In der Nordsee

"Schnellste Insel der Welt" bewegt sich 35 Meter pro Jahr

Mitten in der stürmischen Nordsee spielt sich ein Naturphänomen ab, das selbst gestandene Seefahrer:innen ins Staunen versetzt: Die kleine Insel Trischen, vor der Küste von Schleswig-Hohlstein gelegen, legt jedes Jahr eine beachtliche Strecke zurück – rund 35 Meter pro Jahr wandert sie übers Wasser. Damit ist sie laut Travelbook die "schnellste Insel der Welt" – und gleichzeitig wohl auch die unzugänglichste. Denn die Anreise auf die rund 1,8 Quadratkilometer große Insel ist strikt verboten – für alle, außer einer einzigen Person. 

Sechs Monate in Isolation

Die Sandbank im schleswig-holsteinischen Wattenmeer, vor rund 400 Jahren entstanden, ist heute ein streng geschütztes Vogelschutzgebiet – und für Tourist:innen tabu. Keine Fähre, keine Brücke, nicht mal ein Boots-Ausflug ist erlaubt. Stattdessen übernimmt einmal im Jahr eine einzelne Person die Insel auf Zeit: ein:e Vogelwart:in.

Aktuell ist es Mareike Espenschied, die sich zwischen März und Oktober der Aufgabe stellt, Trischen zu beobachten, zu dokumentieren – und einfach auszuhalten. Sechs Monate im Jahr lebt sie auf Stelzen, in einer einfachen Holzhütte, mit dem Nötigsten versorgt. Kein Stromnetz, kein Supermarkt, kein WLAN – dafür jede Menge Wind, Wetter und tausende Seevögel, die hier brüten, flattern und schnattern.

Insel früher "Paradies" für grausame Wilderer

Dabei war Trischen nicht immer so unberührt: Im 19. Jahrhundert wurde die Insel noch regelrecht belagert – allerdings nicht von Urlauber:innen mit Sonnenschirm, sondern von schießwütigen Wilderern. Seevögel galten dabei als beliebtes Ziel. Darüber hinaus wurden hier Häuser gebaut und sogar Ackerbau betrieben. Doch die Natur setzte sich letztlich – zum großen Glück der einheimischen Vögel – durch: Sturmfluten, wandernde Dünen und der stete Drang der Insel, einfach weiterzuziehen, machten jede Siedlung zunichte.