Beim kürzlich stattgefundenen Clubabend des Marketing Club Österreich (MCÖ) durften die Teilnehmer:innen an einer Reise durch das Leben von Günter Thumser teilnehmen. Abgehalten wurde das Event in der ÖAMTC Zentrale. Hier sprach der FMCG-Branchenprofi, der 2024 zum Marketing Leader ernannt wurde, über seine Erfahrungen sowie Erkenntnisse aus 40 Jahren und blickte dabei auf seine beeindruckende Karriere zurück – mit Einsichten, die wohl aktueller nicht sein könnten.
So sprach Thumser über Stationen, Wendepunkte und Erfahrungen in seiner Karriere und reflektierte Vergangenes gemeinsam mit dem MCÖ. Die Begrüßung der Gäste übernahm allerdings Stefan Lorbeer, MCÖ-Vorstandsmitglied und Head of Marketing Communication beim ÖAMTC. Er leitete schließlich das Karriere-Gespräch mit Thumser ein, das von der MCÖ-Podcasterin Birgit Schaller von der Contentagentur BiSness moderiert wurde.
Bewegende Jahre eines Branchenprofis
Thumser erzählte davon, wie er seinen Karriereweg direkt nach seinem Wirtschaftsstudium an der Universität Wien begann. Er war gerade einmal 22 Jahre, als er bei Henkel im Vertrieb einstieg. Vier Jahre später war er die jüngste Führungskraft im Unternehmen und leitete ein Team von 35 Mitarbeiter:innen. Was der Experte damals noch nicht ahnen konnte: In seinen insgesamt 40 Jahren bei dem bekanntesten Konsumgüternehmen sollte er die unterschiedlichsten Positionen durchlaufen – vom jüngsten Vertriebsleiter bis zum Präsidenten von Henkel Europa.
1991 wurde Thumser zum ersten Osteuropa-Geschäftsführer von Henkel ernannt. Dabei lernte er, andere Mentalitäten ernstzunehmen und verschiedene kulturelle Mindsets behutsam zusammenzuführen. Laut ihm brauche es "Mut zum Risiko, Mut zur Entscheidung, bedingungslose Loyalität im Team und einen extrem hohen Einsatzwillen – vor allem in einem damals völlig unbekannten Terrain wie den neuen osteuropäischen Staaten". Mit Blick auf das Teamgefüge sei außerdem eine gemeinsame Zieldefinition essenziell. "Teams funktionieren dann sehr gut, wenn sie sehr divers sind und unterschiedlichste Fähigkeiten zusammenkommen", heißt es.
Gezogene Verbindung zu aktuellen Herausforderungen
Neben Thumsers Karriere ging es im Rahmen des Clubabends auch um das heutige Umfeld multipler Krisen. Der Branchenprofi merkte dabei an, dass er aufgrund seiner eigenen Erfahrungen Mitgefühl mit jungen Manager:innen hat, die in Anbetracht vielfältiger Krisen und laufender Change-Prozesse heutzutage vor enormen Herausforderungen stehen. Sein Rat: "Vor allem in Krisenzeiten auf gar keinen Fall bei Marketing und Kommunikation sparen. So leidet die Marke nachhaltig." Vielmehr bedürfe es eines Kostenbewusstseins auf allen Ebenen und das Schaffen eines "Werte-Bewusstseins". Diese Erkenntnis erlangte Thumser nicht zuletzt durch seine Geschäftsführer-Tätigkeiten beim Österreichischen Verband der Markenartikelindustrie. Die Branche würde aufgrund von Kostensteigerungen unter erheblichem Druck stehen. Abseits wirtschaftlicher Herausforderungen dieser Art hält er es für essenziell für den nachhaltigen Erfolg von Marken, dass sie sich über Generationen hinweg attraktiv halten.
Weiters sprach er zum Thema Work-Life-Balance und brachte wenig Verständnis für den gesteigerten Wunsch nach mehr Freizeit auf. Thumser stuft diese Komponente als traurige Reduktion ein. Denn Arbeiten sei ein wesentlicher Bestandteil des Lebens und habe unweigerlich Auswirkungen auf andere Lebensbereiche sowie das eigene Wohlerbefinden. "Jede:r hat die Verantwortung, individuell einen Weg für sich zu finden, sein Leben mit Sinn zu füllen und für Balance und Ausgleich zu sorgen", fügt er hinzu. Für ihn selbst sei seine Freude an der Arbeit und die Zusammenarbeit mit dem Team sowie ein positives Feedback aus dem Markt bzw. Vertrauen in die Marke sinnstiftend.
Der erfüllteste Part in 40 Jahren Karriere
Rückblickend auf seine gesamte Karriere resümiert Thumser, dass das Menschliche an seiner Arbeit ihn immer am meisten erfüllt habe. "Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass ich viele junge Menschen auf ihrem Karriereweg begleiten durfte." Daher rät er jungen Marketer:innen, mehr Hands-on zu agieren, die Bereitschaft mitzubringen, teilzuhaben und sich einzubringen, nicht mit Limitierung in Gespräche zu gehen, offen und neugierig zu sein und vor allem Chancen zu überprüfen und zu nutzen. Als förderlich für seinen eigenen Aufstieg erwies sich laut ihm der Drang, mitgestalten zu wollen und ein klarer "Zug zum Tor". Zudem seien seine Resilienz, seine Neugier und sein Wille, wirklich zuzuhören, von Vorteil.
Seine aktuelle Position würde zudem einmal mehr Thumsers Gestaltungswillen widerspiegeln: Nach fünf Jahren als Vizepräsident beim ÖAMTC wurde er im Juni 2022 zum Präsidenten gewählt. In dieser Funktion will er die Zukunft der Mobilität aktiv mitgestalten – unter anderem mittels Innovationen wie der E-Bike-Pannenhilfe, völlig digitalisierten Pannenhilfe-Einsätzen oder dem verstärkten Ausbau von E-Ladestationen.
Fotos vom MCÖ Clubabend können Sie in unserer Galerie sehen.
www.marketingclub.at
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