Untreue, Bestechung und Geldwäsche?: Sophie Karmasin verhaftet

Schwere Vorwürfe belasten die Ex-Ministerin, die Festnahmeanordnung ist 44 Seiten lang. Untersuchungshaft wird beantragt. 

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) bestätigte per Presseaussendung "die Festnahme einer Person wegen Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr". Dabei handelt es sich um Ex-Familienministerin und Meinungsforscherin Sophie Karmasin, wie bei Redaktionsschluss bestätigt wurde. Die Liste der Vergehen könnte eine lange werden: Untreue, Bestechung, Bestechlichkeit, Geldwäscherei und Absprachen im Vergabeverfahren lauten die Vorwürfe.

Falter-Chefredakteur Florian Klenk veröffentlichte am Donnerstag die ihm vorliegende Anklageschrift.

Es seien für die Festnahme aktuell vor allem die Ermittlungsergebnisse in der Umfragen- und Inseraten-Korruptionsaffäre ausschlaggebend gewesen. Die 55-Jährige stand im Zentrum der Affäre rund um "frisierte" Meinungsumfragen. Schwer belastet worden ist sie von ihrer ehemaligen Geschäftspartnerin und Meinungsforscherin Sabine Beinschab. Sie hätte "rund 70 Prozent mitgeschnitten und die Deals eingefädelt", wird Beinschab zitiert.

Die WKStA ermittelt bereits wegen Bildung eines Kartells und Geldwäsche. Beinschab habe zudem gesagt, dass Karmasin sie und die befreundete Meinungsforscherin Traude G., mit Firmensitz an der Andresse Karmasin Research & Identity, gedrängt hat, Fake-Angebote an das Ministerium für Beamte, Sport zu legen, damit Karmasin schlussendlich als Bestbieterin hervorgehe. Dass Beinschab so detailliert erzähle, liege Expert:innen zufolge daran, dass sie sich aktuell um einen Kronzeugenstatus bemühe.

 Frauen im Sport um 63.890 Euro netto

Ein Beispiel: Vor zwei Jahren wurde von Karmasin die 44-seitige Studie "Frauen im Sport" um  63.890 Euro netto durchgeführt. Sabine Beinschab bot 73.890 Euro, auch Traude G. bot wieder mit. Übrigens auf Einladung des Ministeriums, dem Karmasin die Kontakte der beiden anderen Frauen davor geschickt hatte. 

Beinschab sagte auch, dass Karmasin für sie Aufträge beim Finanzministerium und Österreich eingefädelt habe. Dafür hätte Karmasin 20 Prozent der Auftragssumme erhalten, die über die Firma ihres Mannes abgerechnet worden sei – auch in der Zeit, als sie als Ministerin (2013 bis 2017) im Amt war.

Angeblich "klickten die Handschellen für Karmasin am Mittwoch gegen 16.00 Uhr". Einem Bericht des Kurier zufolge will die Staatsanwaltschaft U-Haft beantragen. Als Haftgrund werde Verdunkelungsgefahr angenommen – Karmasin soll mehrmals probiert haben, zu einer mutmaßlichen Mittäterin weiter Kontakt aufzunehmen. Am Freitag, 4. März 2022, um 14 Uhr findet die Verhandlung statt. (red)

www.justiz.gv.at

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