Musikschaffende fürchten wegen Tantiemenkürzung um Existenzgrundlage

| Redaktion 
| 19.10.2022

Verwertungsgesellschaft AKM bringt Satzungsantrag beim Urheberrechtssenat ein. Zudem wurde gemeinsam mit Musiker:innen ein offener Brief verfasst.

Für Künstler:innen sind Tantiemen eine wesentliche Einnahmequelle und oft die Basis für ihre Existenzsicherung. Diese wirtschaftliche Absicherung sei durch die Forderung des ORF nach einer Reduktion des Sendeentgelts um 30 Prozent in Gefahr, so die AKM am Mittwoch. Als Verwertungsgesellschaft der Komponist:innen, Musiktextautor:innen und Musikverlage könne sie diese Forderung nicht akzeptieren. Daher wird ein Satzungsantrag beim Urheberrechtssenat eingebracht.

Vertrag Ende 2021 ausgelaufen, neuer nicht in Sicht

Die Regelung für die Abgeltung der Senderechte ist bereits Ende 2021 ausgelaufen. Einen neuen Vertrag gibt es bisher nicht. Ausschlaggebender Grund laut der AKM: Der ORF bestehe auf eine Entgeltkürzung von 30 Prozent. "Die 30-prozentige Reduktion der Zahlungen an die AKM können wir nicht akzeptieren. Ein Schlichtungsverfahren wurde mit dem ORF diskutiert, da es aber keine Einigung auf die prozessualen Bedingungen gab, wurde davon Abstand genommen", erklärt Peter Vieweger, Musiker und AKM-Präsident, und ergänzt: "Wir werden daher beim Urheberrechtssenat – ein Höchstgericht, das aus qualifizierten Richtern besteht – einen Satzungsantrag einbringen."

Hintergrund: Der Urheberrechtssenat setzt die Bedingungen und die Höhe des Entgelts fest. Beide Parteien – AKM und ORF – sind an die Verordnung gebunden.

Reduktion und hohe Inflation gefährden Existenz

Die wirtschaftliche Situation sei aktuell für alle eine große Herausforderung. Gab es in den vergangenen Jahren bereits durch die Pandemie einen erheblichen Rückgang bei den Tantiemen, komme nun auch noch eine extrem hohe Inflation zum Tragen. Eine Reduktion der Sendeentgelte durch den ORF um 30 Prozent stelle für Künstler:innen eine Existenzbedrohung dar. "Daher ist eine angemessene, faire Entlohnung für alle Musikschaffenden und eine Anpassung des derzeitigen Tarifs an die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unumgänglich", so Peter Vieweger.

Künstler:innen unterstützen Forderungen

Die Musikschaffenden in Österreich würden die Forderungen der AKM vollinhaltlich unterstützen. "Viele von uns sind hauptberuflich Komponist:innen und Textautor:innen, deren Existenzgrundlage fast ausschließlich durch die Tantiemenzahlungen der AKM gedeckt wird. Eine derartige Verkürzung der Vergütungen gibt es in keiner anderen Branche und darf es auch bei uns nicht geben", so Virginia Ernst, Singer-Songwriterin.

Hubert von Goisern, Musiker und Komponist, fügt hinzu: "Die AKM kümmert sich ja nicht nur um unsere Tantiemen, sie ist auch ein großer Förderer von Konzertveranstaltungen in ganz Österreich. Ohne die Fördermittel der AKM – beispielsweise für den Österreichischen Musikfonds – würde vielen jungen Künstler:innen eine Starthilfe verwehrt bleiben. Nicht vergessen darf man die Alterssicherung und die soziale Unterstützung bei schwerwiegenden Notfällen auf die wir uns bei der AKM verlassen können."

Den sozialen Aspekt unterstreicht auch Christopher Seiler, Musiker und Textautor, und weist darauf hin, „dass gerade für junge Musikschaffende die AKM eine wichtige Institution ist, um in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten eine gewisse Sicherheit zu haben. Tantiemen sind für sie oft die einzige Einnahmequelle." 

Offener Brief 

Die AKM und eine Reihe an Musikschaffenden fordern den ORF in einem offenen Brief nun auf, "seine künstlerfeindliche und existenzbedrohende Haltung aufzugeben und seinen gesetzlichen Kulturauftrag umfassend zu erfüllen, heimischen Musikschaffenden in seinen Programmen einen entsprechenden Stellenwert zu verschaffen, und die Komponist:innen, Textautor:innen und Musikverlage, ohne deren Leistungen die Programme des ORF gar nicht möglich wären, angemessen zu entlohnen."

Peter Vieweger abschließend: "Wir fordern daher – ganz im Sinne der von der österreichischen Bundesregierung gestarteten 'Fair Pay'-Initiative für Künstler:innen – vom ORF eine Erhöhung unserer Honorare und Tantiemen, denn: Tantiemen sind kein Taschengeld!"

www.akm.at

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