Wikipedia hadert mit kleinen Bildschirmen

| 10.02.2014

Zukunft der Online-Enzyklopädie ungewiss.

Immer mehr Internet-Traffic verlagert sich vom heimischen Stand-PC zu mobilen Geräten - und dabei kann bisher Wikipedia nicht mithalten. Womit etwa Google oder Facebook keine Probleme haben, stellt für die Online-Enzyklopädie bisweilen ein unüberwindbares Hindernis dar. Befürchtet wird, dass kleine Bildschirme für das Verfassen und Korrigieren von Einträgen zu unattraktiv sind. Neue Zahlen geben jedoch Hoffnung. Während andere Seiten einen mobilen Zugriff von 50 Prozent schaffen, benutzen nur 20 Prozent der Leserschaft der englischsprachigen Wikipedia ein Smartphone oder Tablet. Der Anteil an mobil getätigten Einträgen oder Korrekturen von diesen Usern ist sogar noch geringer, obwohl seit Juli 2013 eine mobile Bearbeitungsversion zur Verfügung steht. Gerade einmal ein Prozent aller Änderungen der in mehr als 280 Sprachen angebotenen Artikel wird über mobile Geräte getätigt. So wurden etwa im Juli 200.000 englischsprachige Beiträge editiert, im Vergleich zu 20 Mio. Bearbeitungen insgesamt.

Weniger Autoren

In der Website-Community befürchtet man Autoren zu verlieren, wenn neue User nicht wissen, dass sie Artikel auch auf ihrem Smartphone bearbeiten können oder überhaupt Schwierigkeiten haben, auf dem kleinen Bildschirm zu arbeiten. "Wie genau sich das in Zukunft entwickelt, kann man nicht sagen, aber Smartphones werden immer besser und Wikipedia wird sich anpassen. Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen dem Überleben der Online-Enzyklopädie und der Größe des Bildschirms", zeigt sich Roland Burkart vom Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien  unbesorgt. Erik Möller, stellvertretender Direktor der Non-Profit-Organisation Wikimedia Foundation, die Wikipedia betreibt, gibt sich ebenfalls optimistisch, dass das Nachschlagewerk den Sprung auf den Tabletscreen schaffen wird und dabei sogar eine noch facettenreichere Autorenschaft anlocken kann. Und die aktuellen Zahlen geben ihm Recht: Waren es im Juli des vergangenen Jahres nur 3.000 User, die mindestens einen Artikel verbessert haben, sind es gegenwärtig bereits 20.000 pro Monat.

Basis aus Freiwilligen

Bereits seit der Einführung 2001 prophezeiten Schwarzseher immer wieder den Niedergang der Online-Enzyklopädie, die nun ihre mobile Ausrichtung auch in Hinsicht auf die "Wikipedia Zero"-Kampagne ausbaut. "Wikipedia ist eine etablierte Größe, die eher Nutzer durch versteckte Firmen-PR in Artikeln verliert, als aufgrund der Wahl des Nutzungsgerätes", erklärt Burkart. Der Journalist Marvin Oppong ging in seiner Studie "Verdeckte PR in Wikipedia - Das Weltwissen im Visier der Unternehmen" der Artikelmanipulation durch Firmen nach.

Wikipedia baut auf etwa 75.000 Freiwillige pro Monat, die sich dem Bearbeiten und Verfassen von Artikeln annehmen. Mit 18 Mrd. Aufrufen und beinahe 500 Mio. Unique Visitors jeden Monat landet das Netz-Lexikon auf Platz fünf der meistbesuchten Websites. Geschlagen nur von den Riesen Yahoo, Facebook, Microsoft und Google, welches das Ranking mit 1,2 Mrd. Unique Visitors anführt. (pte)

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