Schlechte Führungskräfte schaden Unternehmen nicht nur wirtschaftlich

| Redaktion 
| 26.02.2023

Fehlbesetzungen im Top-Management haben laut aktueller Studie eine Reihe an negativen Auswirkungen.

Marketagent hat gemeinsam mit Board Search über 200 Geschäftsführer:innen, Eigentümer:innen, Aufsichtsrät:innen und Co. zur Wichtigkeit von Top-Führungskräften für den Unternehmenserfolg, aber auch die Auswirkungen von Fehlbesetzungen und -entscheidungen befragt.

Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung wurden zudem ausgewählte Fragestellungen auch einer repräsentativen Stichprobe von 659 berufstätigen Österreicher:innen vorgelegt, teilte das Online Markt- und Meinungsforschungsinstitut mit.

Unterschiedliche Sichtweisen

Die aktuelle Studie zeige, wie wesentlich kompetentes Top-Management sei, um als Organisation konkurrenzfähig zu sein.

"Die Einschätzung unseres Board Member Networks könnte in Bezug auf die Relevanz von Top-Führungskräften nicht eindeutiger sein. Neun von zehn erachten das Top-Management als sehr wichtig für den Unternehmenserfolg", resümiert Josef Fritz, Geschäftsführender Gesellschafter der Board Search GmbH.

Im Unterschied dazu, bewertet die arbeitende Gesamtbevölkerung die Bedeutsamkeit des Top-Managements etwas anders. 47 Prozent vergeben die Bestnote "sehr wichtig", ein weiteres Drittel schätze die oberste Führungsriege als "eher wichtig" ein.

Leader brauchen Soft Skills

Effektive Führungspersonen seien in der Lage, ihre Teams zum Erreichen ihrer Ziele zu führen und gleichzeitig ein positives und produktives Arbeitsumfeld zu fördern. Um für den Lead geeignet zu sein, müsse man daher im Speziellen "Soft Skills" mitbringen. 85 Prozent der Board Member Befragten seien der Überzeugung, dass die richtige Persönlichkeit und gute soziale Kompetenz für eine:n Entscheidungsträger:in unerlässlich seien.

Fachliche Kompetenz und Know-how bewertet hingegen nur ein Drittel als "sehr wichtig". In der berufstätigen Gesamt-Bevölkerung würden die "soft skills" zwar ebenfalls als besonders gewichtig wahrgenommen werden. Dass ihre Vorgesetzten fachliches Know-How mitbringen, sei für 64 Prozent der Arbeitnehmer:innen aber ebenfalls entscheidend.

Besetzung zeigt sich als schwierig

Aufgrund des umfangreiches Anforderungsprofils ist es nicht verwunderlich, dass das Recruiting einer solchen Position nicht immer einfach ist. Mehr als die Hälfte der befragten Manager:innen bewerte die Besetzung von Führungspositionen daher auch als sehr oder eher schwierig. Dabei treffen die besten Personalentscheidungen nicht die obersten Hierarchien (26 Prozent), also Vorstand, Aufsichtsrat oder Geschäftsführung, sondern die Führungskräfte in den betreffenden Abteilungen (36 Prozent). In HR-Abteilungen (12,5 Prozent) bzw. Headhunter (12 Prozent) setzt nur jeweils jede:r Achte das größte Vertrauen. Den Anteil der Besetzungen im Top-Management, die sie bisher miterlebt haben und als "genau richtig" bewerten würden, schätzen die befragten Führungspersönlichkeiten im Mittel übrigens auf 60 Prozent. 

Negative Auswirkungen von Fehlbesetzungen

Neben Erfolgsfaktoren sei auch der Umgang mit Fehlbesetzungen auf den Top-Ebenen und deren Auswirkungen von entscheidender Bedeutung. Ein schlechtes Management würde dem Unternehmen nicht nur wirtschaftlich schaden, sondern könne auch dafür verantwortlich sein, das Mitarbeiter:innen frühzeitig kündigen.

"Fehlbesetzungen im Top-Management werden nach Einschätzung der befragten Inside:innen erst nach rund sechs bis acht Monaten sichtbar, haben jedoch für 81 Prozent sehr oder eher nachhaltige Auswirkungen und sind für lediglich 16 Prozent leicht reversibel", erläutert Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.

99 Prozent der befragten Entscheidungsträger:innen seien der Ansicht, dass sich schlechte Führungskräfte negativ auf das Betriebsklima auswirken und eine höhere Fluktuation bewirken (98 Prozent). Für 84 Prozent können sie auch einen negativen Einfluss auf die Mitarbeiter:innen-Gesundheit haben. Diese Einschätzungen würden auch von den befragten berufstätigen Personen vollumfänglich geteilt werden.

Kosten können entstehen

Fehlbesetzungen und schlechte Personalpolitik an der Spitzen können für die Unternehmen auch teuer werden. Knapp die Hälfte der Entscheidungsträger:innen schätzt die Schadenssumme, die durch die Fehlbesetzung einer Führungskraft entstehen können, auf mehr als eine Million Euro. Deswegen sei eine Aufarbeitung von Negativbeispielen umso wichtiger. Neun von zehn Insider:innen wünschen sich daher mehr Transparenz im Umgang mit Fehlbesetzungen.

Aufholbedarf in Österreich

Sich mit Fehlern auseinanderzusetzen, scheint in Österreich jedoch noch nicht richtig angekommen zu sein. Zwar bewerten 60 Prozent der befragten Wirtschaftsinsider:innen das Fehlermanagement im eigenen Unternehmen als sehr oder eher gut ein. Für Österreich im Allgemeinen falle diese Einschätzung mit nur acht Prozent Zustimmung dagegen verheerend aus, heißt es von den Studienautoren abschließend.

www.marketagent.com

www.boardsearch.at

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