie war so interessant, so humorvoll, so präzise in der Wahrnehmung, so sprühend. Ich wollte das mit anderen teilen", erzählt er in einem Interview mit NPR. Seine Mutter war im Übrigen damit einverstanden, dass ihr Sohn über ihren gesunheitlichen Zustand twitterte.

Der Bioethiker Art Caplan von der New York University zeigte sich hingegen kritisch: "Über das Sterben eines nahen Angehörigen in Echtzeit zu twittern, ist eine neue Demarkationslinie, wie man Privatsphäre definiert. Gespräche, wie jemand seine letzten Tage beschließen und welches Begräbnis er oder sie möchte, sollten in Zukunft einen weiteren Tagesordnungspunkt enthalten: Ob man damit einverstanden ist, dass die Angehörigen das Sterben auf einem sozialen Netzwerk teilen." (red)

twitter.com/nprscottsimon

 

 

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