Chat-Affäre: Rainer Nowak und Matthias Schrom sind (vorerst) ihre Jobs los

| Tobias Seifried 
| 07.11.2022

Presse-Chefredakteur- und Herausgeber stellt seine Funktionen aufgrund der Chats mit Ex-ÖBAG-Chef Schmid ruhend; ORF-Chefredakteur ließ sich wegen Chats mit Ex-Vizekanzler Strache beurlauben.

Am Wochenende haben sich Rainer Nowak und Matthias Schrom aufgrund ihrer in einem Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA)-Bericht aufgetauchten Chats mit Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid (Nowak) bzw. Ex-Vizekanzler Karl-Heinz Strache (Schrom) bei ihren Leser:innen, Seher:innen und Redaktionen entschuldigt (LEADERSNET berichtete). Dennoch dürfte der interne Druck auf den Presse-Herausgeber und -Chefredakteur sowie auf den ORF-Chefredakteur enorm gestiegen sein. Das führte nun zu dienstlichen Konsequenzen.

So hat Nowak am Montag seine Funktionen bei der Tageszeitung ruhend gestellt. Dieser Schritt beruhe auf einer eigenen Entscheidung. Dabei dürfte die interne und externe Kritik jedoch eine wichtige Rolle gespielt haben. Bei Schrom hat der Dienstgeber entschieden. Er wurde vom ORF beurlaubt, soll davor jedoch in einer Sitzung der Redakteur:innen selbst um die Beurlaubung gebeten haben.

Beide Medien leiten Untersuchungen ein

Die Styria Media Group, zu der die Presse gehört, hat eine interne Prüfung angekündigt. Bis deren Ergebnisse vorliegen, übernimmt der bisherige stellvertretende Chefredakteur Florian Asamer die Chefredaktion.

Beim ORF soll die Chat-Affäre ebenfalls voll und ganz aufgearbeitet werden. So kündigte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann am Montag an, dass der Sachverhalt vom ORF-Ethikrat untersucht werde. Laut Weißmann sei die Optik der Chats verheerend. Auch hier wird die bisherige stellvertretende Chefredakteurin Eva Karabeg mit der Redaktionsleitung beauftragt – und zwar bis auf weiteres.

Konkret teilte der ORF-Generaldirektor mit: "Die Optik der Chats ist verheerend und so habe ich den Ethikrat um Prüfung ersucht. Die Glaubwürdigkeit der ORF-Nachrichten steht trotz dieser Chats weiterhin außer Zweifel. Die ORF-Redakteur:innen arbeiten weisungsfrei und einzig auf Basis von ORF-Gesetz und Redaktionsstatut. Ihre Berichterstattung war, ist und bleibt unbeeinflussbar, das liegt auch daran, dass die bisherige Amtsführung von Matthias Schrom fachlich unumstritten war."

Hintergrund

In einem Bericht der WKStA zeigte sich, dass Nowak in einem Chat mit Schmid Ambitionen auf den ORF-Chefposten formulierte. Weiters ging es auch über einen Job für seine Frau (LEADERSNET berichtete). 

Bei Matthias Schrom stehen wiederum Chats mit dem damaligen Vizekanzler Heinz-Christian Strache im Mittelpunkt. Schrom war im Zeitraum der Chats (Frühjahr 2019) für die Berichterstattung auf ORF 2 verantwortlich.

In der Konversation zwischen Strache und Schrom ging es um die inhaltliche Ausrichtung der ORF-Berichterstattung sowie Personalwünsche der FPÖ beim öffentlich-rechtlichen Sender. Strache missfiel ein Bericht in der ZIB24, die damals auf ORF 1 lief. Der Standard hat am Wochenende Passagen der Chats veröffentlicht. Demnach schrieb Schrom über die Kritik von Strache: "Das ist natürlich unmöglich," und weiter: "Du weißt, ich bin ja nur für ORF 2 zuständig. ORF 1 (das noch viel linker ist) gehört ja Lisa Totzauer (und Wolfgang Geier)." Letztere war 2019 Channelmanagerin von ORF 1, Geier der Chefredakteur.

Wirklich nur vorübergehend?

Für beide Chefredakteure haben diese Konversationen nun dienstliche Konsequenzen. Ob es sich dabei um vorübergehende Entscheidungen handelt, oder ob Nowak und Schrom ihre bisherigen Jobs für immer los sind, werden die nächsten Wochen zeigen.

www.diepresse.com

www.orf.at

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