Gastkommentar Sascha Haimovici
Mietpreisbremse – Entlastung heute, Probleme morgen?

| Redaktion 
| 21.09.2025

Ein Gastkommentar von Sascha Haimovici, CEO von Austria Sotheby's International Realty und geschäftsführender Gesellschafter von IMMOcontract.

Auf den ersten Blick klingt es verlockend: Wenn die Mieten nicht mehr so stark steigen dürfen, bleibt den Menschen mehr Geld im Geldbörsel. Doch was kurzfristig hilft, kann auf lange Sicht gefährliche Nebenwirkungen für die gesamte Wirtschaft – und vor allem für die Altersvorsorge – entfalten.

Eine Mietpreisbremse sorgt dafür, dass die monatliche Belastung für Mieter:innen nicht unkontrolliert wächst. Politisch lässt sich das leicht verkaufen: Mehr leistbares Wohnen, weniger Druck auf die Haushaltsbudgets, ein kleiner Dämpfer für die Inflation.

Doch wie so oft steckt der Haken im Detail. Immobilien sind kein Selbstläufer. Neue Wohnungen entstehen nur, wenn sich die Bauträger auch Rendite erwarten dürfen. Wenn aber Mieten eingefroren oder nur minimal angepasst werden können, wird das Bauen schnell unattraktiv.

Die Folge: Projekte werden auf Eis gelegt, Sanierungen verschoben, und das Angebot an Wohnungen wächst nicht mehr mit der Nachfrage. Langfristig verschärft sich damit die Wohnungsnot – genau das Gegenteil von dem, was eine Mietpreisbremse eigentlich bezwecken sollte.

Gefahr für Versicherungen und Pensionen

Was viele nicht bedenken: Ein großer Teil der heimischen Pensionskassen und Versicherungen legt das Geld der Sparer:innen in Immobilienfonds an. Diese Fonds leben davon, dass Mieteinnahmen stetig wachsen und damit stabile Erträge liefern. Wenn aber Mietpreisbremse und steigende Baukosten zusammentreffen, geraten diese Fonds unter Druck. Das kann bedeuten: weniger Ertrag für Versicherungen – und im schlimmsten Fall geringere Renditen für die Pensionen von morgen. Wer heute also über eine Mietpreisbremse jubelt, könnte im Alter die Rechnung präsentiert bekommen.

Eine Mietpreisbremse wirkt wie eine Schmerztablette: Sie lindert den akuten Schmerz, bekämpft aber nicht die Ursache. Die eigentliche Herausforderung sind zu wenige Wohnungen, hohe Baukosten und langsame Genehmigungsverfahren.

Wenn die Politik sich nur auf den Preisdeckel verlässt, wird am Ende nicht mehr, sondern weniger Wohnraum verfügbar sein. Die Folgen: sinkende Qualität, wachsende Graumärkte und steigender Druck auf all jene, die neu eine Wohnung suchen.

www.immocontract.at


Kommentare auf LEADERSNET geben stets ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors bzw. der jeweiligen Autorin wieder, nicht die der gesamten Redaktion. Im Sinne der Pluralität versuchen wir unterschiedlichen Standpunkten Raum zu geben – nur so kann eine konstruktive Diskussion entstehen. Kommentare können einseitig, polemisch und bissig sein, sie erheben jedoch nicht den Anspruch auf Objektivität.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV