Good company, bad company – Transparenz und Vertrauen im Business-Alltag

Gastkommentar von Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Corporate Affairs & Communication von JTI Austria.

Es ist schon erstaunlich: Rheinmetall, ein deutsches Rüstungsunternehmen, das bis dato öffentlich kaum in Erscheinung trat, wird derzeit von Medien und Politiker:innen geradezu überrannt. Es ist salonfähig geworden und hoch erwünscht, sich mit den Produkten dieser Firma – nämlich Panzer – ablichten zu lassen. Vor dem Ukraine Krieg haben öffentliche Institutionen aufgrund von Vorurteilen eher einen Bogen um dieses Unternehmen gemacht. Eine Verhaltensweise, die mir als Vertreter eines Traditions-Tabakunternehmens nur allzu bekannt ist.

"Gut und Böse"

Sowohl die Medien als auch eine Vielzahl der politisch Verantwortlichen sind in Hinblick auf Unternehmen von Vorurteilen getrieben und man teilt sie – vereinfacht gesagt – in Gut und Böse. Das geht in manchen Fällen so weit, dass man solche Unternehmen – obwohl sie legale Produkte vertreiben und als Steuerzahler große Beiträge zum Staatshaushalt leisten – sogar vom politischen Beteiligungsprozess ausschließen will.

Allerdings kann sich diese Wahrnehmung von Gut und Böse, das hat die Covid-Krise eindrücklich gezeigt, aber auch ganz schnell ins Gegenteil verkehren. Energieunternehmen, Telekom und Lebensmittelunternehmen – alle und noch mehr wurden als systemrelevant beklatscht und nun? Ihr Verhalten wird jetzt als raffgierig bezeichnet – nicht von mir – und das ist wohl schon sehr diplomatisch ausgedrückt. Oder nehmen wir die Online-Giganten Facebook und Google. Als sie noch "jung und hip" waren, wollte jeder mit ihnen gesehen werden und sich in ihren Strahlen sonnen, ihr Wissen war wertvoll und teuer. Heute müssen sie sich als Datenkraken, Spione und Medienvernichter betiteln lassen, und dabei handelt es sich noch um die freundlicheren Bezeichnungen. Und anders herum: das obige Beispiel der Rüstungsindustrie. Früher bad company, heute good company.

Die Industrie ist das eine, ganz anders sieht es aus, wenn es um NGOs (Non Govermental Organisations/Nicht-Regierungsorganisationen) wie Greenpeace, WWF, Global 2000 oder diverse Think Tanks geht. Mittlerweile gibt es hunderte davon. Sie gelten als objektiv und ehrlich und genießen von Haus aus einen hervorragenden Ruf, der auch nur wenig hinterfragt wird. Ich aber frage: stimmt dies? Vielfach handelt es sich bei solchen Organisationen um Vereine mit eher undurchsichtigen Mitgliederstrukturen und intransparenter Finanzierung. Ein prominentes Beispiel der Gegenwart ist etwa die obskure Finanzierung der "Letzten Generation", deren "Gründungsvater" derzeit eine Haftstrafe in Großbritannien verbüßen muss. Intransparente Verquickungen und Vetternwirtschaft tun eben selten gut, was nicht zuletzt der Skandal in Deutschland rund um den grünen Wirtschaftsminister Habeck und seinen ehemaligen Staatssekretär Patrick Graichen wieder einmal bewiesen hat. Da wurde grüne Ideologie, Postenmacht und Finanzierung von obskuren Think Tanks über die eigentliche Sache gestellt. Und auch in Organisationen wie Greenpeace kann es vorkommen, dass ein:eine Mitarbeiter:in mal so eben 3,8 Millionen Euro an Spendengeldern bei Termingeschäften an Finanzmärkten verspekuliert.

Wie ließe sich aber dieses Dilemma lösen? Wie schaffen es Unternehmen, denen ungerechtfertigterweise ein "bad company"-Image anhaftet, sich von diesem zu befreien? Und wie können Bürger:innen sicher sein, dass Unternehmen oder auch NGOs im persilweißen Hemd tatsächlich so "good" sind, wie es den Anschein hat? Ich denke, das kann nur gelingen, wenn die entsprechende Transparenz sichergestellt wird – und zwar objektiv und für alle gleich. Legale Institutionen sollten Belege dafür erbringen, wie transparent, glaubwürdig und ehrlich sie sind, und diese Belege müssten auch von unabhängiger Stelle geprüft werden können.

Wichtig ist die Transparenz

Ein solches Beispiel von Gut und Böse, das Sie vermutlich vom Einkaufen kennen, ist die Behauptung, ein Produkt wäre "klimaneutral". Was soll das überhaupt heißen? Ein hübsches Logo draufgepackt und die Konsument:innen glauben, sie tun der Umwelt etwas Gutes, wenn sie es kaufen. Und selbst wenn ich gerne gegen die Überregulierung der EU wettere, hier hat sie mit dem Vorschlag zur Green Claims Directive einen, wie ich finde, guten Schritt gesetzt. Diese soll nämlich Konsument:innen in die Lage versetzen, nachhaltigere Entscheidungen treffen zu können, indem Produzent:innen nur noch verlässliche, vergleichbare und überprüfbare Aussagen über ihre Produkte bzw. Dienstleistungen tätigen dürfen. Und diese Überprüfungen sollen auch stattfinden und im Falle einer Irreführung saftige Geldstrafen nach sich ziehen – ein möglicher Imageschaden kommt dann noch hinzu. Solch ein Instrument bräuchte es meiner Meinung nach nicht nur in Hinblick auf Klimaausagen, sondern auf Transparenz im Allgemeinen. Abzuwarten bleibt wie immer die Praxistauglichkeit, aber der Ansatz stimmt zumindest.

Natürlich heften sich Unternehmen auch heute schon jede Menge Gütesiegel an die Fahnen, auch JTI Austria tut dies – doch wird dabei ganz besonders auf Transparenz und Glaubwürdigkeit Wert gelegt. Sei es das staatliche Gütezeichen "Familie & Beruf", das Carbon Disclosure Project oder viele andere. Wichtig ist die Transparenz.

Wir stecken mitten im Pride Month und proklamieren Gleichberechtigung für alle Menschen. Dasselbe sollte auch für Unternehmen inklusive NGOs gelten, alle sollten – wie im privaten Bereich, ohne Vorurteile – die gleichen Beteiligungsmöglichkeiten und Vertrauen auf Basis von Transparenz erhalten. Im Endeffekt wollen wir alle das Gleiche: Alle sollten gleichbehandelt werden.

www.jti.com


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