"Ich will der Nachwelt uralte Rezepturen hinterlassen"

Die heute 60-jährige Marianne Varga fand als Quereinsteigerin nach mehr als 45 Jahren im Bürojob zu ihrer Leidenschaft zurück – und vertreibt als "Die Greisslerin" Delikatessen nach uralten Rezepten. Im LEADERSNET-Interview spricht sie u.a. über ihre Oma, Mutiges und Hinterlassenes. Zudem hat sie Tipps für Frauen, die ebenfalls mit einem Quereinstieg liebäugeln.

"Wenn wir einen Blick auf heutige Gastro-Trends werfen, hatte meine Oma einen ausgesprochenen Gourmet-Anspruch", erinnert sich Marianne Varga. Die ersten sechs Lebensjahre verbrachte sie bei ihrer Großmutter im Burgenland. Nun profitiert Varga als "Die Greisslerin" davon, dass sie damals ihrer Oma über die Schulter schauen und so manch kulinarischen Geheimtipp erhaschen konnte.

LEADERSNET: Als Quereinsteigerin ins Unternehmertum: Was hat Ihnen "Sicherheit" für diesen Schritt gegeben?

Varga: Es war und ist meine eigene Haltung für meine Arbeit. Ich habe in meinen vorigen Jobs jedes Unternehmen auch als MEIN Unternehmen gesehen. Ich war immer als erste im Büro und als letzte weg. Ich habe mich auch mit dem unternehmerischen Prozess immer beschäftigt – da fiel mir die Idee vom eigenen Unternehmen eher leicht. Bei meiner Kündigung wusste ich allerdings auch, dass der aktuelle Arbeitsmarkt für meine Altersgruppe wenig hergibt: Ich würde nur schwierig noch einmal einen Job finden, mit dem ich mich gleichermaßen absichern, verwirklichen und etwas hinterlassen kann. Das Unternehmertum war die logische Konsequenz für mich. Davor habe ich allerdings einen Cut gebraucht: Nachdem ich meinen Job gekündigt habe, habe ich eine Weltreise gemacht.

LEADERSNET: Von Bürojob zur eigenen Greisslerei: Wie kam dieser Schwenk?

Varga: Geboren wurde die Idee zur Greisslerin während einem Kochkurs in Indien. Ich habe mir die Frage gestellt: Was würde ich der Welt hinterlassen, wenn es hier und heute vorbei wäre? Das "Hinterlassen" ist ein wichtiger Wert für mich, den mir meine Oma beigebracht hat. Auch sie hat mir mit ihren Rezepten viele Erinnerungen hinterlassen, die ich nun ebenfalls weitergeben will. Ich will der Nachwelt uralte Rezepturen, die ich nach meinem Gefühl verändere oder neu kreiere, hinterlassen. Ein schöner, schlummernder Kindheitstraum war das, den ich mir da verwirklicht habe.

LEADERSNET: Perspektivenwechsel: Welche neuen Chancen haben sich mit dem Quereinstieg aufgetan?

Varga: Heute entscheide ich für mich selbst, nicht für Vorgesetzte. Das Gute dran ist, sich dadurch selbst verwirklichen zu können. Man ist nicht mehr gebremst in den Entscheidungen, viel offener für Neues – nicht mehr gehemmt, sondern geht aktiv auf neue Situationen zu. Stichwort: Eigenverantwortung. Man geht auch mit Fehlern anders um: Wenn ich Fehler mache, dann habe ich sie gemacht – das muss ich mir nur mit mir selbst ausmachen. Das nimmt sehr viel Druck raus. Jeder Fehler ist für mich heute eine neue Möglichkeit. Sei es positiv oder negativ, es geht um tägliches Lernen. Da lerne ich auch, Grenzen zu setzen und das mache ich seither auch im Privaten leichter. Ich arbeite heute auch vielmehr aufs Ergebnis und nicht auf die Zeit.

LEADERSNET: Was würden Sie Frauen raten, die einen Quereinstieg und das Unternehmertum in Erwägung ziehen, diesen Schritt aber noch nicht umgesetzt haben?

Varga: Nicht viel nachdenken, einfach tun. Wir Frauen zerdenken die Dinge häufig, hinterfragen zu viel – das würden die meisten Männer nicht tun. Doch es gibt da eine weitere, leider immer noch große Hürde: Der Fakt, dass Frauen immer noch diejenigen sind, die den Hauptteil der Care-Arbeit in Familien leisten. Sie sind in ihren Entscheidungen abhängig von anderen. In meinen Augen müssen wir Frauen, die ins Unternehmertum einsteigen, viel besser unterstützen und uns als Gesellschaft endlich vorwärts bewegen. Wenn Frauen entsprechende Partner:innen oder Familienmitglieder haben, die helfen und den Weg gemeinsam mitgehen, kann ein Quereinstieg ins Unternehmertum kann in meinen Augen auch mit Kindern funktionieren.

www.die-greisslerin.at

Über Marianne Varga

Die Liebe und die Leidenschaft zum Besonderen, mit Blick für die Details und die Auswahl an feinen Zutaten sind der Schlüssel zu den einzigartigen Produkte, die "Die Greisslerin" so unvergleichlich machen. Mit Rezepten aus Großmutters Kochbuch und völlig neuen Eigenkreationen kocht sie sich in die Herzen der großen und kleinen Genießer:innen.

Handgemacht, ohne künstliche Aromen oder Inhaltsstoffe, mit regionalen Produkten aus biologischem Anbau, setzt Marianne Varga auf Qualität mit höchstem Anspruch.

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Die Liebe und die Leidenschaft zum Besonderen, mit Blick für die Details und die Auswahl an feinen Zutaten sind der Schlüssel zu den einzigartigen Produkte, die "Die Greisslerin" so unvergleichlich machen. Mit Rezepten aus Großmutters Kochbuch und völlig neuen Eigenkreationen kocht sie sich in die Herzen der großen und kleinen Genießer:innen.

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