Abgasaffäre: Krimi um Daimler und Mercedes

Daimler muss 60.000 Dieselautos wegen unzulässiger Abschalteinrichtung zurückrufen – Gewinnprognose gesenkt.

Der Daimler- Konzern muss 60.000 Dieselfahrzeuge vom Typ Mercedes Benz GLK 220 in seine Werkstätten zurückrufen. Im Rahmen großangelegter Untersuchungen zu Schadstoff- und Abgasstrategien, die bei verschiedenen Herstellern durchgeführt wurden, habe das deutsche Kraftfahrtbundesamt (KBA) eine unzulässige Abschalteinrichtung bei Modellen des Typs mit dem Motor OM 651 der Schadstoffkategorie Euro 5 festgestellt, wie das Verkehrsministerium berichtet. 

Mercedes und Daimler rutschen damit immer tiefer in die Abgasaffäre. Bereits seit April liegen Vorwürfe wegen verdächtiger Software in Sportgeländewagen vor, die sich nun verdichten. Auch weitere Modellreihen werden nun untersucht: it Bescheid vom Freitag sei nun ein verpflichtender Rückruf mit Sofortvollzug angeordnet worden, wie das deutsche Ministerium am Samstag mitteilte. Da auch andere Modelle betroffen sein könnten, habe das KBA die Untersuchungen bereits auf die Modelle mit den Motoren OM 651 sowie OM 642 ausgeweitet.

Widerspruch von Daimler-Seite

Daimler legte Widerspruch ein und teilte mit, nach seiner Auffassung sei die infrage stehende Funktionalität zulässig. Das Unternehmen werde deswegen gegen den Bescheid Widerspruch einlegen. Unabhängig davon werde Daimler die angeordnete Maßnahme des KBA umsetzen und auch weiterhin vollumfänglich mit dem KBA kooperieren.

Laut Bild am Sonntag, die zuerst über den Rückruf berichtet hatte, könnten von den ausgeweiteten Untersuchungen zahlreiche Modelle wie C- und E-Klasse mit insgesamt mehr als 700.000 Fahrzeugen betroffen sein. Bei der umstritten Softwarefunktion handelt es sich dem Artikel zufolge um eine sogenannte "Kühlmittel-Solltemperatur-Regelung". Sie hält den Kühlmittelkreislauf künstlich kälter, verzögert die Aufwärmung des Motoröls und sorgt so dafür, dass beim gesetzlichen Prüfzyklus der Grenzwert für Stickoxide von 180 Milligramm pro Kilometer eingehalten wird.

Parallelen zur VW-Affäre

Im Straßenbetrieb werde die Funktion dagegen deaktiviert und der Grenzwert überschritten, schreibt das Blatt. Ähnliche Softwarefunktionen hatten auch bei dem Abgasskandal von Volkswagen eine Rolle gespielt.

Die Behörden haben Daimler schon längere Zeit im Visier. Im Frühjahr hatte das KBA ein Anhörungsverfahren gegen den Autobauer wegen des Verdachts auf eine 'unzulässige Abschaltvorrichtung" eingeleitet, das Amt war bereits im Herbst 2018 auf die umstrittene Software-Funktion bei dem Motor OM 651 gestoßen. (red)

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