Führungskräfte überschätzen Krisenresilienz ihrer Unternehmen

| Redaktion 
| 26.04.2023

Im Durchschnitt haben die Betriebe in den letzten zwei Jahren dreieinhalb Disruptionen erlebt.

Die dritte Global Crisis and Resilience Survey 2023 von PwC, die zwischen September und November 2022 durchgeführt wurde und Unternehmen aus 42 Ländern und verschiedenen Branchen zu ihren Erfahrungen mit Krisen befragte, zeigt, dass Unternehmen und Führungskräfte ihre Widerstandsfähigkeit überschätzen, obwohl sie sich in einem Zeitalter der Krisen befinden.

"Eine der wichtigsten Prioritäten"

Die Einblicke von 1.812 Befragten weltweit geben Aufschluss darüber, wie sich Führungskräfte auf diese neue Welt der Krisen, aber auch Chancen, vorbereiten und auf sie reagieren. Auf die Frage, welchen Platz Resilienz auf der Liste der Unternehmensprioritäten einnimmt, gaben 89 Prozent der Befragten an, dass Resilienz eine der wichtigsten strategischen Prioritäten ihres Unternehmens ist.

Die fünf häufigsten Krisensituationen

91 Prozent der Unternehmen berichten, dass sie mindestens eine Krise abseits der Pandemie erlebt haben. Im Durchschnitt haben die Betriebe in den letzten zwei Jahren dreieinhalb Krisen bzw. Disruptionen erlebt. 76 Prozent sagen, dass die schwerwiegendste Störung mittlere bis starke Auswirkungen auf den Betrieb hatte, mit anderen Worten kritische Geschäftsprozesse und Dienstleistungen beeinträchtigte und zu finanziellen und Reputationsproblemen führte.

Neben der globalen Corona-Pandemie zählen Cyberangriffe, Mitarbeiterbindung und -rekrutierung, Lieferkettenprobleme sowie technologische Disruptionen oder Ausfälle, zu den fünf häufigsten Krisensituationen.

Abgesehen von der Pandemie hatten Unterbrechungen der Lieferkette die größten finanziellen oder sonstigen Auswirkungen auf Unternehmen – und diese haben sich seit 2019 verdoppelt. 60 Prozent der Unternehmen, deren schwerwiegendste Krise mit der Lieferkette zusammenhing, waren am meisten darüber besorgt, eine ähnliche Störung erneut zu erleben.

Strategische Resilienz als Erfolgsfaktor

"In einem sich schnell verändernden Umfeld von heute sind Unternehmen mit einem noch nie dagewesenen Ausmaß an Krisen und Unsicherheit konfrontiert. Vor diesem Hintergrund ist Resilienz zu einer der wichtigsten strategischen Prioritäten in der Unternehmenswelt geworden", sagt Christian Kurz, Forensic Technology Solutions Lead bei PwC Österreich.

70 Prozent der Unternehmensleiter:innen Vertrauen in ihre Fähigkeiten, sich von verschiedenen Krisen zu erholen. Die Daten der Umfrage zeigen jedoch, dass es vielen an den grundlegenden Elementen wie Fachwissen und klaren Verantwortlichkeiten fehlt.

Die "Resilienz-Revolution"

Diese Vertrauenslücke birgt das Risiko, dass Unternehmen angreifbar werden. Die sogenannte "Resilienz-Revolution", die derzeit stattfindet, beinhaltet laut der Studie folgende Kernpunkte für Unternehmen:

  • Integration: Weg vom Silo-Denken hin zu einem Ansatz, der mehrere Resilienz-Kapazitäten zentral steuert, aufeinander abstimmt und in den gesamten Betrieb und die Unternehmenskultur einbettet.
  • Befähigtes Leadership: Um in der "Permakrise" erfolgreich zu sein, braucht es die Unterstützung durch die Unternehmensleitung, eine:n Programmleiter:in mit klarer Verantwortung und ein qualifiziertes Team.
  • Operative Resilienz: Ein Ansatz, der die entscheidendsten Faktoren für das Unternehmen identifiziert und Investitionen und Zeit entsprechend priorisiert.

Emotionale Resilienz und Leadership Fähigkeiten

Ein wichtiger Wert, der auch in der letzten Studie 2021 stark zum Vorschein kam, war die (mentale) Gesundheit. 80 Prozent der Unternehmen nannten ihre Investitionen in das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen als die wichtigste Maßnahme, die sie in diesem Jahr ergriffen haben.

In Anbetracht der Pandemie, der wirtschaftlichen Turbulenzen, tiefgreifenden kulturellen Veränderungen und anderen Herausforderungen, stand die psychische Gesundheit ganz oben auf der Prioritätenliste der Unternehmenswelt.

Immer mehr Organisationen haben in den letzten Jahren "Well-being"-Programme integriert und die Notwendigkeit erkannt, die Mitarbeitenden zu unterstützen und Gleichgewicht und Wohlbefinden zu fördern. 31 Prozent der Befragten planen Investitionen in die persönliche und emotionale Resilienz ihrer Belegschaft - um dadurch ihre Unternehmensresilienz grundlegend zu stärken.

"Die Fähigkeit, sich anzupassen und auf Störungen zu reagieren, ist von entscheidender Bedeutung, um das bei den Stakeholder:innen aufgebaute Vertrauen zu erhalten und den Unternehmenswert und die Reputation zu schützen – und das in einer Zeit, in der die Erwartungen an Unternehmen noch nie so hoch waren. Um eine vertrauenswürdige und agile Organisation aufzubauen, ist es wichtig, dass Führungskräfte in den Resilienzaufbau, auch ihrer Mitarbeitenden, investieren und sich auf einen integrierten Ansatz konzentrieren, der durch Technologie unterstützt wird, um einen Rundumblick auf ihre Risikolandschaft zu erhalten," so der Experte Kurz abschließend.

www.pwc.at

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