Bank Austria Konjunkturindikator
Wirtschaft erhält Rückenwind und zeigt klare Erholungstendenzen

| Redaktion 
| 17.08.2025

Verbesserte Stimmung in allen Wirtschaftssektoren und eine stärkere Inlandsnachfrage könnten das BIP heuer leicht ins Plus bringen. Für 2026 wird ein Wachstum von 1,1 Prozent erwartet, auch wenn Inflation und Arbeitsmarkt weiter herausfordern.

Am Donnerstag hat die UniCredit Bank Austria ihren Konjunkturindikator vorgestellt. Dieser zeigt, dass die Wirtschaftslage in Österreich wieder stabiler wird und die Anzeichen für eine Verbesserung der Konjunktur zunehmen. "Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im Juli auf minus 1,5 Punkte und erreichte damit den besten Wert seit zweieinhalb Jahren", sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und fügt hinzu: "Mit Beginn der zweiten Jahreshälfte hat sich die Stimmung in der österreichischen Wirtschaft aufgehellt. Eine etwas verbesserte Auftragslage und höhere Produktions- bzw. Umsatzerwartungen verstärkten die Chance auf eine zumindest leichte Aufwärtsentwicklung der Konjunktur in den kommenden Monaten, gestützt auf Impulse durch die Inlandsnachfrage. Kräftige Wachstumssignale zeichnen sich jedoch angesichts der Unsicherheiten im Außenhandel noch nicht ab."

Verbesserte Lageeinschätzung

Im Juli verzeichnete der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator einen deutlichen Anstieg, der auf optimistischere Einschätzungen in allen Wirtschaftsbereichen zurückzuführen ist. Besonders der Dienstleistungssektor trug maßgeblich zu dieser Entwicklung bei, auch wenn das Stimmungsniveau hier weiterhin knapp unter dem langjährigen Mittel blieb. Während Finanz- und Immobilienbranche, Lagerlogistik, Transportgewerbe und Reisebüros spürbar von einer positiven Entwicklung profitierten, litten Beherbergung und Gastronomie unter schwächerer Nachfrage und Personalmangel.

Die Belebung im Dienstleistungssektor wurde zusätzlich durch den dritten Anstieg des Konsumklimas in Folge gestützt. Auch im Baugewerbe bewerteten Unternehmen die wirtschaftliche Lage zu Beginn der zweiten Jahreshälfte zwar noch als herausfordernd, jedoch etwas günstiger als im Vormonat. Während Hoch- und Tiefbau dank ausreichender Auftragsbestände eine gewisse Stabilität zeigten, standen die Neben- und Ausbaugewerbe stärker unter Druck.

In der Industrie trug das neue Zollabkommen mit den USA dazu bei, die Unsicherheit etwas zu mindern und die Stimmung leicht aufzuhellen. Dennoch blieben die Einschätzungen deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt, vor allem aufgrund schwacher Auftragseingänge und sinkender Wettbewerbsfähigkeit infolge hoher Lohn- und Energiekosten.
Während sich die Lage für Konsumgüterbranchen wie die Lebensmittelindustrie im Juli verbesserte, stiegen die Belastungen für viele exportorientierte Industriezweige, darunter die KFZ-Produktion, der Maschinenbau und die Metallindustrie. Das internationale Umfeld verschlechterte sich leicht, da sich die globale Industriestimmung – gewichtet nach den österreichischen Handelsanteilen – im Juli leicht eintrübte, insbesondere durch schwächere Entwicklungen in den CEE-Ländern, wichtigen asiatischen Exportmärkten und den USA.

"Die Verbesserung der Stimmung im Dienstleistungssektor, am Bau und in der heimischen Industrie führte zu Beginn der zweiten Jahreshälfte zu einer Aufhellung der Konjunktureinschätzung in Österreich, trotz einer Verschlechterung des Exportumfelds", so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: "Allerdings war die Stimmung im Juli in allen Sektoren der heimischen Wirtschaft weiter im pessimistischen Bereich, zum Teil sogar erheblich unter dem langjährigen Durchschnitt. Zudem war in der Industrie und am Bau in Österreich die Stimmung schlechter als im Euroraum. Nur im Dienstleistungssektor war der Pessimismus in Österreich sogar den dritten Monat in Folge weniger stark ausgeprägt als im europäischen Durchschnitt."

Mehr Schwung erst 2026

In der ersten Jahreshälfte 2025 unterschritt das BIP den Vergleichswert des Vorjahres um 0,2 Prozent. Für die kommenden Monate lässt der aktuelle Konjunkturindikator etwas Rückenwind für die heimische Wirtschaft erwarten. Vor allem die Inlandsnachfrage soll in der zweiten Jahreshälfte dafür sorgen, zum einen dürfte die gestiegene Kaufkraft von den Konsument:innen stärker wahrgenommen werden und zum anderen sollten die Leitzinssenkungen der EZB positiv auf die Investitionsbereitschaft durchschlagen.

Die UniCredit Bank Austria Experten erwarten, dass in der zweiten Jahreshälfte die Konjunktur durch eine weitere Belebung des Konsums und auch der Investitionen stärker in Schwung kommt. "Allerdings werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Belastet durch die zollpolitischen Maßnahmen der USA, wird die Exportwirtschaft die Wirtschaftsentwicklung dämpfen. Wir gehen weiterhin von einem leichten Plus von 0,1 Prozent im Gesamtjahr 2025 aus. Unter den günstigeren Rahmenbedingungen für die Inlandsnachfrage ist für 2026 ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent möglich", sagt Pudschedl.

Verschlechterung am Arbeitsmarkt verliert an Tempo

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt hat sich in den ersten sieben Monaten 2025 trotz der schwachen Konjunktur spürbar verschlechtert, wenngleich sich das Tempo der negativen Tendenz seit dem Frühjahr verlangsamt. Im Jahresvergleich stieg die Arbeitslosenquote um 0,5 Prozentpunkte auf durchschnittlich 7,4 Prozent. Das entspricht einem Zuwachs von knapp 23.000 Arbeitssuchenden.

Zwar nahm die Zahl der Beschäftigten um rund 7.500 Personen beziehungsweise 0,2 Prozent zu, doch reichte dieses Plus nicht aus, um das wachsende Arbeitskräfteangebot auszugleichen. Saisonbereinigte Daten zeigen jedoch eine leichte Entspannung: Die Beschäftigung steigt wieder leicht, und der monatliche Zuwachs bei den Arbeitssuchenden fällt geringer aus. Im Juli lag die saisonbereinigte Arbeitslosenquote bei 7,5 Prozent.

In den kommenden Monaten wird sich dank der etwas günstigeren Konjunktur die Lage am Arbeitsmarkt nur noch geringfügig verschlechtern, ist sich Pudschedl sicher. "Wir erwarten im Jahresdurchschnitt 2025 eine Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent und für 2026 eine Stabilisierung auf diesem Niveau, da sich mit der dann stärkeren Konjunktur und bedingt durch den nachlassenden Anstieg des Arbeitskräfteangebots im Verlauf des kommenden Jahres eine Entspannung einstellen sollte", meint der UniCredit Bank Austria Ökonom.

Österreich Konjunkturprognose © UniCredit

Inflation bereitet Sorgen

Ein Sorgenkind bleibt aber – die Inflation. In Österreich ist sie zur Jahresmitte weiter gestiegen, während sie im Gegensatz dazu im Euroraum deutlich niedriger liegt. Nach durchschnittlich 3,1 Prozent in der ersten Jahreshälfte kletterte die Teuerung im Juli auf 3,5 Prozent, eineinhalb Prozentpunkte über dem Euroraum-Wert.

Zusätzlich zur anhaltend hohen Preisdynamik im Dienstleistungssektor, die vor allem durch die Freizeit- und Tourismusbranche befeuert wurde, trugen auch steigende Nahrungsmittelpreise sowie der Anstieg der Energiekosten nach dem Ende der Strompreisbremse maßgeblich zum deutlichen Preisunterschied gegenüber dem Euroraum bei.

"Wir gehen weiterhin von einer leichten Beruhigung der Inflation in den kommenden Monaten aus, unterstützt durch eine Verlangsamung der Dienstleistungspreisdynamik und der Energiepreisinflation, gedämpft durch den niedrigen Ölpreis und den etwas stärkeren Euro. Mit 2,9 Prozent wird die durchschnittliche Teuerung 2025 jedoch zumindest das Vorjahresniveau erreichen. Erst für 2026 kann von einem Rückgang der Inflation ausgegangenen werden, allerdings nimmt das Risiko zu, dass dieser weniger stark ausfallen könnte als bisher angenommen", so Pudschedl.

Derzeit gehen die Ökonomen der UniCredit Bank Austria von einer Inflationsrate von 2,1 Prozent für 2026 aus.

Leitzinssenkung wird nicht erwartet

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach der abwartenden Haltung im Juli (LEADERSNET berichtete) in ihrer September-Sitzung die Auswirkungen des US-Zollabkommens auf die Konjunktur und die Inflation bewerten.

"Nach unserer Meinung überwiegen durch die protektionistische Handelspolitik der USA die Abwärtsrisiken für die europäische Wirtschaft die Aufwärtsrisiken für die Inflation, was eine Senkung der Leitzinsen um 25 Basispunkte durchaus rechtfertigen würde. Die Datenlage könnte für die Entscheidungsfindung im September jedoch noch nicht ausreichen, so dass die EZB-Ratsmitglieder über die Notwendigkeit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik sehr gespalten sein dürften. In den vergangenen Wochen ist es wahrscheinlicher geworden, dass die EZB im September die Zinspause prolongieren wird", meint Bruckbauer abschließend.

Der Einlagenzinssatz wird damit voraussichtlich wenigstens für einige Zeit bei zwei Prozent eingefroren bleiben, so die Experten.

www.bankaustria.at

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