"Wir wollen weg vom Raunzen, Lamentieren und Beschuldigen – dafür gibt es andere"

| Redaktion 
| 03.04.2023

Im LEADERSNET-Interview erklären Annabel Köle-Loebell und Grazia Nordberg Constantini, Herausgeberinnen des neuen Nachhaltigkeits-Businessmagazins Acker, weshalb sie in Zeiten wie diesen einen Printtitel starten, weshalb es diesen aktuell mehr brauche denn je, welche Inhalte die Leser:innen erwarten und wo die Unterschiede zur Konkurrenz liegen.

LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Nordberg Constantini und Frau Köle-Loebell, mit 29. März haben Sie mit Acker das erste Nachhaltigkeits-Businessmagazin im DACH-Raum auf den Markt gebracht (LEADERSNET berichtete). Was hat Sie in Zeiten wie diesen bewogen, mit einem Printprodukt an der Spitze für eine nischige Zielgruppe auf den Markt zu gehen?

Nordberg Constantini: Ganz einfach, der Bedarf hat uns dazu bewogen. In unserer Arbeit als Kommunikatorinnen für ESG-Themen haben wir im vergangenen Jahr mit sehr vielen spannenden Themen und Lösungen zu tun gehabt. Die Nachhaltigkeitsdebatte, die sich 2022 drastisch zugespitzt hat – seitens der Aktivisten, Politik und Regulatorik und in den Medien – dreht sich um Krisen, Probleme, fatale Zukunftsszenarien und Schuldzuweisungen. Wir sind in unserer beruflichen DNA vor allem Lösungsanbieterinnen und Storytellerinnen, doch fanden wir kaum passende Bühnen, Plattformen und Medien, die den Platz, das Budget und redaktionellen man/woman power hatten, sich diesen inspirierenden Ideen und Modellen von Unternehmensseite entsprechend platzmäßig zu widmen.

Köle-Loebell: Also beschlossen wir selbst ein Medium zu schaffen, das den kommunikativen Link zwischen Regulatorik, Unternehmertum und Wirtschaft bietet. Das Besondere daran: Wir kehren damit zu unseren Wurzeln zurück, so haben wir vor 20 Jahren als Journalistinnen unsere Karriere in der Medienwelt gestartet und haben auch in der Kommunikationsberatung immer den Fokus auf Themenkommunikation und das Storytelling gelegt. Sich in dieses Projekt zu wagen hat uns auch unglaublichen Spaß gemacht. Natürlich hat es uns auch Nerven gekostet und viel Überzeugungskraft, vor allem vom Start weg mit Top Geschichten, Partnern:Innen und einem super Team an die Entwicklung und Umsetzung zu gehen. Umso mehr freut uns das Vertrauen und positive Feedback, das uns schon im Vorfeld von vielen Seiten entgegengebracht wurde.

LEADERSNET: Warum braucht es ein Businessmagazin wie dieses? Und wie grenzen Sie sich von anderen Wirtschaftsmagazinen ab?

Nordberg Constantini: Definitiv ja. Gerade jetzt braucht es positiven unternehmerischen Spirit. Es braucht kreative und innovative Lösungen, wenn es um diese wichtige Sache geht. Wir wollen weg vom Raunzen, Lamentieren und Beschuldigen – dafür gibt es andere Akteure. Sehen wir's mal so: Die ganze Nachhaltigkeitsdebatte und Regulatorik birgt auch so viel unternehmerisches Potential und Vision. Hat man vor Jahren noch Corporate Themen und CSR-Themen inhaltlich und personell getrennt, so zahlt heute jede Strategie, Unternehmenslösung, Unternehmenskommunikation in ESG ein. Das verlangt nicht nur der Gesetzgeber, das verlangt der Markt, der:die Kunde:in, der:die Mitarbeiter:in. Ebenso gibt kein neues Geschäftsmodell oder Start-up, Produktidee oder Dienstleistung, die nicht im Kontext von Environmental, Social oder Governance Issues steht.

Köle-Loebell: Das Spannende: Unabhängig von der Unternehmensgröße und der Branche, gibt es so viele inspirierende Ideen zum Annehmen, Andenken, Nachmachen und Vormachen, es gibt so viel Raum für Soziales und Nachhaltiges wie nie zuvor, Themen, die in die entfernteste kreative Ecke eindringen und aufgegriffen werden. Doch wie erfahren? Wir wollten ein Medium – eine Welt schaffen – , wo sich jede:r wiederfindet. Von klein bis groß, quer durch alle Branchen. Ein Magazin, das dabei aber nicht zu technisch und belehrend – sondern lesbar und unterhaltend ist. Mit einem Behalte-Magazin on Top, das man sich gerne wieder mal zu Hand nimmt und nochmal drin schmökert. Eingebettet in ein ACKER Themenuniversum: Stories in Print, digital, als Podcast zu Nachhören oder Vertiefen, auf Social Media im Feed zum Teilen und Weitergeben.

LEADERSNET: Als ehemalige Journalistinnen und langjährige Kommunikatorinnen – wie gingen Sie an die Sache heran? Ist es ein Vorteil eine Themenwelt from the scratch zu erschaffen? Worauf haben Sie bei der Entwicklung besonders Wert gelegt?

Nordberg Constantini:  Auf der einen Seite ist es eine Challenge, alles von null neu anzudenken und aufzusetzen. Auf der anderen Seite ist es eine spannende Aufgabe, denn es gibt es keine Vorgaben – außer natürlich finanzielle – wie so ein Themenuniversum ausgestaltet sein soll. Wir haben eine Welt geschaffen, wie wir sie als passionierte Medienkonsumentinnen selbst vorfinden wollen: Einen Mix aus Media Channels und Plattformen, die in das persönliche Nutzungsverhalten einzahlen. Ein Mix aus verschiedenen Geschwindigkeiten, Leads und Thementiefen, aufgewertet mit Audio und visuellem Content, linear und haptisch erfahrbar, aber auch many to many teilbar in der Community. Themen in Ruhe genießen oder mit anderen sharen und diskutierten – das war unser Anspruch. Im Longlead oder im kurzen knackigen Staccato. Die anfängliche Idee des reinen, schönen, langwirkenden Printauftrittes als reines Behaltemagazin haben wir bald ad acta gelegt und erweitert, denn das Thema und die Community bieten viel mehr Kraft für Multiplikation und Potenzial.

Köle-Loebell: Im Vertrieb haben wir auf klassische Branchenführer als Partner gesetzt wie auf den Standard für Print und Digital, den nationalen Vertrieb über den Zeitschriftenhandel und auf etablierte Digital-Kioske wie den Austria Kiosk und read.it, die uns auch nach Deutschland, die Schweiz und Luxemburg bringen. Erweitert um ein junges, innovatives Team von Digitalpartnern wie GOOD ISSUE – für das E-Magazine - oder CM Visuals, die sich für den Social Media Auftritt und die Bildsprache verantwortlich zeigten. Den Podcast haben wir mit unserem langjährigen Partner The Voice Agency umgesetzt. Das Ergebnis: Von klassisch bis Multichannel, für jede:n ist was dabei.

LEADERSNET: Worauf legen Sie Wert bei der Auswahl der Geschichten, Themen und Interviewpartner? Was macht eine Acker Geschichte aus?

Köle-Loebell: Sie meinen, "Was ist eine Acker Geschichte?". Das haben wir ganz zu Anfang für uns, die Redaktion und unsere Interviewpartner:Innen diskutiert und als Blattlinie festgelegt: Eine ACKER Geschichte ist positiv, lösungsorientiert, pragmatisch und inspirierend, top recherchiert nach höchsten journalistischen Standards. Menschen eine Bühne zu bieten, die nicht immer in den Medien sind, oder Unternehmer:Innen mit neuen Aspekten und mal anderen Themen zu konfrontieren. Bzw. Interviewsituationen zu wählen, die neu, disruptiv und kreativer sind, einfach anders als das Herkömmliche. zB Toto Wolff von seiner Tochter Rosa interviewen zu lassen, Gehörlose bei Ikea vor den Vorhang zu holen oder Berufsbilder vorzustellen, die im Rahmen der ESG-Regulierung einen Boom erfahren werden. Damit wollten wir zeigen, dass es viel mehr Facetten von Stories und Themen gibt, als man auf den ersten Blick damit assoziieren würde.

LEADERSNET: Warum der Titel Acker?

Nordberg Constantini: Wir wollten keinen anglizistischen Magazintitel. Mit einem Acker verbinden wir fruchtbaren Boden, bewirtschaftet und gepflegt, damit Neues entstehen kann, das andere/s wiederum nährt und stärkt. Das wollen wir mit unserer Medienwelt tun: etwas erschaffen, aus dem sich wieder was Neues ergeben kann. Am Acker kann Fruchtbares entstehen, doch spannend ist es auch am Übergang zu Feld, Wiesen und Weiden, dort, wo es sich mischt, wo Diskurs entsteht, wo Veränderungen passieren und sich Neues zufällig entwickeln kann. Wir wollen eine Welt schaffen zwischen Wirtschaft und Nachhaltigkeit, in der Auseinandersetzung, Diskussionen, Meinung und Synergien stattfinden können.

LEADERSNET: War es eine Herausforderung, für die erste Ausgabe Menschen zu gewinnen, die sich mit Ihnen auf diese Reise begeben?

Köle-Loebell: Wir sind stolz und freuen uns, dass so viele bei der Premiere unseres Heftes an Bord sind. Ein Team erfahrener Journalisten:Innen aus dem In- und Ausland. Voran unser Chefredakteur Matthias Flödl, der sich am österreichischen Magazinmarkt und im Bereich Nachhaltigkeit in den letzten Jahren einen Namen gemacht hat. Anzeigenpartner, die uns finanziell unterstützt haben, weil sie an die Idee glaubten und ihren Beitrag zu einer innovativen – aber auch mutigen - Idee leisten wollten. Besonders großer Dank geht an Toto Wolff, der von der Storyidee angetan war, an uns und das Projekt glaubte und unser erstes Heft mit der Titelgeschichte und dem Vater Tochter Gespräch und Shooting sehr bereichert hat. Das war für uns alle ein besonderes Highlight. Und – above all – ein großartiges Team an Redakteur:Innen, Art Direktor:Innen, Kreativdesigner:Innen, Content Creator:Innen, Digitalexpert:Innen und Photograph:Innen und vielen mehr. Danke an alle, und bleibt dran, den there is more to come.

Eindrücke von der Acker-Präsentation finden Sie in unserer Galerie

www.acker.world

Michael Heritsch
Positiver Journalismus....das klingt schon mal sehr gut!
Ich drücke die Daumen !!!

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